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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein?
Autoren: R Gibson
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auch, dass ich dich dann verlieren würde. Ich wusste, wenn ich es dir sagen würde, würdest du gehen und nie wiederkommen. Und so war es ja dann auch.«
    Sie stellte einen Kopierpapierkarton auf den Schreibtisch. »Ich will, dass du das bekommst. Es ist das Buch, für das ich nach Truly gezogen bin, und ich will, dass du es liest. Bitte.« Sie senkte den Blick auf den Karton. »Die Diskette liegt auch dabei, und ich hab den Text von meinem Computer gelöscht. Das ist die einzige Kopie. Mach mit beidem, was du willst. Wirf sie weg, fahr mit dem Truck drüber, oder mach ein Feuer damit. Das bleibt dir überlassen.«
    Sie schaute ihn wieder an, mit ruhigen braunen Augen und festem Blick. »Ich hoffe, dass du mir eines Tages vergeben kannst. Nicht, weil ich persönlich deine Vergebung bräuchte. Aber ich habe in den vergangenen Monaten etwas gelernt: Wenn man sich weigert, etwas zur Kenntnis zu nehmen, einer Sache ins Auge zu sehen oder daran zu denken, bedeutet das nicht, dass es nicht da ist, dass es einen selbst und die Entscheidungen, die man in seinem Leben trifft, nicht beeinflusst.«
    Sie leckte sich die Lippen. »Ich vergebe deiner Mutter. Nicht, weil die Bibel von mir verlangt, dass ich vergeben soll. Vermutlich bin ich keine so gute Christin, denn so großherzig bin ich einfach nicht. Ich vergebe ihr, weil ich dann frei
von der Wut und Bitterkeit der Vergangenheit bin, und das möchte ich auch für dich.
    Ich hab über alles nachgedacht, was ich getan habe, seit ich nach Truly gezogen bin, und es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe, Mick. Aber es tut mir nicht leid, dass ich dich getroffen und mich in dich verliebt habe. Dich zu lieben hat mir das Herz gebrochen und mir Schmerz bereitet, aber es hat mich auch zu einem besseren Menschen gemacht. Ich liebe dich, Mick, und ich hoffe, dass du eines Tages auch jemanden findest, den du lieben kannst. Du verdienst mehr im Leben als eine Reihe beliebiger Frauen, aus denen du dir nicht besonders viel machst und die sich nicht besonders viel aus dir machen. Dich zu lieben hat mich das gelehrt. Es hat mich gelehrt, wie es sich anfühlt, einen Mann zu lieben, und ich hoffe, dass ich eines Tages jemanden finde, der mich so liebt, wie du es nicht kannst. Weil ich mehr verdiene als eine Reihe beliebiger Männer, die sich nicht besonders viel aus mir machen.« Ihr Blick glitt über sein Gesicht und kehrte zu seinen Augen zurück. »Ich bin heute Abend hergekommen, um dir das Buch zu geben und weil ich mich verabschieden wollte.«
    »Du gehst weg?« Jetzt wusste er, wie er sich dabei fühlte.
    »Ja. Ich muss.«
    Es war das Beste, wenn sie ging, auch wenn es sich anfühlte, als würde sie ihm noch einmal das Herz aus der Brust reißen. »Wann?«
    Sie zuckte mit den Achseln und ging zur Tür. »Ich weiß nicht. Bald.« Sie warf noch einen letzten Blick über die Schulter und sagte: »Auf Wiedersehen, Mick. Ich wünsch dir ein schönes Leben.« Dann war sie weg, und er blieb allein
zurück und fühlte sich völlig leer. Die rote Strickjacke, die sie an dem Abend getragen hatte, als sie in dem weißen Halterneck-Kleid in sein Büro gekommen war, hing immer noch an einem Haken hinter der Tür. Er wusste, dass sie immer noch nach Erdbeeren roch.
    Er setzte sich auf seinen Stuhl und lehnte den Kopf zurück. Er musste an den alten Säufer Reuben Sawyer denken, der seit dreißig Jahren auf demselben Barhocker saß, traurig, Mitleid erregend und unfähig, über den Verlust seiner Frau hinwegzukommen. So Mitleid erregend war Mick nicht, aber er verstand den alten Reuben jetzt viel besser, als noch bevor er Maddie Jones geliebt hatte. Auch wenn er nicht zur Flasche gegriffen hatte. Ihm gehörten zwei Bars, und er wusste, wohin das führte. Dafür hatte er sich in die eine oder andere Schlägerei verwickeln lassen. Wenige Tage vor seiner Begegnung mit Maddie im Park hatte er die Finley-Jungs aus dem Mort’s rausgeworfen. Normalerweise rief er die Bullen, um mit erlesenen Arschlöchern und Saftnasen fertig zu werden, aber an jenem Abend hatte er sich gleichzeitig mit Scoot und mit Wes angelegt. Niemand hatte die Finley-Jungs je bezichtigt, besonders hell in der Birne zu sein, aber kämpfen konnten sie, und so mussten Mick und sein Barkeeper sie mit vereinten Kräften an die Luft setzen, wo eine handfeste Schlägerei gefolgt war, wie sie Mick seit der Highschool nicht mehr erlebt hatte.
    Mick raufte sich die Haare. Seit dem Abend, als er erfahren hatte, wer Maddie wirklich war, war er
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