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Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Titel: Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Autoren: Lilith Saintcrow
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Leute Platz bot und mit einem frischen weißen Leinentuch bedeckt war. Ich war zufrieden und ließ es mir schmecken, während Japhrimel sich die Zeit damit vertrieb, aus einigen meiner Notizzettel, die ich allen guten Manieren zum Trotz mitgenommen hatte, Origami-Tiere zu falten. Jedes Mal, wenn er das machte, schienen mir ein paar meiner Aufzeichnungen abhandenzukommen, aber das war der Anblick wert, wenn er mir die kleinen Kunstwerke fast schüchtern zeigte, nachdem seine goldenen Finger mit einem Feingefühl hin und her gesaust waren, das ich ihm niemals zugetraut hätte.
    Emilio, ein dicker, runder Novo Taliano mit einem beeindruckenden Schnurrbart, kam mit einem Teller angetanzt, auf dem etwas lag, das aussah wie … nein, das durfte ja nicht wahr sein.
    „Bella!“ Sein tiefer Bass hallte von den weißen Steinwänden wider. Ein karmesinroter Gobelin aus einem Antiquitätenladen in Arrieto flatterte in dem warmen Luftzug, der durch die hohen, offenen Fenster hereinwehte. Mein Schwert lehnte an meinem Stuhl und tönte leise vor sich hin. „Schauen Sie mal.“
    „O nein!“ Ich gab mir alle Mühe, erfreut zu klingen, anstatt entsetzt plus erfreut plus nach schlechtem Gewissen. „Emilio, Sie haben doch nicht …“
    „Daran bin ich schuld“, sagte Japhrimel und lächelte, was selten genug vorkam. „Es war mein Vorschlag.“
    „Du hast einen Schokomord vorgeschlagen?“ Nur mit großer Mühe lachte ich nicht laut los. „Japhrimel, du isst das Zeug doch gar nicht.“
    „Aber du magst es.“ Japhrimel lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ein Origami-Nilpferd auf der Hand. „Als du das letzte Mal Schokolade gegessen hast …“
    Hitze schoss mir in die Wangen, und ich war heilfroh, dass ich nicht leicht rot wurde. „Das vergessen wir schnell mal wieder.“ Ich lugte auf den Porzellanteller, den Emilio mir vor die Nase setzte. Ein frischer, himmlischer Schokoladenkuchen, leicht klebrig, wie es sich gehörte, und mit Mandeln gespickt – echten Mandeln, die von Bäumen stammten, kein künstliches Protein, dem man eingeredet hatte, es schmecke nach Mandeln. Für den Gefallenen und seine Hedaira nur das Beste.
    Der Gedanke ernüchterte mich, als ich so den noch ganz heißen Kuchen samt Riesenberg Schlagsahne und Schokostreuseln betrachtete. An einer Seite des Tellers waren dazu noch in Brandy eingelegte Kirschen aufgereiht. Ich konnte den gebrannten Zucker riechen, den perfekt ausbalancierten Karamellisierungsgrad beinahe schmecken. „Ach“, seufzte ich. „Das ist ja fantastisch, Emilio. Egal, wie viel er Ihnen zahlt, es ist zu wenig.“
    Er ruderte mit den fleischigen Armen; seine Finger waren dick und weich, nicht so vernarbt wie meine. Unser Koch absolvierte kein Kampftraining. Kein Mensch wollte einem rundlichen talianischen Meister seines Faches an den Kragen, der weiße Schürzen mit Flecken drauf trug und der beim Reden mit den Händen rumfuchtelte, als müsse er Luftwirbel wie ein Slicboard erzeugen. Deshalb ging er mit mir auch völlig ungezwungen um. Er war einer der wenigen Normalos, die keine Angst vor meiner Tätowierung hatten. „Ch’cosa, s’gnora, ich koche nicht für ihn, ich koche für Sie. Kosten Sie doch mal. Nur einen Happen.“
    „Ich kann mich kaum überwinden, so schön sieht er aus.“ Vorsichtig nahm ich die Gabel und schaute zu Japhrimel hinüber, der sich offenbar prächtig amüsierte. Das Nilpferd in seiner Hand war verschwunden. Emilio wartete. Mit äußerster Ungeduld. „Ich kann nicht. Machen Sie den Anfang.“
    Emilio starrte mich so entsetzt an, als hätte ich ihm vorgeschlagen, seine Mutter zu schlachten und bis auf die Knochen abzunagen. Sein Bart zitterte. Ich hielt ihm die Gabel hin.
    „Bitte, Emilio, ich kann wirklich nicht.“ Ich zwinkerte ihm zu und hoffte, es sah nicht allzu sehr nach Wimpernklimpern aus. „Sie haben den Kuchen gemacht, er ist wunderschön. Sie haben es sich verdient, ihn anzuschneiden.“
    Feierlich schüttelte er den Kopf. „Nein, nein. Falsch.“ Er drohte mir mit dem Finger. „Sie mögen keinen Schokomord?“ Seine Stimme triefte vor gespielter Empörung. Er war sehr gut darin, anderen Schuldgefühle zu machen. Und er sprach mit starkem Akzent. Ich hatte immer noch nicht Taliano gelernt.
    Ich musste lachen, auch wenn mir ein unangenehmer Schauder über den Rücken lief. Ich blickte erneut zu Japhrimel, der mich gespannt beobachtete.
    Seine Augen glänzten beinahe menschlich, dunkel und feucht im Licht des Kristalllüsters, der über
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