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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Autoren: Lilith Saintcrow
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der Magi“-Unterricht etwas gelernt hatte.
    Dieser Gedanke löste blinde Panik in mir aus. Beinahe wäre ich unter dem Ansturm meiner Angst zusammengebrochen, so zittrig waren plötzlich meine Knie.
    Steh auf, sieh zu, dass du einen klaren Kopf bekommst, und setz dich in Bewegung. Ein Stück die Straße hinunter ist ein Tempel, und niemand ist in der Nähe und beobachtet dich. Du musst jetzt in die Gänge kommen. Die Stimme gehörte Jace. Sie flüsterte und schmeichelte.
    Ich hielt mich nicht mit Nachfragen auf. Ob da mein toter Geliebter oder meine begrenzte seherische Begabung zu mir sprach, war völlig egal.
    Die einzig interessante Frage war, ob es stimmte. Ich war nackt und blutüberströmt. Nur meine Tasche war noch da. Ich musste unbedingt ein Versteck finden.
    Ich torkelte zur Einmündung der Gasse und warf einen Blick auf die kaum beleuchtete breite Straße hinaus. Über mir glitzerten die Unterseiten der Gleiter wie Glühwürmchen. Die Umgebungspsinergie schmeckte nach Synthhaschrauch, nach Schimmel und vor langer Zeit vergossenem Blut, am meisten aber nach mit Chill versetzter Galle.
    Riecht wie Jersey. Als ich den Kopf schüttelte, tropfte mir frisches, heißes Blut aus der Nase. Ich stolperte hinaus in die Nacht.

2
     
     
    Die Straße lag wahrhaftig völlig verlassen da. Sie war überwiegend von Lagerhäusern und Gleitergütertransportgeschäften gesäumt, die nicht viele nächtliche Besucher hatten. Und dazwischen befand sich tatsächlich ein Tempel, dessen Türen knarzten, als ich die flachen Stufen hinaufstieg. Es hätte irgendein Tempel in irgendeiner Stadt sein können, aber ich war mir zunehmend sicherer, dass das hier North New York Jersey war. Es roch einfach danach.
    Nicht, dass das im Moment eine Rolle gespielt hätte.
    Die Türen waren aus schwerem, schwarz gestrichenem Eisen gefertigt, in das die Sonnenscheibe der Hegemonie eingelassen war. Ich drückte gegen einen der Türflügel, der daraufhin quietschend nachgab. Das rechte Bein nachziehend schlüpfte ich durch den Spalt, und sofort schnappten die Sicherheitssysteme an den Tempelwänden hinter mir zu wie eine Luftschleuse, und der Lärm der Stadt verstummte schlagartig. Die Verletzung am Bein hatte ich mir damals bei der Jagd auf Kellerman Lourdes geholt. Ich fragte mich, ob all die alten Narben wieder aufbrechen würden – die Narben der Peitschenhiebe auf meinem Rücken und das Brandmal in der Falte unter meiner linken Pobacke.
    Und wenn sie aufbrechen würden – würde ich dann bluten? Und würde die Blutung jemals zum Stillstand kommen?
    Kram die ganzen alten Wunden wieder hervor und sieh nach, welche die tiefste ist. Die panische Stimme in meinem Kopf gab ein verängstigtes Kichern von sich, das von meinen klappernden Zähnen in einzelne Salven zerlegt wurde. Aber die Tür in meinem Kopf hielt stand und blieb geschlossen. Allerdings kostete es mich fast meine gesamte Kraft, die Erinnerung – an was auch immer – niederzukämpfen.
    Alle Tempel der Hegemonie sind auf einem Knotenpunkt sich kreuzender Kraftlinien errichtet, und die summenden Sicherheitssysteme nähren sich aus der gesammelten Psinergie, die unter ihnen einherfließt. Der Tempel hatte, wie die meisten Andachtsstätten, zwei Flügel, die man von dem schmalen Flur aus betrat. Einer war den Göttern aus Alt-Graecia geweiht, der andere den Egyptianica. Es gab auch noch andere Götter, aber zu diesen wurde am häufigsten gebetet, und so hatte ich großes Glück gehabt.
    Falls ich noch an Glück glaubte.
    Inzwischen war Jace’ Stimme in meinem Ohr verstummt. Ich konnte mich noch immer nicht an das erinnern, was man mir angetan hatte.
    Was es auch war, es war jedenfalls schrecklich. Ich hin in sehr schlechtem Zustand.
    Beinahe hätte ich über diesen absurden Gedankengang gelacht. Als ob das nicht sowieso längst klar gewesen wäre.
    Der Hauptraum war wie üblich der Sonnenscheibe der Hegemonie gewidmet, die doppelt so groß war wie ich und ein wenig auf dem Altar hin- und herschaukelte. Ich musste durch den Mund atmen, weil meine Nase voller Blut war. Das machte mir ein bisschen Sorge – normalerweise verschloss das schwarze Blut alle Wunden und heilte meine makel- und porenlose goldene Haut, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Aber hier stand ich nun und blutete. Ich konnte nicht unterscheiden, ob auch der Rest meines Körpers blutete, insbesondere an der Innenseite meiner Schenkel, wo ich schier unerträgliche Schmerzen hatte und heißes Blut klebte.
    Ich
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