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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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lediglich, dir den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, sonst nichts. Wenn du das nicht zu würdigen weißt, halt wenigstens den Mund in ihrer Gegenwart.“
    Wie ein Pfeil bohrte sich der Schmerz in ihre Brust. Er schnürte ihr die Kehle zu und ihre Augen brannten. Was für ein kaltherziges Monster er sein konnte! Erst brachte er sie gegen ihren Willen auf diese Insel und dann erwartete er, dass sie ihm vor lauter Dankbarkeit die Füße küsste. Mit körperlicher Schwere fühlte sie seine Blicke auf sich gerichtet, bis es sie in den Fingern juckte, ihm die sündhaft blauen Augen auszukratzen.
    A ndererseits …
    Es wäre schon ein wenig schade drum.

3. Kapitel
     
    Z artes Glockenläuten schreckte sie aus düsteren Mordgedanken. Suse blinzelte schläfrig und schaute sich um, bis sie schließlich vor einem kunterbunt bemalten Häuschen drei wunderliche Gestalten unter einem quietschenden Metallschild sitzen sah. Sie schienen sich köstlich über irgendetwas amüsieren. Die grellen Farben ihrer Kleidung – eine kurze Jacke über einem silbrig schillernden Hemd, Kniebundhose und geringelte Wollstrümpfe – grenzten an eine Beleidigung jeglichen guten Geschmacks. Als wären sie geradewegs durch einen Farbkasten spaziert, moserte Suse. Na ja, was konnte man schon erwarten in einem Land, in dem auf einen Bewohner zehn Schafe kamen? Von wegen „Keltischer Tiger“!
    Die Kerle hoben grüßend die Hände. Suse s Zeigefinger deutete automatisch auf ihre Brust, worauf die Jungs heftig nickten und die Krempen ihrer Schlapphüte auf und nieder wippten. Wenngleich Suse von ihren verschrumpelten Gesichtern auf Mummelgreise schloss, erinnerte ihr Benehmen eher an übermütige Halbstarke. In der Hand hielt jeder von ihnen eine dickbauchige Flasche, in der anderen eine lange Pfeife.
    Es war ein Ding der Unmöglichkeit , nichtsdestotrotz konnte Suse selbst auf diese Entfernung den Rauch des Tabaks riechen. Was musste das für ein elendiges Kraut sein! Im Wageninneren verbreitete sich ein penetranter Gestank, der sie an die Bilge der „Fritz Stoltz“ erinnerte und ihren Magen anhob. Mit gerunzelter Stirn untersuchte sie das Fenster auf undichte Stellen. Das wiehernde Gelächter der Kerle unterbrach sie in ihrer Arbeit und sie kam sich reichlich töricht vor. Die drei winkten dem Auto hinterher, prosteten ihr zu und grölten, während sie sich auf die Schenkel schlugen.
    „Meine Güte , hoffentlich sind nicht alle Iren Masochisten.“
    „Bitte?“
    „Wieso sitzen die Leute auf Gartenzäunen? Habt ihr noch nie was von Bänken gehört?“
    „Ich … ich verstehe nicht.“
    „Na, dort drüben.“ Sie wedelte ungeduldig mit der Hand vor Clausings Nase und wies dann auf die mit Stroh gedeckten Häuser am Straßenrand.
    Wenngleich die Augen des Mannes wie auf Befehl ihrer Handbewegung folgten, konnte er nichts entdecken, das ihren Anstoß erregt haben mochte. Wahrscheinlich suchte sie bloß wieder einen Grund, um ihm auf die Nerven zu gehen, stöhnte er innerlich. Hoffte sie etwa, auf diese Weise ihrem Urlaub ein unblutiges Ende bereiten zu können? Indem er sie nämlich vollkommen demoralisiert in das nächstbeste Flugzeug verfrachtete und in die Wüste schickte?
    „Ich weiß wirklich nicht, was du meinst“, erwiderte er mit erzwungener Gelassenheit.
    „Siehst du sie denn nicht?“
    „Wen?“
    „Herrgott noch mal, daaa, die Kerle auf dem Gartenzaun!“
    „ Susanne, dort ist niemand“, erklärte er mit Bedacht. „Wiesen und Felder und ein paar Steinmauern. Das Weiße dazwischen nennt sich caorach , Schafe.“
    Sie bedachte ihn mit einem grimmigen Blick und winkte ungehalten ab. Als sie sich wieder umdrehte und ihre Augen die Gegend absuchten, waren die eigenartigen Gestalten verschwunden. Selbst die weiß lackierten Zäune k onnte sie nirgends mehr finden.
    Nur das zarte Läuten und leises Kichern klang en in ihrem Ohr.
    Verstohlen wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen. Litt sie seit neuestem unter Halluzinationen? Wahnvorstellungen? Heiliger Strohsack, jetzt geht‘s los! Und danach ist es höchstens eine Frage der Zeit, bis ich mit ’nem Vogelkäfig Milch holen gehe.
    Ja, war das denn ein Wunder? Sie hatte wenig geschlafen während der vergangenen Tage. Monate. Seit Adrians Tod. Und dann diese ungesunde Hektik um die überstürzt angetretene Reise und der herzzerreißende Abschied von ihren drei kleinen Söhnen! Nicht zu vergessen die aufregende Nähe zu dem Mann, der ihr gegen übersaß und sie
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