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Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Titel: Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Autoren: Lilith Saintcrow
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Schuldgefühle haben? Ich versuchte ja, ihn nicht mit Fragen zu belästigen, aber manchmal konnte ich nicht anders. Er hatte mich nie von meinen Nachforschungen abgehalten, aber auch nie mehr als vage Hinweise beigesteuert. Wenn er ein Spiel spielte, dann verstand ich den Sinn nicht.
    „Hedaira, das bist du, Dante. Habe ich dir schon mal die Legende vom Heiligen Antonius erzählt?“ Er hob eine kohlrabenschwarze Braue. Das Mal an meiner Schulter zog sich vor Hitze zusammen, als er mich so ansah. „Oder wäre dir die Geschichte von Leonidas und den Thermopylen lieber?“
    Ich starrte auf die kümmerlichen Reste des Kuchens. Es wäre eine Schande, ihn verkommen zu lassen, auch wenn mein Bauch schon ein zufriedenes Völlegefühl vermeldete. Außerdem war ich, nachdem ich mich drei Tage mit verschlüsselten Schriften abgeschunden hatte, rechtschaffen müde. Warum antwortete er mir nicht? So eine schwierige Frage war das doch nicht.
    Immer dasselbe mit ihm. Da lebte ich jetzt mit einem waschechten Ex-Dämon zusammen und konnte ihm nicht eine verdammte Antwort auf meine Fragen entlocken.
    Früher war ich mal wirklich gut darin gewesen, Dinge herauszufinden. Ich spießte eine Weinbrandkirsche auf und kaute nachdenklich auf ihr herum, während ich ihn musterte. Er blätterte meine Notizen durch, als könnten sie ihm irgendetwas verraten, was er nicht längst wusste.
    Das Papier raschelte leise. „Soll ich dir eine Giraffe falten?“
    „Die sind ausgestorben.“ Ich legte die Gabel auf den Tisch. „Du kannst mir gern mal wieder was vom Heiligen Antonius erzählen, aber nicht jetzt.“ Es wurde still im Zimmer, nur der Wind rauschte von den Hügeln her durch die Fenster herein. „Warum verrätst du mir nicht, was ich bin?“
    „Ich weiß, was du bist. Reicht das nicht?“ Wieder blätterte er meine Zettel durch. „Ich glaube, du machst allmählich Fortschritte.“
    Weißt du was? Wenn ich dich nicht so sehr mögen würde, hätten wir mit deinem Sinn für Humor ein ernstes Problem. „Inwiefern ‚Fortschritte’?“ Er schwieg. „Japhrimel?“
    „Ja, meine Neugierige?“ Er faltete ein weiteres Blatt zusammen, das ich mit meinen Notizen vollgekrakelt hatte. Das Mal an meiner Schulter pochte und rief nach ihm. Ich war müde. Meine Augen brannten, und mein Rücken schmerzte.
    „Vielleicht sollte ich nach Saint City zurückkehren. Der Primus der Nichtvren hatte allerhand Dämonenbücher. Er und seine Gemahlin haben mich eingeladen, jederzeit vorbeizukommen.“ Ich musterte ihn, erleichtert darüber, dass sich seine Miene nicht veränderte. Er schien voll darauf konzentriert, das Papier immer weiter zu falten. „Außerdem könnte ich dann endlich mal Gabe wiedersehen. Ich habe sie schon einen Monat oder so nicht mehr angerufen.“ Und vielleicht konnte ich inzwischen wieder nach Saint City fahren, ohne zu zittern und ohne den Drang, mich zu übergeben. Könnte sein. Möglich.
    Mit viel Glück.
    „Wenn du das möchtest.“ Japhrimel war immer noch ganz von seiner Aufgabe in Anspruch genommen. Es war sehr ungewöhnlich, dass er sich so völlig auf etwas so Nebensächliches konzentrierte, während er mit mir redete. Der Ausdruck des Lauschens lag wieder auf seinem Gesicht wie ein unwillkommener Gast.
    Draußen wurde es langsam dunkel. Ein unangenehmes Gefühl ließ meinen Rücken kribbeln. „Wenn irgendwas nicht stimmte, würdest du es mir sagen, nicht wahr?“ Ich klang wie ein blödes Mädchen in den Holovids. Ich bin eine zugelassene Nekromantin und Kopfgeldjägerin. Wenn irgendwas nicht stimmt, sollte eigentlich ich es wissen. Nicht er.
    „Ich würde dir sagen, was du wissen müsstest.“ Er erhob sich wie eine dunkle Woge, wobei sich sein Mantel leise bewegte. „Traust du mir nicht?“
    Darum geht es überhaupt nicht. Wer hatte mich denn in der zerstörten Cafeteria von Rigger Hall vor Mirovitchs tödlichem Ka gerettet? Mit wem hatte ich Saint City den Rücken gekehrt? Mit wem hatte ich seither jeden wachen Augenblick verbracht? „Ich vertraue dir“, räumte ich sanft ein. „Nicht Bescheid zu wissen ist nur so frustrierend.“
    „Lass mir Zeit.“ Seine Stimme prallte gegen die Steinmauern und ließ die Sicherungssysteme erbeben. Er berührte meine Schulter, als er scheinbar gewichtslos quer durchs Zimmer ging, um aus dem Fenster zu schauen. Sein langer dunkler Mantel verschmolz mit der Nacht. Kurz erspähte ich etwas Weißes. Hielt er das Tier, das er aus meinem Zettel gemacht hatte, noch immer in der Hand?
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