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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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über den Weg gelaufen zu sein, und deswegen alles tun, um sie ganz schnell wieder loszuwerden.
    Was sie selbstverständlich nicht ahnte: Er hatte bereits tausende Male den Tag verflucht, an dem er ihr begegnet war und mit einem „Herzlich willkommen auf meinem Schiff“ sein weiteres Schicksal besiegelt hatte.
    Alles hatte an jenem Morgen auf einen wunderschönen Herbsttag hingedeutet, bis mit einem harmlosen Klopfen an das Schott seiner Kammer ein Albtraum begann, in dem eine blonde Frau die Hauptrolle an sich riss und diese bis zum heutigen Tag nicht wieder herzugeben gedachte. Susanne Reichelt besaß ein wahrhaft einnehmendes Wesen.
    Vier Jahre fuhr er damals bereits als Kapitän, obwohl ihn die alten Hasen der Reederei angesichts seiner Jugend noch für ein richtiges Greenhorn hielten. Er indes hatte darauf vertraut, dass ihm Fortuna getreulich zur Seite stehen und fehlende Erfahrungen mit ihrem Eingreifen wettmachen würde. Doch irgendwie musste er die Geduld der Göttin über Gebühr strapaziert haben, denn schon bei den Vorbereitungen für die Reise zu den Shetlands war so einiges aus dem Ruder gelaufen.
    Ein böses Omen, ohne Zweifel, welches er in seiner maßlosen Überheblichkeit nicht ernst genommen hatte.
    So wurde längst letzte Hand an das Schiff gelegt, um die „Heinrich“ in einen seetüchtigen Zustand zu versetzen, doch weder Funker, noch Koch oder Bäcker waren an Bord. Damit sah sich der unübertroffene Matthias Clausing an einem Punkt angelangt, an dem er genötigt war, das Handtuch zu werfen oder jemanden um Hilfe zu bitten.
    E r, der nie um etwas bat!
    Der allerdings noch weniger bereit war aufzugeben. Matthias Clausing, der sich einbildete , stets alles und jeden im Griff zu haben – sich selber eingeschlossen. Die Vorstellung von seiner Fehlbarkeit hatte wie eine Armee gefräßiger Ratten an seinem Stolz genagt und ihm die ersten grauen Haare beschert.
    Und dann betrat sie die Bühne.
    Susanne Reichelt hatte zaghaft an das Schott geklopft. Bis heute vermochte er nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob er wirklich ihren Fingerknöchel gehört hatte oder nicht viel mehr das aufgeregte Klopfen ihres Herzens, welches ihren Auftritt ankündigte. Warum nur hatte er nicht seinem ersten Impuls nachgegeben und „Verschwinde!“ statt „Herein“ gebrüllt? Warum musste ihm das passieren? Ausgerechnet ihm!
    Ganz deutlich erinnerte er sich an das seltsame Beben des Raumes und das Knistern der Luft, als sie frech wie Oskar seine Welt aus den Angeln zu hebeln begann. Grundgütiger, dieses Debüt würde er bis an sein Lebensende nicht vergessen!
    Den ersten Eindruck von einem verängstigten Reh, welches sich mitten in ein Rudel lauernder Wölfe verlaufen hatte, musste er dagegen schon bald unter Ulk verbuchen. Mit knirschenden Zähnen gestand er sich ein, nie zuvor einem derart gewaltigen Irrtum aufgesessen zu sein. Denn die kleine Funkerin entpuppte sich als eine Kämpfernatur, die sich weder von ihm noch von einem seiner Mannen hatte einschüchtern lassen. Stattdessen stürzte sie sich auf ihre Arbeit, als gelte es ihr Leben.
    Nachdem sich in letzter Minute sogar ein Koch für die „Heinrich“ gefunden hatte, war zunächst alles zu seiner Zufriedenheit gelaufen: die Reise nach Lerwick auf den Shetlands, die Installation der neuen Funkanlage, die Übernahme der Ladung von den Fischfangschiffen. Es hatte keinerlei Probleme gegeben, bis er …
    Verdammte Hölle! Vom ersten Moment an war ihm klar gewesen, dass er nicht die Finger von der Funkerin lassen könnte. Sie hatte ihm gehörig den Kopf verdreht und wahrscheinlich nicht einmal bemerkt, welch seelisches und körperliches Chaos sie in ihm auslöste.
    Bis er sie mit in sein Bett nahm.
    Die Schamröte trat ihm ins Gesicht, sobald er an diese Nacht dachte. Die Nacht aller Nächte! Er wollte nicht behaupten, an jenem Abend mehr als üblich getrunken zu haben. Er konnte diesen Fehltritt nicht einmal auf höhere Gewalt oder ein bloßes Versehen schieben. Denn während all der Jahre hatte er hart darum gekämpft, sich gegenüber dem, was über sein sexuelles Interesse an Frauen hinausging, abzuschotten. Stets hatte er sich an seine Selbstkontrolle geklammert wie an eine Tapferkeitsmedaille, galt seine Liebe doch allein seinem Beruf.
    Aber Susanne Reichelt war anders. Sie war keine Frau wie die albernen Kletten, die mit einem Aufsehen erregenden Mann an der Seite protzen wollten und es auf sein nicht unbeträchtliches Vermögen und seinen beeindruckenden
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