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Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen?
Autoren: Peter Wilhelm
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nicht?«
    »Los Antonia, erzähl!«, fordert Frau Büser Antonia auf.
    Antonia und Sandy sind auch ganz aus dem Häuschen, und Antonia erzählt: »Der Frau Büser hat die Person im Auto so leidgetan, und da hat sie mich gebeten, ich soll doch mal rausgehen und fragen, ob die vielleicht einen heißen Kaffee will, es ist doch so kalt draußen.«
    »Ja, und?«
    »Ja, und dann bin ich rausgegangen und hab in das Auto geguckt.«
    »Ja, und weiter?«
    »Da da … da …«
    »Hör doch auf zu stammeln«, unterbricht Sandy ihre Kollegin und setzt an ihrer Stelle den Bericht fort: »Antonia ist also gucken gegangen und hat an die Scheibe geklopft, und die Person hat sich nicht bewegt.«
    »Und dann hab ich mit meiner kleinen Taschenlampe am Schlüsselbund da reingeleuchtet«, sagt Antonia und hechelt vor Aufregung wie ein Mops nach einem Dauerlauf.
    »Ja, und dann?«
    »Dann hab ich sie gesehen!«
    »Wen?«
    »Na, die Leiche!«
    »Was denn für eine Leiche?«
    »Da sitzt eine Leiche auf dem Beifahrersitz!«
    »Nee, oder?«
    »Doch!«
    »Glaub’ ich nicht.«
    »Doch ehrlich, Chef, ich schwör’s!«
    In dem Moment geht die Tür vom Beratungszimmer auf, und Frau Schöngruber schaut heraus: »Sie, wo ist denn da mal die Toilette, ich müsste mal den Kaffee wegbringen.«
    Antonia und Frau Büser zucken zusammen, Sandy zieht die Augenbrauen hoch, und ich stehe da zwischen den vier Frauen und muss jetzt Licht in die Sache bringen.
    Sollte Frau Schöngruber eventuell wirklich die Leiche ihrer Schwester gleich mitgebracht haben?
    »Entschuldigung, Frau Schöngruber, unsere Frau Büser wird Ihnen sofort zeigen, wo die Toiletten sind, aber erlauben Sie mir bitte eine Frage. Meine Mitarbeiterin ist an Ihrem Auto vorbeigekommen und hat die Person auf dem Beifahrersitz gesehen, wer ist das denn bitteschön?«
    »Kann ich Ihnen gleich zeigen, aber erst muss ich den Kaffee wegbringen.«
    Während Frau Büser die Dame zum WC begleitet, stehen wir anderen herum und warten ungeduldig. Es vergehen endlose Minuten, die alte Dame muss eine Badewanne voll Kaffee getrunken haben. Endlich kommt sie, klappert mit ihrem Autoschlüssel und meint: »Wollen wir?«
    Sie schließt die Beifahrertür auf, und im schwachen Schein der Straßenbeleuchtung sehe ich das ganze Leichendrama in allen Ausmaßen.
    Frau Schöngruber sagt: »Darf ich vorstellen, das ist Franziska!«
    Sandy ist die Erste, die lacht, dann fällt auch Antonia in das Lachen ein, und schließlich kichert auch Frau Büser vor sich hin.
    Vor uns auf dem Beifahrersitz hockt keine Leiche, sondern eine in Männerkleidung gewandete Aufblaspuppe aus dem Sex-Shop, die eine ziemlich alte graue Lockenperücke auf dem Kopf hat.
    Frau Schöngruber macht eine beschwichtigende Handbewegung und sagt: »Das ist Franziska, meine Begleiterin, die sitzt immer neben mir im Auto. Seitdem ich Franziska habe, ist nie wieder in mein Auto eingebrochen worden, und vor allem … es sprechen mich keine Männer mehr an, als Frau kann man ja nicht vorsichtig genug sein.«

Trau, schau, wem
    Die folgende Geschichte muss ich einfach auch noch erzählen. Es sind ja manchmal nicht nur die Kunden und Fragesteller, die für lustige Begebenheiten sorgen. Im folgenden Fall ist es ein Pfarrer im Ruhestand. Weitere Protagonisten sind unsere Bürovorsteherin Frau Büser und unsere Angestellte Sandy sowie eine gewisse Frau Tschachkowiak, die allerdings eine eher getragene Rolle spielt.
     
    Pastor Zittelmann ist schon alt und wohnt im Schwesternhaus. Da der katholische Geistliche keine Ehefrau und vermutlich auch keine Kinder hat, ist das für ihn eine gute Lösung. Da wohnen noch mehr alte Leute, so ist er nicht alleine, und weil viele von denen früher viel Rindfleisch gegessen haben, vergessen sie auch viel, und so kann er seine nicht enden wollenden Geschichten aus vierzig Jahren Pfarrdienst sozusagen in einer Endlosschleife zum Besten geben. Überdies versorgen ihn die Schwestern, die heute in der Mehrzahl gar keine mehr sind und zu einem gewissen Teil sogar männlich sind, sehr gut. Und als frommer Mann hat er dort sein eigenes Zimmer.
    Nun ist es aber so, dass allenthalben Pfarrer fehlen, und so setzt man den alten Herrn gerne für die eine oder andere Beerdigung ein. Und der Dauerbrennerwitz von Frau Büser ist: »Pastor Zittelmann, haben Sie Zeit für eine Beerdigung?« Und was antwortet er dann immer? Genau: »Wenn’s nicht meine eigene ist.« Hahaha.
    Aber nein, Pastor Zittelmann ist ein ganz Netter, und sein Salär
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