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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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wenig zu Gesicht.“
    „Was? Sar -kas-mus? Ich weiß nicht mal, wie man das buchstabiert, geschweige denn, wie es aussieht. Und überhaupt, woher willst du wissen, was mir zu Gesicht steht, du neunmalkluger Schlaumeier? In den letzten Tagen und Wochen hast du mir doch kaum einen Blick gegönnt!“
    Was sollte denn dieser Vorwurf? Er blinzelte verwirrt. Hatte er damit nicht in ihrem ureigensten Interesse gehandelt? Hatte sie bei seinem Anblick nicht jedes Mal ein Gesicht gezogen, als müsste sie sich übergeben, sodass er es vorgezogen hatte, sich rar zu machen?
    Unter keinen Umständen würde er zugeben, dass es noch einen anderen, viel gewichtigeren Grund gab, ihr aus dem Weg zu gehen.
    Nein, er wollte sich nicht mit ihr streiten. Und er wollte keine Erklärungen abgeben, die bei ihr ohnehin auf taube Ohren stoßen würden.
    „Übrigens finde ich es äußerst bemerkenswert, wie deutlich deine Aussprache selbst dann noch ist, wenn du durch zusammengebissene Zähne redest. Wie lange hast du daran geübt?“
    „Su-san-ne!“, bellte er mühsam beherrscht.
    Und während Matthias Clausing, Graf von Sean Garraí, noch fürchtete , jeden Moment würden seine Zähne pulverisiert, bevor sein Kiefer brach, wurden beide Flügel des Portals aufgestoßen und einer der bestaussehendsten Männer des Universums erschien in der Türöffnung. Er war nicht derart groß und breitschultrig wie Fearghais oder Matthias. Die blitzenden, grünen Augen und das klingengleiche Gesicht mit den hohen Wangenknochen verrieten zweifelsfrei seine Zugehörigkeit zum Clan der Ó Briain. Als er sich zu zwei Mädchen im Haus umwandte, fiel Susannes Blick auf feurige Locken, die ihm bis auf die Schultern fielen und im Nacken von einem Band zusammengehalten wurden. Sie stöhnte innerlich auf.
    Verstohlen blickte sie an sich hinab. In ihrem Aufzug, einer ausgewaschenen Jeanshose, schief gelatschten Sportschuhen und einem ausgedienten Pullover von Adrian, den sie dem elegant in Samt und Seide gewandeten Schiffskapitän zum Trotz gewählt hatte, passte sie weder in dieses Schloss noch zu Matthias Clausing. Der konnte sich sogar einen Kartoffelsack überstülpen und trotzdem würde ihn jeder als den hochnäsigen Aristokraten erkennen, der er war.
    Oh, Pardon, welch ein Fauxpas! Doktoringenieur Matthias Emanuel Clausing, Graf von Sean Garraí, selbstverständlich!
    Ob s ie sich jemals daran gewöhnen würde?
    Mit offenen Armen kam der Karottenkopf die breite Treppe nach unten geschossen und zog den Grafen an seine Brust.
    „Mat, alter Junge!“, dröhnte seine Stimme über das gesamte Gelände. „Was für ei ne Überraschung, dich wiederzusehen! Du hast dich verdammt rar gemacht in den letzten Jahren. Und du bist in der Tat so hässlich wie eh und je.“
    Er zerrte Matthias Clausing dichter zu sich und raunte ihm ins Ohr: „Dafür werden deine Frauen immer schöner. Höchste Zeit, sie mir vorzustellen.“
    Der Kapitän lachte unsicher und betete, Suse möge den Feuerkopf nicht verstan den haben. Er wusste, ihr Gehör war im Allgemeinen besser als ihr Benehmen.
    Der Rotschopf verschwendete keine Zeit damit, auf die offizielle Vorstellung zu warten, sondern verbeugte sich galant vor Susanne. „ Dia dhuit. Tá fáilte romhat isteach. Is mise Ean agus is garraíodóir mé. “
    Aaah! Das also war es! Irisch. Irisches Gälisch. Suse widerstand der Versuchung , genüsslich die Augen zu schließen, und merkte, wie sie dahinschmolz. Lächelnd ließ sie den wohlklingenden Bariton und den melodischen Tonfall der fremden Worte auf sich wirken. Nicht allein die Art und Weise, wie er die Worte formte, war fremdartig, sondern die Melodie seiner Stimme, ein einziger, schwingender Gesang – eigentümlich und wundersam, dabei äußerst angenehm und weich wie guter Whiskey. Da wurde ihr bewusst, dass sie jetzt nichts gegen einen solchen hätte. Tee, Zitrone, Honig und Whiskey, Adrian hatte es einen Toddy genannt, den er ihr, seiner „Frostbeule“, so oft im Winter braute, um sie aufzutauen.
    Ob auch Adrian diese Sprache beherrscht hatte? Es hätte zu ihm gepasst, geheimnisvoll, einzigartig, faszinierend. Ihr Herzschlag beschleunigte sich bei diesem Gedanken. Adrian hatte nie darüber geredet.
    Im Gegensatz zu Susanne hatte Clausing bei Eans Worten entsetzt die Luft angehalten und sich weit weg gewünscht. Wie würde sie auf diesen neuerlichen Überfall reagieren? Wenige Minuten zuvor noch hatte er ihr versichert, die Ó Briains sprächen Deutsch.
    „ Tá an aimsir go
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