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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
Autoren: Lilith Saintcrow
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ließ ein wenig nach. Lucas war nicht der Typ für Smalltalk.
    Dann kam die Bedienung, eine schlehenäugige Ägyptiana in Jeans und einem bauschigen, talarähnlichen Hemd. An den dunklen Händen hatte sie traditionelle Lasertätowierungen. Das Hemd war aus weicher Baumwolle und an den Ärmeln und am Kragen mit roter Stickerei verziert. Ihre langen schwarzen Haare trug sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Sie sah sehr exotisch aus, und dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch den goldenen Nasenring, die schmalen Goldringe an jedem ihrer Finger und die aneinanderklirrenden schmalen Armreife an ihren schmalen Handgelenken, die sich deutlich von ihrer braunen Haut abhoben. „Was darf ich Ihnen bringen?“, flötete sie in recht gutem Merikan, wobei sie weder Lucas’ vernarbtem Gesicht noch meiner Tätowierung irgendwelche Aufmerksamkeit schenkte – und auch nicht der Tatsache, dass wir beide bewaffnet waren.
    Die meisten Normalos erblassen oder zucken zusammen, wenn sie meine Wange sehen. Sie glauben, dass Psione nichts Besseres zu tun haben, als ihre chaotischen, übel riechenden Gehirne zu durchwühlen. Sie kommen gar nicht auf die Idee, dass sich für uns das Eintauchen in die Psyche von Normalos anfühlt, als wateten wir bis zum Hals in gärender Scheiße. Sogar Telepathen, die für Firmen oder Anwälte arbeiten, haben nicht gern mit Normalos zu tun und benutzen immer einen Filier, mit dem sie ihre empfindsamen, gut geordneten Gehirne vor dem ungepflegten Durcheinander schützen, das die meisten Leute in ihrem Kopf spazieren tragen.
    Abgesehen davon war ich eine Nekromantin, keine Leserin oder Telepathin. Der Smaragd an meiner Wange tat kund, was ich war, also brauchten die Normalos auch keine Angst vor mir zu haben, außer sie entzogen sich dem Gesetz oder griffen mich an. Normalos haben mich zeit meines Lebens gefürchtet, aber man gewöhnt sich trotzdem nie daran. Nicht einmal, wenn man eine Teildämonin ist.
    Ich griff nach der flachen, plasummantelten Speisekarte. Auf der einen Seite standen die Gerichte in Erabisch, auf der anderen in Merikan und Franje. Während Lucas ein Curry mit viel Reis und einen Kaffee bestellte, sah ich schnell das Angebot durch.
    Die Bedienung musterte mich und lächelte mich mit auffallend weißen Zähnen an. Ich bestellte dasselbe wie Lucas – vermutlich wusste er, was gut war, auch wenn er so tat, als hätte er keine Ahnung. Außerdem bestellte ich einen Syntproteinshake, allerdings nur, weil ich schon halb am Verhungern war.
    Lächelnd nahm sie die Speisekarten entgegen. Es war beruhigend, in einem Cafe zu sitzen, als wäre ich im Urlaub – obwohl Lucas den sicheren Platz mit dem Rücken zur Wand hatte und ich mit meinem zum Torbogen saß, durch den es die Treppe hinunter zur Eingangshalle ging. Das machte mich schon ein bisschen nervös.
    Andererseits hatte er für mich gegen den Teufel gekämpft. Genau wie Japhrimel.
    Außerdem würde Lucas’ Ruf leiden, wenn einer seiner Klienten beim Frühstück mit ihm zu Hackfleisch verarbeitet würde. Ich war mir ziemlich sicher, dass ihm sein Ruf ganz schön wichtig war, wenn schon sonst nichts. Es hieß, er habe es einmal mit einer kompletten Sicherheitsabteilung aufgenommen, nachdem ein Querschläger versehentlich seine Zielperson getötet hatte, bevor er zu ihr gelangen konnte.
    Außerdem hieß es, er habe den Kampf gewonnen – nachdem man ihn mit dem Messer aufgeschlitzt, erschossen, in die Luft gejagt, nochmals aufgeschlitzt und weitere fünfmal erschossen und zum Schluss noch einmal mit einer halben Unze C19 in die Luft gesprengt hatte. Nein, mit Lucas Villalobos legte man sich lieber nicht an. Oder versuchte, seinen Ruf zu schädigen.
    Ich sah zu, wie sich die Bedienung mit wiegendem Gang entfernte. Nur noch ein weiterer Tisch war besetzt – mit einem männlichen Normalo in der Uniform eines Gleiterpiloten, der in eine großformatige Zeitung voller erabischer Schnörkel vertieft war. Die Schnörkel sahen ein bisschen wie ein Magi-Gode aus. Ich kniff die Augen zusammen und starrte intensiv auf die Schriftzeichen. Mit der linken Hand hielt ich fest das Schwert umklammert.
    Allmählich festigte sich das Gefühl, Sarajewo wirklich überlebt zu haben. Und meine letzte Begegnung mit dem Fürsten der Hölle. Vom Teufel getreten und halb erwürgt zu werden wurde langsam zur Routine.
    Soweit so etwas jemals zur Routine werden kann.
    Ich atmete tief aus und ließ die Schultern sinken. Es würde noch einige Zeit dauern, bis
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