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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
Autoren: Lilith Saintcrow
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auf meine Hand zu. Plötzlich hielt ich inne. Sprachlos starrte ich die zitternde Sedayeen an. Die lärmenden Sirenen kamen rasch näher.
    Nein. Das konnte nicht sein.
    Die Welt um mich herum verlangsamte sich. Die Zeit blieb stehen. Blaue Flammen schoben sich vor meine Augen, und ich spürte die Berührung meines Gottes, die durch die widerspenstigen Schichten meiner Psyche glitt. Ich fühlte mich schwerelos, als würde ich das Gewicht meines Körpers zurücklassen und in das klare, rationale Licht des Was Danach Kommt eintauchen, in das große Geheimnis, das der Tod ins Ohr der Reisenden flüstert. Meine linke Schulter durchzuckte ein derart heftiger Schmerz, dass mir die Luft wegblieb. Sofort ging ich mit gesenktem Kopf in die Knie. Das Schwert, schräg aufgerichtet, fing leise an zu summen, als es die Gegenwart der einzigen Macht spürte, vor der ich mich verbeugte: die Anwesenheit des Todes höchstpersönlich.
    Das? Dieses kleine Miststück, diese Verräterin, sollte ich dem Wunsch des Todes gemäß verschonen? Das war das Geas, das mein Gott mir auferlegt hatte? Mein Gott, dem ich jederzeit bedingungslos alles anvertraut hatte, mein Leben, meine Ängste, meine Verletzlichkeit?
    Die Entscheidung liegt bei dir, sagte Er. Seine Augen, in denen sich die Ewigkeit widerspiegelte, ruhten auf mir. Die Entscheidung liegt immer hei dir.
    „Nein“, stöhnte ich leise. „Nein. “
    Ich wollte sie töten. Ich sehnte mich danach, brannte darauf, sie zu zerstückeln, ihr Blut fließen zu sehen, ihrem elenden Leben ein Ende zu setzen. Ich hatte es geschworen. Verlangte er von mir, den Eid zu brechen, den ich meiner besten Freundin, meiner einzigen Freundin gegeben hatte?
    Die Sirenen waren fast schon da. Ich hörte das Heulen der Polizeigleiter. Und ich hörte meine Stimme, die unter meiner aufgestauten Wut erzitterte, sodass auch das restliche Glas noch zersprang. „Arminset’herka …“
    Das Gebet erstarb mir auf den Lippen. Meine Sicht wurde wieder klar. Sie drückte sich immer noch gegen die Anrichte, das Gesicht zu einer Grimasse verzogen. Sie war eine Sedayeen, eine Heilerin, unfähig, sich zu wehren.
    Aber sie war dazu fähig gewesen, Eddie zu verraten, Gahes Haus auf der Suche nach dem Heilmittel zu verwüsten, mich rundheraus anzulügen. Mir eiskalt ins Gesicht zu lügen wie Japhrimel, zu lügen wie ein Dämon, ohne eine Miene zu verziehen. Ja, schlimmer noch als ein Dämon. Japhrimel hatte wenigstens einen Grund, mir die Wahrheit zu verheimlichen.
    „Cameron“, krächzte ich. „Deine Leibwächterin. Pico-Phize.“
    Mercy schüttelte nur traurig den Kopf. „Sie hatte Verdacht geschöpft. Wir wollten sie in der Klinik eliminieren, aber … sie gehörte ebenfalls zu Pico-Phize. Gestern wollte sie sich mit Massadie treffen, als er plötzlich vom Tanner-Anwesen aus anrief und ihr irgendwas vorbrabbelte, dass er dich getroffen habe. Es war … wir mussten … tja.“ Ihr Blick senkte sich erneut auf Pontsides Leiche. „Er hat es getan.“
    Die Erkenntnis explodierte wie ein Reaktivfeuer in meinem Kopf. Die Mörderbande, die vor der Klinik gewartet hatte, das waren keine Mafia-Truppen gewesen, sondern ganz normale Saint-City-Polizisten in ihrer Freizeit. Korrupte Bullen, die eine unbequeme Leibwächterin beseitigen sollten, weil sie möglicherweise zu viele Fragen gestellt hatte. Dann war ich aufgetaucht, und Mercy hatte mit einer Selbstverständlichkeit gelogen, die selbst Luzifer die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.
    Cam war gestern auf dem Weg in den Tod gewesen, während ich mich in einem Dämonenhaus aufgehalten hatte. Wenn man mich nicht gefangen genommen hätte, dann hätte ich sie vielleicht noch retten können. „Herborne hatte das Personal für das Attentat auf Eddie geliefert, reine Routine, wenn man die Höhe der Profite bedenkt, die du erwähnt hast. Aber für Gabe reichte dir das nicht. Für sie hast du korrupte Bullen benötigt, angeführt von deinem Bruder.“
    Ihre Zähne klapperten. Sie schwieg. Es gab auch nichts zu sagen. Ich hatte recht.
    „Ich sollte dich umbringen.“ Ich brachte nur ein angestrengtes Flüstern zustande. Sie kam aus dem Zittern gar nicht mehr heraus, kauerte sich noch weiter in sich zusammen und sackte schließlich neben der Anrichte auf den Boden, wo sie vor sich hin wimmerte wie ein Karnickel, das in der Falle sitzt. „Ich sollte dich ganz langsam töten. Ich sollte dich in die Hölle schicken. Ich sollte dich umbringen.“
    „Na los doch!“, schrie sie
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