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Daniel Taylor zwischen zwei Welten

Daniel Taylor zwischen zwei Welten

Titel: Daniel Taylor zwischen zwei Welten
Autoren: Monica Davis
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dafür würde er sorgen. Schließlich wäre er, Antheus, laut Erbfolge als Nächster an der Macht, wenn ihm nicht diese blöde Prophezeiung dazwischengekommen wäre! Er war doch Xandros’ Sohn, sein zweites Kind! Er stammte nicht von jener Schlampe ab, die Kitana geboren hatte, sondern von einer reinrassigen Dämonin, mit der sich sein Vater heute noch ab und zu vergnügte.
    Erst hatte Antheus sich diese nette Zusatzaufgabe – Vanessa zu töten – für Silvan ausgedacht, weil er wusste, dass das Halbblut versagen würde. Aber dann war Antheus eine bessere Idee gekommen. Silvans Verstand war nun an den seinen gekoppelt. Das Halbblut würde ihm das Zepter besorgen!

    »Silvan, warte«, sagte Marla leise und drehte sich im Felsengang um. Niemand sonst war zu sehen. »Ich kann dich nicht begleiten, aber nimm diese Kristalle.« Sie hatte sie vor einigen Jahren von Ilaria bekommen. Die Orakelpriesterin hatte gemeint, Marla würde einmal wissen, wozu sie diese Steine brauchte.
    Silvan stand reglos vor ihr, und es kam Marla so vor, als würde er durch sie hindurchschauen. Er wirkte abwesend, apathisch. Keine Regung zeigte sich in seinem Gesicht, als Marla die vier faustgroßen Steine vor seine Nase hielt. Kein Wunder, die Oberen setzten ihm sehr zu und zogen ihn immer mehr auf ihre Seite. Konnte sie ihm überhaupt noch vertrauen? »Vielleicht solltest du dir überlegen, ob du wirklich Herrscher werden willst«, wisperte sie.
    Silvan reagierte nicht auf ihren Wink. War er bereits verloren?
    »Das sind magische Steine«, flüsterte sie. »Bitte nimm sie.«
    Als Silvan keine Regung zeigte, steckte sie die Kristalle einfach in die Tasche seines Umhangs. Gut sah Silvan in seiner Dämonentracht aus, unheimlich und dunkel. Fast so wie damals auf dieser Kostümparty, auch wenn er seine menschliche Kleidung noch darunter trug. Marla sah seine Jeans hervorlugen. Bald würde Silvan einer von ihnen sein. Sie spürte kaum mehr Wächtereigenschaften in ihm. Hatte der Rat sie wirklich ausgelöscht oder lediglich unterdrückt? Sie empfing seltsame Schwingungen von Silvan, als versuchten seine guten Eigenschaften, nach außen zu dringen, würden aber zurückgehalten.
    Während er sich kommentarlos umdrehte und einen Kreis auf die Wand zog, erklärte Marla ihm hastig, wie er die Kristalle benutzen sollte, um Vanessas Leben zu schützen. Vanessa sollte nichts geschehen. Sie hatte doch mit alldem nichts zu tun!
    Ach, alles lief aus dem Ruder, und Marla wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Sie fühlte sich müde und ausgebrannt, weshalb sie kaum klar denken konnte.
    Als Silvan durch das Portal stieg und es sich hinter ihm schloss, konnte sie nur hoffen, dass ihre Worte zu ihm durchgedrungen waren. Sie hätte Silvan so gern begleitet, doch sie konnte kaum noch aufrecht gehen. Marla machte sich auf zum Orakel von Memnost. Sie brauchte Energie, und zwar schnell, oder sie würde zusammenklappen. Metistakles hatte nicht bloß Erinnerungen aus ihr geholt, für ihn war Marla wie eine Batterie, die er mit Vorliebe leer saugte.
    Zum Glück kannte Marla die Abkürzung, die zur Orakelhöhle führte, denn den eigentlichen Weg könnte sie jetzt nicht mehr bewältigen. Normalerweise musste jeder Dämon, der zum Orakel wollte, um ihm eine Frage zu stellen, ein Labyrinth durchqueren. Wer das Orakel befragen wollte, musste sich erst als würdig erweisen, und wer den Weg nicht kannte, irrte schon einmal wochenlang durch die Felsgänge. Es konnte sogar vorkommen, dass sich das Labyrinth veränderte, sodass man niemals den Ausgang erreichte und wieder umkehren musste. Vielleicht, wenn das Orakel wusste, dass es eine Frage nicht beantworten konnte?
    Ilaria, die letzte lebende Orakelpriesterin, hatte Marla eine Abkürzung verraten: Sie schritt einfach schnurstracks durch die Felswände. Dazu musste sie lediglich ein Symbol berühren, das in die Felswand geritzt worden war: ein Tor, so winzig klein, dass es keiner entdeckte, der nicht danach suchte. Marla drückte ihre Fingerkuppe auf das Symbol, und der Fels schien sich zu verflüssigen. Sie hielt die Luft an und trat durch die schimmernde Substanz in den dahinterliegenden Gang. Dort wiederholte sie die Prozedur an der vor ihr liegenden Wand, bis sie nach dem dreizehnten Mal vor einem großen Felsentor stand, das in eine riesengroße Tropfsteinhöhle führte.
    Marla atmete auf. Jedes Mal, wenn sie sich vor dem Eingang befand, fühlte sie sich, als würde sie nach Hause kommen. Sie schritt in die Höhle, die in
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