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Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen?
Autoren: Peter Wilhelm
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sagen.«
    »Na also, da haben wir es doch!«
    »Was?«
    »Na, die haben doch das Stadion neu gebaut und so einen herrlichen Rasen gepflanzt. Da waren extra Grashalmpflanzer aus Holland da, die jedes einzelne Hälmchen gepflanzt haben.«
    »Ja?«
    »Und in der Mitte vom Fußballplatz, da ist doch dieser Punkt, da, wo es immer losgeht mit dem Spiel.«
    »Ja?«
    »Sehen Sie, und genau das Stückchen Rasen habe ich mir rausgesucht, das ist mein Anteil an dem Fußballverein. Ich bin ja schließlich die Erbin der Aktie.«
    »Aha.«
    »Und genau da soll die Urne von meinem Franz hin.«
    »Das geht nicht.«
    »Wie, das geht nicht?«
    »Das wollten schon viele.«
    »Und bei denen ist das nicht gegangen?«
    »Nein.«
    »Und hatten die auch alle Aktien?«
    »Sogar Dauerkarten!«
    »Ach, und das ist nicht gegangen?«
    »Nein, das geht nicht.«
    »Das ist aber schade.«
    »Ja, aber es geht nicht.«
    »Dann nehme ich doch ein ganz normales Reihengrab.«

Vierstellig
    »Können mein Mann und ich nicht in eine Urne?«
    »Nein, das geht nicht.«
    »Und warum nicht? Wir waren schließlich sechsundvierzig Jahre verheiratet.«
    »Weil Ihr Mann gestern gestorben ist und Sie noch leben.«
    »Ja und? Was hat das eine denn mit dem anderen zu tun?«
    »Wenn überhaupt, dann könnten wir die Asche von zwei Personen nur dann in eine Urne füllen, wenn diese ziemlich gleichzeitig sterben und eingeäschert werden.«
    »Wir könnten den aber jetzt in einer etwas größeren Urne beerdigen und in fünfzehn Jahren oder so wieder ausgraben und dann meine Asche dazutun.«
    »Das ginge natürlich rein theoretisch. Aber praktisch sehe ich da gewisse Probleme.«
    »Und welche?«
    »In so einer Urne ist normalerweise nur Platz für die Asche einer Person.«
    »Ich bin ja nicht besonders groß.«
    »Das macht nichts, es würde trotzdem nicht passen.«
    »Und wenn man eine ganz große Dose nimmt?«
    »Na ja, dann könnte es eventuell gehen.«
    »Geht das auch für drei?«
    »Wie, für drei?«
    »Nun ja, es ist vielleicht etwas unpassend und noch zu früh, um darüber zu sprechen, aber mein Mann war ja schon lange krank, und ich habe da so einen Verehrer. Ich könnte mir vorstellen, nochmals in den heiligen Stand der Ehe zu treten.«
    »Warum nicht? So sind Sie wenigstens nicht allein.«
    »Eben! Und der soll dann auch noch mit da rein.«
    »Wer? Wo rein?«
    »Na, der Theo, der Sangesbruder von meinem Mann, der soll auch noch mit mir und meinem Mann in die Dose.«
    »Das geht nun wirklich nicht! Sie können alle ins gleiche Grab, aber jeder in seiner eigenen Urne.«
    »Doof! Das finde ich doof!«
    »Das ist nun mal so.«
    »Na ja, dann muss es eben so sein. Gibt es denn Gräber für drei Personen?«
    »Es gibt Einzelgräber, Doppelgräber und große für vier Personen.«
    »Für vier? Um Himmels willen, Sie glauben doch wohl kaum, dass ich noch ein drittes Mal heirate.«
    »Sie müssen ja nicht alle vier Stellen belegen.«
    »Puh, da bin ich aber froh! Gut, dann also eins für vier Personen.«

Die Karaoke-Bar
    Frau Schlatt trauert um ihren Egon. Ihr Mann ist schon am Freitag vor Ostern im Josefinen-Krankenhaus verstorben. Dabei ging es ihm an sich bis vor vierzehn Tagen ganz gut, doch dann war er beim Arbeiten im Garten über ein Harke gestolpert, ins Straucheln geraten, in einen Strauch geraten und hatte sich die Hüfte gebrochen.
    Im Krankenhaus konnte man zwar ein stabiles, schönes, neues Oberschenkelgelenk einbauen, jedoch gesellten sich hässliche Bakterien dazu, und Egon Schlatt bekam eine Lungenentzündung, sprach dann auf die Medikamente kaum an, und so kam es, dass er nach mehr als einwöchigem Kampf auf der Intensivstation verstarb.
    Nein, nein, das sei kein Problem, der Verstorbene könne noch bis nach Ostern in der Kühlkammer des Krankenhauses bleiben, hatte man der Witwe gesagt, die ja in solchen Sachen keine Erfahrung hatte, weil sie erst ganz frisch als Witwe im Dienst war und vorher noch nie Witwe gewesen war. Dann habe sie genügend Zeit, um über Ostern einen Bestatter zu suchen, vor Dienstag könne der sowieso nichts machen.
    Da haben die Leute vom Krankenhaus durchaus recht, wie ich meine, jedoch nahm dann die Tochter von Frau Schlatt die Sache in die Hand und überzeugte ihre Mutter davon, dass man heutzutage in solchen Fällen nicht mehr zum Fachmann oder zum Traditionsbetrieb vor Ort gehe, sondern dass man im 21. Jahrhundert so etwas alles über das Internet mache.
    »Ich kenne aber gar keinen Herrn Endreut«, protestierte die
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