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Danach

Danach

Titel: Danach
Autoren: Koethi Zan
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Ihnen gut?«
    »Gut? Nein, so kann man das nicht sagen.«
    »Verständlich.« Er sah mich eindringlich an. »Sarah, wegen dieses Postfachs mit der Nummer 182: Einer meiner Kollegen hat der Postmitarbeiterin in River Bend, die schon sehr lange für die Poststelle arbeitet, ein Foto von Jack Derber gezeigt.«
    »Und?«
    »Sie kannte ihn unter Tommy Philben, weil er unter diesem Namen das Postfach eröffnet hatte.« Er wartete, bis ich diese Information verdaut hatte.
    »Die beiden haben also von Anfang an unter einer Decke gesteckt. Noah und Jack.«
    »Sieht ganz danach aus.«
    Wir saßen eine Weile schweigend da.
    »Sarah, ich habe mit Dr. Simmons gesprochen«, fing Jim schließlich wieder an. »Sie möchte Ihnen allen ihre Unterstützung anbieten.«
    »Nein, bitte nicht.« Ich drehte mich zu ihm um. »Es wird kein ›Darüber-Hinwegkommen‹ mehr geben. Mir ist da drinnen etwas Entscheidendes klargeworden.«
    »Was meinen Sie?«
    »Dass es mir damals ab einem gewissen Punkt nur noch um mich selbst ging, auch wenn ich mir das Gegenteil eingeredet habe. Ich war egoistisch, schwach. Und deshalb war ich drauf und dran, so wie Jennifer zu werden. Inzwischen habe ich begriffen, dass ich einen Beitrag leisten muss.«
    »Einen Beitrag leisten?«
    »Die anderen vierundfünfzig.«
    »Was?«
    »Jim, ich brauche die Liste.«
    »Die kann ich Ihnen nicht geben, Sarah.«
    »Jim.«
    Ich sah ihn nicht an, sondern saß einfach nur abwartend da.
    Schweigend ließen wir die Minuten verstreichen. Dann stand er ohne ein Wort auf und ging zu seinem Auto.
    Kurz darauf kam er mit einem braunen Umschlag zurück. Nach einem resignierten Seufzen und einem Schulterzucken drückte er ihn mir in die Hand.
    »Sie haben diese Liste nicht von mir, verstanden?«, sagte er.
    Ich zog ein Blatt Papier aus dem Umschlag und betrachtete die Namen. Für einen kurzen Moment verschwamm die Schrift vor meinen Augen. Ich holte tief Luft.
    »Haben Sie einen Stift?«
    Er griff in die Jackentasche und gab mir seinen Kugelschreiber.
    Ich klickte die Mine heraus und schrieb mit der Blockschrift unserer Tagebücher von früher ›Sylvia Dunham‹ ganz oben auf die Liste.
    Dann gab ich Jim den Kugelschreiber und den leeren Umschlag zurück, faltete das Blatt Papier zu einem kleinen Viereck und steckte es in die Tasche. Ich fragte mich, wo das Mädchen von dem Foto aus dem ersten Highschooljahr jetzt sein mochte, die namenlose junge Frau, deren Spur sich irgendwo verlor. Aber ich würde sie finden. Irgendwie würde ich sie finden und ihren Eltern mitteilen, dass sie keineswegs einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war. Wenigstens diesen Kummer wollte ich den beiden nehmen, wenn ich auch sonst nichts für sie tun konnte.
    Ich spürte eine Zielstrebigkeit in mir auflodern, die jede Leere wegbrannte, die meinen eigenen Kummer erstickte und mich stattdessen mit einem dringenden Bedürfnis füllte. Dem dringenden Bedürfnis, etwas wiedergutzumachen, die anderen Mädchen zu retten, sofern sie noch zu retten waren.
    Ich sah Jim an. Er lächelte. Während wir gemeinsam aufstanden, fragte ich mich, ob mir die Veränderung anzusehen war.
    Als ich Jim die Hand entgegenstreckte, sah er mich überrascht an, bevor er sie ergriff und schüttelte. Sein Griff war warm und sanft und tröstlich. Ich sah ihm in die Augen und stellte überrascht fest, dass sie grün waren. Jetzt lächelten wir beide.
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Über Koethi Zan
    Koethi Zan stammt aus Alabama und hat viele Jahre in Yale Jura studiert. Sie arbeitete als Anwältin für Film, Fernsehen und Theater, zuletzt beim Musiksender MTV. Heute konzentriert sie sich ganz auf das Schreiben und hat bereits zahlreiche Ideen für weitere Thriller. Koethi Zan lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hudson im Bundesstaat New York.

Dank
    Ich möchte meiner großartigen Agentin Alexandra Machinist danken, dass sie mein Buch von der ersten Fassung an so wunderbar begleitet hat; Dorothy Vincent für die ausgezeichnete Vertretung auf internationaler Ebene; Tina Bennett dafür, dass sie mir die erste Tür geöffnet hat; Pam Dorman und Beena Kamlani für ihr durchdachtes und bereicherndes Lektorat sowie dem gesamten Team bei Pam Dorman Books/Viking für die Unterstützung und das Engagement; meinem Mann Stephen Metcalf für seine große Hilfe – sowohl emotional als auch redaktionell – bei der Verwirklichung meines Buchvorhabens; meinen Töchtern Stella und Kate, die nicht eine Seite von »Danach« lesen dürfen, bis sie im
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