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Darf ich Dir vertrauen

Darf ich Dir vertrauen

Titel: Darf ich Dir vertrauen
Autoren: Christine Flynn
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Ihre Hilfe zu schätzen“, sagte sie so ruhig wie möglich. „Aber ich werde mehr als die heutigen Einnahmen einbüßen. Für Geschäfte wie meins gibt es behördliche Auflagen. Mit dem Lieferwagen verstoße ich dagegen, und ich darf nicht riskieren, meine Lizenz für die Zubereitung und den Verkauf von frischen Lebensmitteln zu verlieren. Ich werde nur Backwaren, Obst und Getränke anbieten können. Ich kann nicht mal Kaffee verkaufen, weil ich nicht genug Thermoskannen habe und sie unterwegs auch gar nicht füllen könnte. Das ist ein Drittel meines Umsatzes.“
    „Kaffee?“
    „Backwaren und kalte Getränke.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Dann zahle ich Ihnen die anderen zwei Drittel, bis Sie wieder einen richtigen Wagen haben.“
    Offenbar sah er nicht das geringste Problem. Außerdem schien er zu glauben, dass er nur sein Scheckbuch zücken musste und schon war ihre kleine Krise vorüber.
    Sie fragte sich, ob das Leben für ihn immer so einfach war. Vermutlich. „Es geht nicht nur um Geld. Geld können meine Kunden nicht essen. Und es gibt mir meine Arbeit nicht zurück“, erklärte sie. „Ich stehe um drei Uhr morgens auf, um zu backen und Sandwichs zu machen. Um zwanzig nach acht belade ich den Wagen und fahre zum ersten Standort. Nach der Frühstückstour komme ich zurück, um Nachschub zu holen, und beginne die Mittagsrunde. Die ist gegen zwanzig vor eins zu Ende. Dann tanke ich, bringe die Reste ins Seniorenheim, fahre am Markt vorbei und komme wieder her, damit ich den Wagen sauber machen, die Spender auffüllen und die Backzutaten für den nächsten Morgen zusammenstellen kann.“
    Erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, wie anders der morgige Tag verlaufen würde. „Jetzt brauche ich nicht so viele Kekse zu backen und überhaupt keine Sandwichs zu machen. Die Mittagstour fällt aus, und ich brauche mich nicht um den Wagen zu kümmern, also werde ich viel weniger zu tun haben, wenn ich am Nachmittag nach Hause komme.“
    Betrübt schüttelte sie den Kopf. „Wenn ich nicht so scharf auf die fünfzig Dollar für das dämliche Rechaud gewesen wäre, wäre jetzt alles wie immer.“ Cord beobachtete, wie die hübsche schwarzhaarige Frau auf der anderen Seite des Tischs sich die Stirn rieb. Ihre kurzen, gepflegten Nägel waren nicht lackiert, die schmalen Finger ohne Ring, das schimmernde Haar nach hinten gebürstet, wo es locker von einem Clip gehalten wurde. Der volle Mund trug weder Lippenstift noch Gloss. Madison O’Malley strahlte eine Frische aus, die er kaum kannte. Man sah ihr an, dass sie ihre freien Stunden nicht wie andere Frauen –
    einschließlich seiner Mutter und Schwestern – damit verbrachte, sich maniküren, pediküren, frisieren, schminken und massieren zu lassen. Andererseits hatte sie wohl auch nicht die Zeit dazu. Nach dem, was er gerade gehört hatte, gab es für sie Arbeit und herzlich wenig Schlaf.
    „Dieses Rechaud“, sagte er und legte den Kopf schräg, um ihr in die Augen zu schauen. „Ist das etwas, das sie für Ihr Geschäft brauchen?“
    „Es ist eins von vielen Dingen.“ Sie zog eine Serviette aus dem Halter und sah ihn an. „Ich würde mein Geschäft um einen Partyservice erweitern, aber mir fehlen die Ausrüstung und das Geschirr, das ich für Partys brauche. Wenn ich zwei gute Doppelrechauds hätte, hätte ich letzte Woche Suzie Donatellis Hochzeit ausrichten können. Nicht, dass sie mich gefragt hat“, gab sie zu und klang, als würde sie ein Selbstgespräch führen, während sie mit der Serviette spielte. „Aber das hätte sie, wenn ich ihr gesagt hätte, dass ich es schaffe.“ Sie lächelte wehmütig. „Deshalb habe ich den Kaffee und die Muffins ins Baubüro gebracht. Die zwanzig Dollar allein wären es nicht wert gewesen, von meinem Fahrplan abzuweichen, aber ein Trinkgeld von fünfzig Dollar war einfach nicht zu verachten. Und mit dem, was Sie mir dann gegeben haben, hätte ich das verdammte Ding fast kaufen können. Aber jetzt hat es mich meinen Wagen gekostet.“
    Einen Moment lang sagte Cord nichts.
    „Okay“, begann er schließlich. Wenn er diese Frau richtig verstanden hatte, war sie vor allem deshalb so aufgebracht, weil sie nicht mehr so viel zu tun hatte. Sie hatte sogar noch mehr als bisher arbeiten wollen, konnte es jedoch nicht, weil ihr die Mittel dazu fehlten.
    „Würde es helfen, wenn ich Ihnen die Ausrüstung und Aufträge besorge?“ Madison öffnete den Mund, blinzelte und schloss ihn wieder.
    „Ich kann alles kaufen, was
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