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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
Autoren: Lilith Saintcrow
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mit komplizierten Mosaikmustern. In einem Messingtopf in der Nähe der Tür wuchs neben einem Zeitungsständer mit billigen Holovidmagazinen ein Drachenbaum.
    „Es gibt Neuigkeiten.“ In Vanns Stimme schwang Unsicherheit und Respekt mit, als wäre ich ein giftiges Tier, dem er nicht zu nahe treten wollte. Sehnsüchtig warf ich einen Blick zu dem kleinen Cafe hinauf, das im ersten Stock der Pension untergebracht war. Ich hatte ja so einen Hunger!
    „Such uns schon mal einen Tisch, Dante“, sagte Japhrimel leise. „Ich komme gleich nach.“
    Ich überlegte, ob ich nicht lieber bleiben sollte, um zu hören, was Vann zu erzählen hatte, aber dann beschloss ich, dass ich es vermutlich gar nicht wissen wollte. Bei Gelegenheit würde ich schon rausfinden, was es war. Und wenn es sich um etwas handelte, von dem Japhrimel nicht wollte, dass ich es erfuhr, würde Vann sowieso nichts sagen. Also konnte ich mich genauso gut darum kümmern, dass ich etwas in den Magen bekam. „In Ordnung.“ Einen übellaunigen Seitenhieb konnte ich mir allerdings nicht verkneifen. „Ich nehme an, wenn es um etwas gehen würde, das ich nicht erfahren soll, hätte er dich erst später darauf angesprochen, habe ich recht?“
    Ich drehte mich auf dem Absatz um und wäre davonstolziert, wenn Japh mich nicht am Arm gepackt hätte. Ich wusste, dass ich ihn nicht abschütteln konnte – er war um einiges stärker als ich. Gegenwehr würde zu nichts führen.
    „Dann bleib. Hör dir alles an.“ Auf seiner Stirn bildete sich eine steile Kalte, als er Vann musterte. „Nun?“
    „Es hat Sarajewo verlassen. Mit welchem Ziel, wissen wir nicht. McKinley behauptet, in Kali I ginge irgendetwas Verdächtiges vor sich, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand so blöd ist, ausgerechnet dort zu suchen. Wir stellen die Berichte gerade zusammen. Ich wette, es folgt ohne Probleme der Route.“
    Wie immer, wenn er mit Japh sprach, schwang in seiner Stimme eine Mischung aus tiefem Respekt und erstaunlicher Unerschrockenheit mit.
    Japhrimel nickte gedankenvoll. Sein Daumen glitt über meinen Arm, eine sanfte, geistesabwesende Liebkosung, während ich in meinem Gedächtnis kramte, um den Sinn von Vanns Mitteilung zu verstehen.
    In der Demilitarisierten Zone Sarajewo hatte es etwas gegeben, das Japhrimel hatte abholen wollen. Der Anhelikos -ein gefiedertes Wesen, das in einem alten, verlassenen Tempel lebte, hatte ihm mitgeteilt, es sei zum Dach der Welt gebracht worden – was immer das bedeuten mochte.
    Bei dem Gedanken an Sarajewo überlief mich ein Schauder, und auf einmal fand ich es kalt in der klimatisierten Halle. Eine Stadt voller Paranormaler und Luzifers Finger, die sich um meinen Hals schlossen – außerdem war mein Bauch noch ziemlich empfindlich von dem letzten Tritt, den der Teufel mir verpasst hatte. Sein Abschiedsgeschenk.
    Wieder spürte ich Japhs besänftigende Berührung. „Der Schatz ist auf Reisen“, sagte er grüblerisch. „So etwas hat es seit Tausenden von Jahren nicht mehr gegeben.“
    „Seit Tausenden von Jahren?“ Vann klang nicht weiter überrascht. Mit seinen plumpen Fingerspitzen fuhr er sich über das verunstaltete Gesicht und zog eine Grimasse. Es war eher eine rhetorische Frage als ein Ausdruck von Zweifel.
    Japhrimel zuckte mit den Schultern, eine geschmeidige, anmutige Bewegung. „Ich war derjenige, der es in die Obhut von Kos Rafelos gegeben hat, und als wir dort ankamen, war es gerade erst verschwunden. Das Spiel hat begonnen. Jetzt werden sie nach dem Schlüssel suchen.“
    Schlüssel? Was für ein Schlüssel? Und wer sind „sie“? Ich sagte es nicht laut, aber Japhrimel sah mich an, als würde er abwägen, wie viel er mir erzählen sollte. Ich versuchte, die Ungeduld zu zügeln, die mich plötzlich erfasst hatte. Er verdiente ein bisschen Nachsicht, auch wenn ich nach wie vor nicht glücklich darüber war, dass er mich in Sarajewo wie ein ungehorsames Hündchen geschüttelt und gegen die Wand einer U-Bahn-Station gedrückt hatte. Wenn ich daran dachte, wie er seine überlegene Kraft eingesetzt hatte, um mir seinen Willen aufzuzwingen, empfand ich noch immer eine Mischung aus auflodernder Wut und ängstlicher Erwartung, als würde ich mich für einen Bauchschuss wappnen.
    Andererseits hatte er mir Luzifer lange genug vom Leib gehalten, dass sich meine angeknackste Psyche wieder hatte erholen können. Er hatte mich so sorgfältig versteckt, dass auch andere rebellische Dämonen mich nicht hatten finden
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