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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves
Autoren: P. G. Wodehouse
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du mit ›Komm sofort her‹? Gruß. Bertie. Hierauf erhielt ich das folgende:
    Ich meine damit ›Komm sofort her‹ , du trübe Tasse. Was hast du denn gedacht? Komm sofort her, sonst verfluche ich dich morgen mit der ersten Post. Herzlich. Travers. Um alle Unklarheiten zu beseitigen, verfaßte ich daraufhin diese Depesche:
    Heißt ›Komm‹ , daß ich nach Brinkley Court kommen soll? Und heißt ›sofort‹ wirklich ›sofort‹? Böhmisch. Tappe im dunkeln. Grüße. Bertie. Ich gab das auf dem Weg zum Drohnen-Club auf, wo ich beim Kartenspiel mit einigen besseren Herren einen geruhsamen Nachmittag verbrachte. Als ich in den stillen Abendstunden zurückkam, fand ich nachstehende Antwort vor:
    Ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja. Egal, ob du im dunkeln tappst oder nicht. Du mußt augenblicklich herkommen, und laß gefälligst diese Rückfragen. Glaubst du, ich kann dir alle zehn Minuten ein Telegramm schicken? Bin nicht Krösus. Unterlaß Begriffsstutzigkeit und komm sofort her. Herzlich. Travers.
    An diesem Punkt kam ich zu der Überzeugung, daß ein Zweitgutachter benötigt wurde. Ich klingelte.
    »Jeeves«, sagte ich, »aus Richtung Worcestershire nähern sich uns seltsame Objekte. Lesen Sie das.« Und ich reichte ihm die fraglichen Dokumente. Er überflog sie.
    »Was sagen Sie dazu, Jeeves?«
    »Mir scheint, daß Mrs. Travers Ihr sofortiges Erscheinen wünscht, Sir.«
    »Das ist also auch Ihre Ansicht, ja?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Mir kam es nämlich auch so vor. Aber warum nur, Jeeves? Du liebe Zeit, sie hat mich doch zwei Monate lang dagehabt.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Viele sagen, daß zwei Tage die richtige Dosis für Erwachsene sind.«
    »Ja, Sir. Ich verstehe, was Sie meinen. Dennoch scheint es Mrs. Travers zu pressieren. Es wäre sicherlich ratsam, ihrem Wunsch zu entsprechen.«
    »Mal eben hinzufahren, meinen Sie?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ich kann aber auf keinen Fall sofort fahren. Heute abend habe ich einen wichtigen Termin im Drohnen-Club. Sie wissen doch, Pongo Twistletons Geburtstagsfeier.«
    »Jawohl, Sir.«
    Es entstand eine kurze Pause. Uns war beiden die kleine Meinungsverschiedenheit wieder eingefallen. Ich hielt es für angebracht, darauf zurückzukommen.
    »Mit diesem weißen Samtblazer irren Sie sich, Jeeves.«
    »Dergleichen ist eine Frage des Standpunkts, Sir.«
    »Als ich damit ins Casino in Cannes kam, haben bezaubernde Damen miteinander getuschelt und gefragt: ›Wer ist das denn?‹«
    »In Fragen der Etikette ist man in Casinos auf dem Kontinent bekanntermaßen sehr lax, Sir.«
    »Und als ich gestern abend Pongo davon erzählte, war er fasziniert.«
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Und alle andern auch. Sie waren einhellig der Ansicht, daß ich einen guten Griff gemacht hätte. Keine Gegenstimmen.«
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Ihnen wird dieser Samtblazer nach einer Weile bestimmt auch noch gefallen, Jeeves.«
    »Ich fürchte nein, Sir.«
    Ich gab es auf. Es hat keinen Zweck, in so einem Fall mit Jeeves lange zu diskutieren. »Stur« ist da das einzig passende Wort für ihn. Man seufzt und läßt die Sache auf sich beruhen.
    »Na schön. Zurück zur Tagesordnung. Ich kann vorerst weder nach Brinkley Court noch sonstwohin fahren. Das ist mein letztes Wort. Wissen Sie was, Jeeves? Geben Sie mir mal ein Telegrammformular und etwas zum Schreiben. Ich werde ihr telegraphieren, daß ich nächste Woche oder die Woche danach bei ihr sein werde. Du liebe Zeit, sie wird’s doch ein paar Tage ohne mich aushalten. Man muß einfach nur wollen!«
    »Jawohl, Sir.«
    »So. Ich werde ihr also telegraphieren: ›Ankomme morgen in zwei Wochen‹ oder so was Ähnliches. Das wird wohl reichen. Wenn Sie das dann aufs Postamt bringen würden, wäre der Fall erledigt.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Und so vergingen die Stunden, bis es Zeit wurde, mich für Pongos Fete umzuziehen.
    Als wir uns hinterher darüber unterhielten, hat Pongo mir versichert, daß diese Geburtstagsfeier von Anfang an als eine Sause konzipiert gewesen war, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte, und ich muß tatsächlich zugeben, daß ich schon feuchtfröhliche Gelage erlebt habe, auf denen es weniger hoch herging. Es war nach vier Uhr morgens, als ich heimkam, und ich war bettreif. Ich kann mich noch dunkel erinnern, wie ich mich ins Bett getastet und hingelegt habe, und es kam mir so vor, als hätte ich mein Haupt eben erst in die weichen Pfühle gebettet, als ich vom Öffnen der Schlafzimmertür wach wurde.
    Ich war noch völlig im Tran, aber es gelang
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