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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein?
Autoren: R Gibson
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fassungslos hervor: »Oh. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du hast ja nichts falsch gemacht.«
    Er lachte ironisch. »Verschon mich nicht, Maddie. Ich hab
eine Menge falsch gemacht.« Er zog den Reißverschluss seiner Jacke auf, und er trug dasselbe Mort’s-Polohemd wie am Abend zuvor. Der Mann musste Dutzende davon haben. »Mir einzubilden, dass die Vergangenheit mich nicht quält oder beeinflusst, nur weil ich nicht darüber nachdenke, war nicht nur falsch, sondern auch dumm. Wenn ich es wirklich überwunden hätte, wäre mir nicht wichtig gewesen, wer du bist. Es hätte mich überrascht, vielleicht sogar schockiert, aber es wäre nicht wichtig.«
    Aber es war ihm wichtig gewesen. So sehr, dass er sie komplett aus seinem Leben gestrichen hatte.
    »Ich war die ganze Nacht wach und hab dein Buch gelesen. Zuerst wollte ich es nicht, weil ich dachte, es wäre eine lange Auflistung der Dinge, die meine Eltern getan haben, ergänzt mit grässlichen Fotos. Aber so war es nicht.«
    Am liebsten hätte sie die Hand ausgestreckt und ihn berührt. Seine Brust gestreichelt und ihr Gesicht an seinem Hals vergraben. »Ich hab versucht, fair zu sein.«
    »Du warst überraschend fair. Ich weiß nicht, ob ich so fair gewesen wäre, wenn deine Mutter meine erschossen hätte. Ich hab eine seltsame Verbindung zu meinen Eltern verspürt. Zu meiner Kindheit, und ich begreife jetzt, wie alles so schieflaufen konnte. Und ich begreife, dass man nicht immer eine zweite Chance bekommt, um etwas geradezubiegen.«
    Sie wollte, dass er die Hand ausstreckte und sie berührte. Dass er ihr Gesicht umfasste und seinen Mund auf ihren senkte. Stattdessen steckte er die Finger in die Tasche seiner Levi’s.
    »Als ich dich im Park gesehen habe, hab ich gesagt, dass
ich dich nicht kenne, aber das war gelogen. Ich kenne dich. Ich weiß, dass du lustig und clever bist und dass du frierst, wenn draußen 21 Grad sind. Ich weiß, dass du dich nach Schokolade verzehrst, dich aber mit einer nach Schokolade duftenden Körperlotion zufriedengibst. Ich weiß, dass du ein Problem damit hast, wenn Leute dir vorschreiben, was du tun und lassen sollst. Und ich weiß, dass dich alle für eine harte Nuss halten sollen, du aber eine Katze mit vorstehenden Zähnen bei dir aufnimmst und ihr ein Zuhause gibst. Alles, was ich über dich weiß, löst in mir den Wunsch aus, mehr über dich zu erfahren.«
    In ihrer Brust meldete sich wieder der vertraute Schmerz, und sie schaute auf ihre Füße, weil sie dem Gefühl, das in ihr wuchs, nicht recht traute.
    »Seit ich zurück nach Truly gezogen bin«, erklärte er, »hab ich mich gefühlt, als würde ich auf der Stelle treten und käme nicht voran. Aber ich hab gar nicht stillgestanden. Ich habe gewartet. Ich glaube, ich habe auf dich gewartet.«
    In ihren Augen brannten Tränen, und sie biss sich auf die Unterlippe.
    »Wenn ich mit dir zusammen bin, verspüre ich eine Ruhe, wie ich sie noch nie im Leben verspürt habe. Ich bin mit dir verstrickt, und du bist mit mir verstrickt, und es fühlt sich richtig an. Als hätte es so sein sollen. Ich liebe dich, Maddie, und es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, es dir wieder zu sagen.«
    Sie sah zu ihm auf und lächelte. »Ich hab dich vermisst.«
    Er lachte, und endlich kamen seine Grübchen wieder zum Vorschein. »Du kannst mich nicht mehr vermisst haben als ich dich. Ich war ein erbärmlicher Scheißkerl.« Er schlang
die Arme um sie und hob sie hoch. »Ich hab nie daran geglaubt, dass der Tod einen Sinn haben könnte«, meinte er und schaute hinauf in ihr Gesicht. »Aber wenn unser Leben anders verlaufen wäre, hätte ich mich nicht in dich verliebt.« Langsam glitt sie an seinem Körper herab, bis ihr Becken sich an seines schmiegte. Er war zur Liebe bereit, und er fuhr mit den Händen unter ihr Shirt und streichelte ihren nackten Rücken.
    Er senkte den Kopf und küsste sie. Sein Mund war warm, nass und angenehm. Später würde sie ihn an der Hand nehmen und ins Schlafzimmer manövrieren. Doch erst einmal wollte sie nur wieder seinen Kuss spüren, und es war, wie nach einem langen, kalten Winter bei Sonnenschein spazieren zu gehen. Ein wohliger Seufzer, den sie bis ins Mark spürte.
    Er zog sich zurück und drückte seine Stirn an ihre. »Seit jenem ersten Abend, als du ins Mort’s gekommen bist, hab ich nur noch Augen für dich«, gestand er. »Du warst das Einzige, was ich sehen konnte, auch wenn ich mir wahnsinnige Mühe gegeben habe, jemand anders
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