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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Autoren: Lilith Saintcrow
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breit. Vor lauter Angst hatte sie sich vollgepisst.
    Ich verzog das Gesicht. Jede Faser meines Körpers, jede einzelne Blutzelle kochte vor Zorn. Ich strömte eine Hitze aus, dass die Luft stöhnte und alles Glas beschlug. Die Holzbeschläge der Vitrinen klapperten und pfiffen unter dem plötzlichen Temperaturunterschied, der Boden geriet ins Wanken. Das Haus bebte. Alles, was Pontside, Mercy und ihr lustiger Haufen dreckiger Bullenschweine bei ihrer Hausdurchsuchung ganz gelassen hatten, zersprang jetzt.
    Die Entscheidung liegt bei dir. Die Entscheidung liegt immer bei dir. Die Stimme des Todes klang freundlich. Die unendliche Freundlichkeit des Gottes, dem ich mein Leben geweiht hatte. Er würde mich weiterhin akzeptieren und auch dann noch lieben, wenn ich Ihm die Bitte abschlagen würde.
    Aber Er hätte mich nicht ausgerechnet darum bitten dürfen.
    Sie war hilflos und unbewaffnet. Wehrlos. Aber sie war schuldig, und sie hatte gelogen und gemordet wie jeder x-beliebige Verbrecher, den ich je gejagt hatte.
    Anubis et’her ka … Töte. Töte sie töte sie TÖTE SIE!
    Ob die Antwort von Anubis oder aus meinem tiefsten Herzen kam, konnte ich nicht sagen. Aber sie kann sich nicht wehren. Das ist Mord, Danny.
    Es war mir egal Aber dennoch …
    „Ich habe sie nicht umgebracht“, flüsterte ich. „Die Heilerin. Ich habe sie nicht … ich bin einfach weggegangen. Und dann war ich in einer Telefonzelle und habe Polyamour angerufen.“
    „Das hat sie mir erzählt. Sie war die Letzte, die mit dir gesprochen hat, soweit ich das rausfinden konnte. Sonst wusste keiner was. Und es hat mich ganz schön Mühe gekostet, sie zum Reden zu bringen.“
    Das konnte ich mir gut vorstellen. Lucas Villalobos war der schlimmste Albtraum jedes Psionen. Wir wussten, was er für seine Hilfe verlangte, und nur die Verzweifelten ließen sich mit ihm ein. Mir war keine Zeit geblieben, Poly zu sagen, dass Lucas auf meiner Seite stand.
    „Valentine?“ Lucas unterließ es, mich durchzuschütteln – den Göttern sei Dank. „Würdest du mir erzählen, wo du gewesen bist?“
    Ich dachte nach. Wo war ich gewesen?
    Mein Herz machte einen Satz, und der Schmerz zerriss mir fast die Brust. Klauenfinger gruben sich in …
    Lucas packte mich am Handgelenk, zog mich halb aus dem Bett und versuchte gleichzeitig, meinem Schlag auszuweichen. Ineinander verkeilt gingen wir zu Boden. Meine Klauen fuhren aus, trafen aber nur Luft, weil er auch diesem Angriff auswich. „Hör auf!“, schrie er. Es war erstaunlich, wie laut seine Stimme trotz seiner kaputten Kehle klang. „Jetzt beruhige dich endlich, verdammt noch mal.“
    Das Laken hatte sich mir um die Hüfte gewickelt. Einer von Lucas’ mageren Armen lag um meine Kehle, sein Knie war mir ins Kreuz gepresst. „Beruhige dich“, wiederholte er, den Mund nahe an meinem Ohr. „Ich bin nicht dein Feind, Valentine! Hör auf damit!“
    Ich erstarrte. Mein Herz schlug so heftig, dass mir die Ohren pochten. Und nicht nur dort, sondern auch in den Handgelenken, den Knöcheln, der Kehle und im Hinterkopf konnte ich meinen Puls spüren. Sogar meine Haare wogten im Rhythmus meines Herzschlags.
    Es stimmte. Er war nicht mein Feind.
    Aber wer dann? Was war bloß geschehen? „Ich weiß es nicht“, flüsterte ich. „Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich kann mich nur noch daran erinnern, wie ich in dieser Telefonzelle stand.“
    Das war nicht die ganze Wahrheit. Ich war aus der Telefonzelle getreten und war … irgendwohin gegangen.
    Und zwar ganz schön weit, meldete sich eine spöttische Stimme in meinem Kopf zu Wort. Du bist geradewegs über den Mond gelaufen. Über den Scheißmond und in die Schwärze, Schätzchen.
    Lucas war völlig außer Atem. „Bist du jetzt wieder ruhig?“
    Ich bin nicht mal ansatzweise ruhig , Lucas. Aber es muss reichen.
    Ich starrte auf den Boden – schmierige Bretter, in deren Zwischenräumen sich Dreck angesammelt hatte. Nur meine schlanke goldene Hand, die ich vors Gesicht hielt, verhinderte, dass ich in den Boden gedrückt wurde. Die Ringe saßen noch immer an meinen Fingern, aber ihre Steine waren alle trüb und leer und ohne Zauberkraft. Die hatte ich komplett aufgebraucht.
    Wann?
    Ich hustete gequält. Am liebsten hätte ich ausgespuckt, verkniff es mir aber. „Lass mich los.“
    Er gehorchte. Ich setzte mich auf und lehnte mich gegen die Pritsche. Ich war immer noch in das Laken gewickelt. Lucas ging geschmeidig in die Hocke und sah mir ins Gesicht – so wie eine Katze
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