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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
Autoren: Lilith Saintcrow
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hinweg, wie ein Angelhaken, der sich ins Fleisch bohrt und juckt. Nachdem ich ein paar Sekunden lang wie in Trance darüber nachgebrütet hatte, konnte ich das Gefühl einordnen.
    Es war nicht mehr das Gefühl, beobachtet zu werden. Es fühlte sich an, als würde ich gezogen.
    Eine Vorahnung stieg in mir auf. Jetzt, wo ich zu müde war, um mich zu bewegen, gelang es ihr, durch dunkles Wasser emporzusteigen und sich vor mir zu enthüllen. Vor meinem inneren Auge sah ich nur noch die Spitzen meiner Stiefel auf dem brüchigen Betonboden.
    Ich hob den Kopf und schüttelte das Bild mühsam ab.
    Als ich die Welt wieder erkennen konnte, hatte sich alles verändert. Nicht auffällig, nur … die Farben waren etwas blasser, meine dämonenscharfe Sehfähigkeit hatte sich eingetrübt. Eine graue Schicht überzog alle Oberflächen, von der unebenen Straße über den rissigen Bürgersteig bis zur schlaffen Haut der Hure, die immer noch die Straße auf und ab lief. Die alten Wunden -Luzifers Tritt, Höllenhundklauen und jetzt auch noch Kugeln -sie alle juckten, als wollten sie sich wieder öffnen. Ich hatte mich gefragt, wo wohl die Grenze der Erneuerungsfähigkeit meines Körpers lag. Vielleicht würde ich das jetzt herausfinden.
    Dante, das ist selbst für dich eine äußerst pessimistische Spekulation.
    Am Rand meines Sichtfelds entstand ein grünliches Glitzern, das vom Plasglas der Zelle reflektiert wurde. Mein Armreif glühte, und als ich mich darauf konzentrierte, wusste ich plötzlich von einer Sekunde auf die andere, was ich als Nächstes zu tun hatte. Der Drang festigte sich summend in dem Metall des dämonischen Artefakts, und die Empfindung von kalter Taubheit, die von Japhrimels Mal eingedämmt worden war, umschloss mich wie Wände aus diamantenem Eis.
    Zeit, alles auf eine Karte zu setzen, Danny. Wenn du schon nichts richtig hinkriegen kannst, dann tu wenigstens das, was du tun musst.
    Ich sog meine Wangen nach innen und kaute sanft auf ihnen herum. Ließ meine Finger über den Schwertknauf gleiten. Was ich mir da überlegte, war Wahnsinn. Reiner Selbstmord. Der Drang klopfte an mein Gehirn, flüsterte mir in die Ohren und zog mich an Fingern und Zehenspitzen.
    Komm schon, bettelte er. Komm mit mir mit. Jemand möchte dich treffen, Dante.
    Mit gesenktem Kopf stürmte ich aus der Telefonzelle. Ich wusste, wohin ich gehen musste. Drang im Verbund mit Vorahnung, Instinkt und Logik, die sich ineinander verflochten, eindeutig wahrnehmbar als Flüstern, wie die Stimme eines Sternsaphirs an seiner Platinkette.
    Wie die kalte, lippenlose Stimme des Armreifs, der an meinem Handgelenk glänzte und mich endlich in die richtige Richtung zog. Sanft, aber mit wachsendem Nachdruck.
    An der Ecke Fifth und Averly erwischte ich ein Taxi, und während ich auf dem Knauf meines Schwerts herumtrommelte, ließ der Pilot eine nicht enden wollende Schimpfkanonade auf die anderen Gleiterpiloten los. Außer beim Start und bei der Landung kann ein Taxi die ganze Zeit von der KI-Navigation gesteuert werden. Aber den Gleitertaxipiloten wurden im Rahmen des Gesetzes zur Vermeidung von Arbeitsplatzverlusten durch KI Ausnahmeregelungen zugestanden. Die meisten von ihnen waren wild entschlossen zu beweisen, dass ein Mensch das Taxi besser manövrieren kann als eine Maschine. Entweder war es Nostalgie, was meinen Piloten die ganze Zeit fluchen ließ, oder Nervosität.
    Als er mich absetzte, stieg mir der schwere, feuchte Geruch des Meeres in die Nase. Nebel hatte sich gebildet. Ich konnte einen Transportgleiter nach Paradisse besteigen oder mit dem Gleiterzug nach North New York Jersey oder in jedes andere Zentrum fahren. Würden Japhrimel und die Hellesvront die Transportgleiter überwachen? Ich musste mir etwas überlegen -ich wollte ihn nicht zu Eve führen.
    Dante, du weißt doch, dass das keine Rolle spielt. Als ich an dem niedrigen, geduckten Gebäude ankam, stellte ich fest, dass die dämonischen Sicherheitssysteme an dem verwahrlosten Gelände, das einst eine Schule gewesen war, jetzt geerdet waren. Während ich durch die kaputte Umzäunung trat und über den aufgerissenen Betonboden des Gravball-Spielfelds schritt, konnte ich keinen Hinweis auf Dämonen, Menschen oder Sonstiges entdecken.
    Mich schauderte, und meine rechte Hand krampfte sich um den Schwertknauf. Das Gelände lag völlig ruhig da. Zu ruhig, und es roch nach Gewürzen und Psinergie, den Ausdünstungen eines Dämons. Unter meinen Stiefeln knirschte der Kies. Es klang, als
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