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dark canopy

Titel: dark canopy
Autoren: Jennifer Benkau
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einen kleinen Stein und warf ihn gegen eine der beleuchteten Fensterscheiben im dritten Stock. Sofort erschien ein rotwangiges Mondgesicht hinter dem Glas und verschwand wieder. Wir warteten und glaubten schon, dass man nicht mit uns reden wollte, als jemand die Haustür öffnete. Ein Junge von vielleicht zwölf Jahren, mit stiftdünnen Beinen, erschien, legte den Finger an die Lippen und winkte uns rein. Wir folgten ihm die Treppen hinauf und traten in die Wohnung der Schneiderfamilie. Schon in der Diele schlug uns trockene, warme Luft entgegen. Weiter ließ man uns nicht. Der Schneidermeister, ein hünenhafter, sehniger Mann Mitte dreißig, starrte uns mit unverhohlenem Misstrauen entgegen und scheuchte den Jungen in eins der Zimmer. Für einen Moment genoss ich es, dass meine eisigen Hände wieder beweglich wurden und meine rot gefrorenen Wangen sich erholten, dann begann ich schon zu schwitzen.
    Der Schneider verschränkte die Finger und ließ sie knacken. »Was habt ihr?«
    »Felle«, sagte ich, öffnete den Beutel und ließ ihn eines sehen. Keines von den Tieren, die ich erlegt hatte, denn die waren durch die Messereinstiche von minderer Qualität. Das würde er noch früh genug bemerken. »Sieben Karnickel, ein Fuchs und ein paar Ratten.«
    Die Frau trat neben ihn. Ihr Gesicht glühte vor Hitze und ihr Atem stank nach Essig. »Was wollt ihr dafür haben? Tabak? Gebrannten?«
    Ich runzelte die Stirn. Seit wann handelte Mars mit Derartigem? Die Frau schien krank zu sein, sie schwitzte heftig, vielleicht war sie verwirrt.
    »Kartoffeln«, schlug Amber vor und erntete ein Kopfschütteln. »Rüben, Brot oder Kohl.«
    »Hol die Kürbisse«, wies der Mann seine Frau an, ohne uns aus den Augen zu lassen. »Drei bis vier Butternusskürbisse kann ich euch dafür geben«, sprach er an mich gerichtet weiter.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das reicht nicht.«
    »Dann seid ihr mehr geworden im Clan?« Wieder knackten seine Finger. Ein widerliches Geräusch, er sollte damit aufhören.
    »Hungriger«, gab ich zurück und zwang ein Grinsen in meine Züge.
    »Rose«, rief er. »Pack einen Sack Äpfel drauf.«
    Wieder schüttelte ich den Kopf, diesmal energisch. »Tut mir leid.«
    »Und Mehl. Zwei Kilo.« Er sah mich an. »Verdammt, bei der heiligen Sonne! Drei Kilo Mehl, Rose!« Dann senkte er abrupt die Stimme und räusperte sich. »Habt ihr ... habt ihr auch ... Waffen?«
    »Nein.« Ambers Antwort kam pfeilschnell, doch der Schneider sah weiterhin mich an.
    »Ich habe mehr Essen«, sagte er. »Kartoffeln, Gerste, Möhren, lässt sich alles besorgen. Auch Gewürze. Ach, und Kandis. Wollt ihr ihn probieren?«
    Ich presste die Lippen zusammen, konnte nicht leugnen, dass es verlockend klang. Zu verlockend. Amber berührte mich am Arm, ihr Blick war eine Warnung. Das Ganze gefiel ihr nicht.
    »Wir haben keine Waffen«, sagte ich lauter als zuvor. »Und erst recht treiben wir keinen Handel damit.«
    »Schade.« Der Schneider rieb sich das Kinn, seine schwielige Hand und die Bartstoppeln verursachten ein fieses Kratzen. »Schade, schade. Waffen wären schon gut.«
    »Ja, wären sie.« Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Amber den Abstand bis zur Tür abschätzte.
    »Hilf mir mal, Joseph«, rief die Schneiderin aus der Küche. »Ich bekomm das Zeug nicht getragen, verdammich! Nun komm endlich her und hilf mir! Joseph!« Die Stimme wurde dringlicher, fast hysterisch. »Joseph, bitte!«
    Amber und ich begriffen. Im einen Moment war es noch eine Ahnung gewesen, mit dem nächsten Lidschlag Gewissheit.
    »Weg hier!«, zischte ich.
    Es war eine Falle.

2
    ayleen jordan? wer ist das?
»es kann dir egal sein, wer sie ist.
trag ihren namen, der ist nicht schwer.«
    Amber und ich warfen uns gleichzeitig herum. Dicht hintereinander stürzten wir durch die Tür, da bemerkte ich auch schon die beiden Gestalten, die aus unterschiedlichen Zimmern kamen und sofort die Verfolgung aufnahmen.
    Ich flankte über das Treppengeländer, landete ein halbes Stockwerk tiefer. Zu schnell: Durch eine gesprungene Fensterscheibe sah ich mehrere Percents in Schutzanzügen vor der Haustür stehen. Amber hatte besser reagiert als ich und war nach oben geflüchtet. Die beiden Percents, die uns jagten, teilten sich auf. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich meinem Verfolger zu stellen, um an ihm vorbeizukommen. Ich musste Amber folgen. Vor der Tür waren zu viele, das würde ich niemals schaffen. Schöne Scheiße.
    Mein Verfolger hetzte bereits hinter mir die
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