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Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Dante Valentine 03 - Feuertaufe

Titel: Dante Valentine 03 - Feuertaufe
Autoren: Lilith Saintcrow
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„Es ist keine Kleinigkeit, ein Gefallener zu werden. Dämonen sprechen nicht gerne darüber.“
    Jetzt hatte er erreicht, was er wollte. Schuldgefühle stiegen in mir hoch. Er war ein Gefallener, obwohl ich, abgesehen von vereinzelten Hinweisen aus uralten Büchern, keinerlei Ahnung hatte, was das bedeutete. Er hatte seine Macht mit mir geteilt, mit einem Menschen. Dass ich jetzt mehr als ein Mensch war, mich aber an allen wichtigen Stellen immer noch als Mensch fühlte, das zählte alles nicht. „Na schön.“ Ich schob den Teller beiseite und sammelte meine Notizen ein. „Ich bin müde. Ich gehe ins Bett.“
    Er drehte sich zu mir um, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. „Sehr gut.“ Nicht ein Widerwort. „Die Teller kannst du stehen lassen.“
    Ich stapelte sie trotzdem ordentlich auf einen Haufen. Schlamperei zahlt sich nicht aus, auch wenn man Haushaltshilfen hat. Solange ich erwachsen war, hatte ich mein dreckiges Geschirr immer selbst gespült. Diese Arbeit jemand anderem zu überlassen gab mir ein ungutes Gefühl. Mit Blick auf die kümmerlichen Überreste des Kuchens sagte ich: „Wenn du mir etwas Unangenehmes verheimlichst, finde ich es früher oder später heraus.“
    „Alles zu seiner Zeit.“ Verdammt soll er sein – er klang schon wieder belustigt.
    Du bist eine Idiotin, Dante. „Ich hasse Klischees.“ Ich stopfte meine Notizzettel in eine Ledermappe, schnappte mir mein Schwert und ging zu Japhrimel hinüber, der zu den unter dem Nachthimmel dunkelblau daliegenden Hügeln hochschaute. Der Geruch nach Dämon – Bernsteinmoschus, brennender Zimt – hüllte uns beide ein und verband sich mit dem durchdringenden Geruch, den die ausgedörrten Hügel seit Einbruch der Nacht verströmten, was zusammen eine berauschende Mischung ergab. „Es tut mir leid, Japh. Ich bin blöd.“ So leicht war mir noch nie eine Entschuldigung über die Lippen gekommen.
    Im Klartext hieß das, es fühlte sich an, als habe man mir das Messer an die Brust gesetzt, aber nicht zugestoßen.
    „Egal. Ich bin ein Narr, so wie jeder Gefallene, wenn es um die Behaglichkeit einer Hedaira geht.“ Er vergab mir, wie üblich, und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Du hast doch gesagt, du bist müde. Komm mit zu Bett.“
    Na also, wieder ein Fitzelchen Information. Die Behaglichkeit einer Hedaira. „Nur wenn du mir meine Notizen zurückgibst.“ Ich hörte mich an wie ein kleines Kind, das trotzig auf einer Eiswaffel besteht. Aber ja, er war ja auch viel älter als ich. Wie alt war er überhaupt? Älter als die Hügel?
    Luzifers ältestes Kind, ein Gefallener und an mich gebunden. So wie jeder Gefallene, wenn es um die Behaglichkeit einer Hedaira geht.
    Bedeutete das, dass es etwas so Schreckliches war, dass er mir einen Gefallen tat, wenn er mir nichts verriet?
    Er machte eine kurze, schnelle Bewegung, und in seiner Hand lag ein Origami-Einhorn. Vorsichtig nahm ich es hoch. „Wo hast du das bloß gelernt?“
    „Das ist eine lange Geschichte, meine Neugierige. Wenn du willst, erzähle ich sie dir.“ Er lächelte zwar nicht, aber seine Schultern entspannten sich, und sein Mund bildete nicht mehr einen dünnen, grimmigen Strich. Der lauschende Blick war wieder verschwunden.
    Ausnahmsweise entschied ich mich mal für den taktvollen Weg. „Klingt doch prima. Du kannst sie mir erzählen, während ich mir die Haare bürste.“
    Er nickte. Ein warmer Windhauch fuhr ihm durch die Haare, die ihm mittlerweile länger in die Stirn hingen. „Tatsächlich, der Himmel. Geh du voraus.“
    Was zum Teufel sollte das jetzt schon wieder heißen? Er kennt dieses Haus doch besser als ich, und sonst laufe ich ihm immer hinterher wie ein Hündchen. „Weißt du was? Du wirst von Mal zu Mal seltsamer, und das will etwas heißen. Na komm schon.“ Ich nahm ihn bei der Hand, seine Finger schlossen sich um meine und drückten mich so fest, dass rein menschliche Knochen gebrochen wären. Ich gab den Druck zurück, wunderte mich allerdings ein wenig. Es sah ihm gar nicht ähnlich zu vergessen, dass ich zerbrechlicher war als er. Normalerweise war er der Erste, der mich daran erinnerte. „He, alles in Ordnung mit dir?“
    Er nickte. „ A’tai, Hetairae A’nankimel’iin. Diriin.“ Sein Mund verzog sich, als hätte er auf etwas Bitteres gebissen. Sein Griff lockerte sich ein wenig.
    „Eines Tages wirst du mir verraten müssen, was das bedeutet.“ Plötzlich fühlte ich mich erschöpft. Ich gähnte. Drei Tage hatte ich mich in der
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