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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
Autoren: Lilith Saintcrow
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entgegen.

Coda
    Mitten im Tank fand ich eine Telefonzelle, die noch nicht Vandalen zum Opfer gefallen war. Ich hob den Hörer ab und wählte eine Nummer, die nach wie vor in meinem Magitrainierten Gedächtnis gespeichert war. Am anderen Ende der Leitung klingelte es siebenmal. Es war dunkel, und dort kümmerten sich vermutlich alle um ihre nächtlichen Geschäfte.
    Endlich nahm jemand ab. „Haus der Liebe“, schnurrte mir eine honigsüße Stimme, die für eine Sexhexe seltsam androgyn klang, ins Ohr.
    Ich räusperte mich, starrte durch das Plasglas der Zelle nach draußen und sah die Straße hinauf und hinunter. Ich sehe echt beschissen aus. Wie wäre es mal mit ein paar Tagen, an denen niemand auf mich schießt, mich in die Luft jagt oder mir die Klamotten zerfetzt? „Dante Valentine. Ich möchte Polyamour sprechen.“
    Am anderen Ende ertönte ein würdeloses Quieken, dann wurde eine Entschuldigung gemurmelt und ich in die Warteschleife gehängt. Keine Musik, nur knisternde Stille.
    Gegenüber sah ich eine Hure ihren Straßenabschnitt ablaufen. Sie trug eine blaue Kunstlederhose und einen weißen Mantel aus Synthfell. Ihre Plateausohlen aus durchsichtigem Plasilica glänzten im trüben Licht der Straßenlaterne. Das gedämpfte Klacken ihrer Absätze auf dem Bürgersteig hatte einen langsameren Rhythmus als mein Herz. Als ein Gleiter gemächlich vorbeifuhr, schob sie eine Hüfte nach vorn. Der Gleiter verschwand, und ihre Schultern sackten herab. Wieder ging sie auf und ab. Das getrocknete Blut auf meiner Kleidung und meiner Haut erzeugte bei jedem meiner Atemzüge ein leichtes Rascheln.
    „Dante?“ Polyamours Stimme, zart wie Karamell. Meine Nackenpartie verkrampfte sich noch ein bisschen mehr.
    „Poly.“ Wieder das Rascheln. Ich sagte ihren anderen Namen, den, den man ihr bei ihrer Geburt gegeben hatte. „Steve.“
    Sie schnappte nach Luft. „Es steht in allen Zeitungen. Mach dir keine Gedanken, es ist für alles gesorgt.“
    „Ich habe noch etwas zu erledigen“, flüsterte ich. Warum war meine Kehle so zugeschnürt? „Kümmerst du dich um …“
    „Ich sagte doch, es ist für alles gesorgt. Dante, du klingst …“ Ihre Stimme wurde tiefer, wie die eines jungen Mannes. Ich konnte sie fast schon vor mir sehen, wie sie mit dem schlanken weißen Cerano-Telefon am Ohr an einem Sessel lehnte, leichte Sorgenfalten in ihrem außergewöhnlich hübschen Transvestitengesicht.
    Bei dem Versuch, lauter zu sprechen, zerriss es mir fast die Kehle. „Ich komme wieder, aber ich weiß noch nicht, wann.“ Ich lüge. Tut mir leid, Poly. Ich glaube nicht, dass ich wiederkomme. Ich habe Gabe versprochen, mich um ihre Tochter zu kümmern, aber hinter mir sind Dämonen her, was soll ich also tun? Bei dir ist sie sicherer.
    „Sie ist in guten Händen, Dante. Komm bald wieder.“ Sie schwieg einen Moment lang. „Wenn du heute Abend kommen möchtest, würde mich das freuen.“
    „Ich kann nicht.“ Es ist zu gefährlich, vor allem, wenn Dämonen in der Stadt sind. „Aber ich komme so schnell wie möglich wieder. Das verspreche ich.“ Ich habe Gabe ein Versprechen gegeben und bin dabei, es nicht zu halten. Nicht zum ersten Mal.
    „Pass auf dich auf.“ Wieder veränderte sich ihre Stimme. „Dante, wir hatten einen … einen Besucher. Ein grünäugiges Etwas, das behauptete, es käme von dir. Es hat nichts von mir bekommen.“
    Mir gefror das Blut in den Adern. „Blond?“ Wenn Luzifer von Gabes Tochter wusste …
    „Wie bitte?“
    „War. Das Etwas. Blond?“
    „Nein. Groß, dunkel und finster. Langer schwarzer Mantel, schicke Stiefel.“
    „Wann war das?“
    „Vor drei Stunden.“
    Ich schloss die Augen. Japhrimel war unterwegs, vermutlich auf der Suche nach mir. „Ich komme wieder, sobald es geht. Brauchst du …“ Was? Geld? Einen bewaffneten Wächter? Was kann ich ihr schon gehen, jetzt, wo mehr als ein paar korrupte Bullen hinter mir her sind?
    „Es ist für alles gesorgt.“ Inzwischen schnurrte sie wieder wie eine Sexhexe. „Wenn du wieder da bist, kannst du gern hier wohnen. Ich habe nichts vergessen.“
    „Ich auch nicht.“ Einer der Flüche eines Magitrainierten Gedächtnisses. Ich konnte nicht vergessen, nicht einmal, wenn ich wollte. Ich ersparte mir jegliche Abschiedsfloskel, hängte einfach auf und lehnte meine Stirn gegen das Plasglas. Für ein Problem war erst mal eine Zwischenlösung gefunden. Kälte kroch meinen Arm hinauf und glitt schließlich über Japhrimels Mal an meiner Schulter
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