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Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Titel: Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Autoren: Lilith Saintcrow
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Bibliothek verkrochen. Studien waren anstrengender als Kopfgeldjagden.
    „Eines Tages. Lass mir Zeit.“ Er führte mich aus dem Esszimmer. Ich protestierte nicht. Meine Mappe ließ ich auf dem Tisch. Hier würde sich niemand daran zu schaffen machen.
    „Ich lasse dir ja Zeit. Und nicht zu knapp.“ Hinter uns kroch die von der Sonne noch aufgeheizte Nachtluft durch die Fenster. Was blieb mir auch anderes übrig? Ich vertraute ihm, und worum er mich bat, davon hatte ich jede Menge. Also folgte ich ihm durch unser stilles Haus, und am Ende bürstete er mir die Haare. Wieder einmal hatte er es geschafft, mich von der Frage abzulenken, was genau ich war – aber er hatte auch versprochen, es mir irgendwann zu sagen. Und das genügte mir.

2
     
     
    Ich wachte aus einer Trance auf, die tiefer war als jeder Schlaf, ein traumloser dunkler Brunnen. Davor hatte ich fast ein Jahr lang – die Zeit, in der Japhrimel geruht hatte – nicht schlafen können. Allem Anschein nach holte ich das jetzt nach, indem ich alle paar Tage in einen ausgiebigen, totenähnlichen Schlummer versank. Japhrimel meinte, es sei normal, dass eine Hedaira solche Ruhephasen brauche, in denen der menschliche Geist Erholung von dem Übermaß an dämonischer Psinergie und Empfindungsfähigkeit suche. Dadurch, dass ich mir nie eine Pause gegönnt hatte, hatte ich meinem Körper geschadet, und so verspürte ich jetzt jedes Mal große Erleichterung, wenn Japhrimel mich sanft in die Schwärze hineingleiten ließ. Und jedes Mal, wenn ich wieder erwachte, völlig verwirrt und ohne Zeitgefühl, lag er neben mir und wartete auf mich.
    Dieses Mal allerdings nicht.
    Ich blinzelte und presste mir die dünne Bettdecke gegen die Brust. Mondlicht fiel durch die bis zum Boden reichenden Fenster herein und ließ den glatten Marmorboden silbern schimmern. Die langen blauen Samtvorhänge bewegten sich sanft im warmen nächtlichen Wind. Mein Haar lag offen auf dem Kissen, und das seidene Laken schmiegte sich sanft an meine Haut. In Toscano waren die Häuser riesige Villen für die Reichen der Hegemonie. Dieses hier war an einen Hang gebaut, und man blickte auf ein Tal, in dem Menschen über Tausende von Jahren hinweg Oliven und Weizen angebaut hatten. Jetzt standen die Olivenbäume nur noch zur Zierde da.
    Ich war allein.
    Ich streckte die Hand aus, weil ich es nicht fassen konnte, und strich über das Laken. Japhrimels Kissen war leicht eingedellt, und im Raum hing unser beider Geruch – sein herber und mein milderer Moschusduft. Meine Wange brannte, und mein Smaragd glühte auf, als ich einen Blick auf den Altar warf, den ich aus einer antiken Eichenkommode gebaut hatte, die in blaues Licht getaucht war. Ich drehte ein wenig den Kopf, und das Licht, das mein Smaragd ausstrahlte, ließ Schatten über die Wand huschen.
    Ich glitt nackt aus dem Bett und schloss die Finger um den Griff meines Schwertes. Als ich die Klinge aus der lackierten Scheide zog, gab sie einen tiefen, fauchenden Ton von sich, in dem sich der Klang von geöltem Metall und gepolstertem, verstärktem Holz mischten. Noch mehr blaues Licht erfüllte die Luft; Runen aus den Neun Kanons – das Zauberalphabet, das einen eigenen Magik-Zweig darstellt – zogen sich über das aufblitzende Metall. Ich hatte das Schwert, das Jado Fudoshin getauft hatte, bisher nur selten gezogen.
    Es gab nichts mehr, gegen das ich hätte kämpfen müssen.
    Mein Gott hatte schon lange nicht mehr zu mir gesprochen. Vorsichtig näherte ich mich dem Altar, und als ich jene unsichtbare Linie erreichte, die den normalen vom geweihten Bereich trennte, ließ ich mich auf ein Knie sinken, erhob mich wieder und trat in das blaue Leuchten. Mein Haar wurde wie von einem unsichtbaren Windhauch hochgeweht, und das Licht glitt über meinen Körper, sanft, als würde Japhrimel mich berühren.
    Wo ist er? Geht er fort, während ich schlafe? Er ist doch sonst immer hier, wenn ich aufwache. Ich schob den Gedanken beiseite. Wenn mein Seelengeleiter nach mir verlangte, war ich in Sicherheit, und es spielte noch keine Rolle, wo Japh steckte. Ich hatte ihn noch nie schlafen sehen – aber das war mir egal. Dies hier war sowieso eine Privatangelegenheit.
    Ich stand vor dem Altar, und mein Schwert hatte sich wie von selbst hinter meinen Arm zurückgezogen. Das Summen des Metalls wurde intensiver, als die Spitze des Katana sich über meine Schulter hinausschob. Meine Wange brannte, der Smaragd gab ein fauchendes Geräusch von sich, und die Tinte
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