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Dan

Dan

Titel: Dan
Autoren: Roxanne St. Claire
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wir uns später treffen?«, fragte er. »Dann könnten wir uns unterhalten, ohne dass ich Sie von der Arbeit abhalte.«
    Reden
. Na schön. »Es könnte spät werden.«
    »Das macht nichts.«
    »Wir schließen gegen eins.«
    Mit einem Nicken stand er auf. Es waren mindestens eins neunzig, die da vor ihr aufragten. »Um halb eins bin ich wieder da.«
    Sie stand ebenfalls auf, wie magisch angezogen von diesem Blick und etwas anderem, einem Gefühl, das ihr die Fingerspitzen taub werden ließ.
    Vertrautheit. Das war es. Irgendetwas war seltsam vertraut an diesem Mann.
    »Waren Sie eigentlich schon mal hier?«, wollte sie wissen. »Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir uns kennen.«
    Er setzte nur dieses leise spöttische Lächeln wieder auf und offenbarte seine leicht vorstehenden Schneidezähne, ein Makel, der sein sonst vollkommenes Gesicht unwiderstehlich machte. »Vielleicht in einem anderen Leben.« Er hob die Hand und fuhr über die Silberreifen an ihrem Arm, sodass sie leise klingelten. »Bis später … Lena.«
    Ohne einen Muskel zu rühren oder mit den Lidern zu schlagen, ließ sie ihn gehen.
    Lena
. Er sagte das, als fände er es belustigend, dass sie sich so nannte, als wüsste er genau, dass sie sich selbst überhaupt nicht mit diesem Namen identifizierte, den sie trug, seit sie diese Bar zum ersten Mal betreten hatte.
    Aber das konnte er nicht wissen. Niemand wusste es. Außer Smitty, der ihr ein neues, sicheres Leben geschenkt hatte, zusammen mit einem neuen Namen.
    »Miss? Hallo? Können wir noch eine Runde bestellen?«
    Als Antwort hob Maggie nur den Arm und ließ die Silberreife ihrer Großmutter klingeln. Der Anflug eines Déjà-vus kroch ihr das Rückgrat hoch und ließ ihr die Nackenhaare zu Berge stehen.
    Aus einem anderen Leben? Das musste ein schönes Leben gewesen sein.

2
    Um 00:25 Uhr parkte Dan den gemieteten Porsche gegenüber der Bar. Er hatte verdammt gute Gründe, Abend für Abend in Smitty’s Kneipe vorbeizuschauen, seit er auf den Keys gelandet war.
    Er wollte sichergehen, dass ihr keine Gefahr drohte. Er wollte wissen, wie es ihr in all den Jahren ergangen war. Sich vergewissern, dass keiner der »Touristen« ein Spitzel von Jimenez war. Er wollte …
    Sie.
    Magdalena Varcek hatte sich von einem jungen Mädchen zu einem Prachtweib entwickelt, mit dunklen, sinnlichen Augen, einem Wust schokoladenbrauner Locken und einem schimmernden Teint, der ihre ungarische Herkunft verriet; sie sei eine halbe Zigeunerin, hatte sie einmal gesagt. Sie hatte immer noch diese feurige Schlagfertigkeit, das gleiche provokante Lächeln, und noch immer glomm dieser erotische Schimmer in ihren Augen, nur dass sie inzwischen eine erwachsene Frau war und zehnmal so attraktiv, weil sie auch das nötige Selbstbewusstsein mitbrachte.
    Sie war schon damals ein scharfes Geschütz gewesen, aber heute war sie eine Infrarotrakete. Wenn er sie ansah, musste er unweigerlich an diese stürmischen, heißen Nächte in dem Schuppen zurückdenken, in denen sie keine Tabus gekannt hatten.
    Nun, eigentlich war sie für ihn tabu gewesen. Aber das hatte ihn nicht aufgehalten. Er hätte über tausend andere Kanäle an seine Informationen kommen können, doch irgendetwas an Maggie Varcek hatte ihm den Verstand geraubt und ihn noch risikofreudiger gemacht, als er ohnehin war.
    Und genau deshalb saß er jetzt in diesem Wagen und wartete auf sie, ebenso von Sinnen wie damals.
    Nachdem er sie wiedergesehen, ihren Duft eingesogen und die Sirenengesänge ihrer klimpernden Armreife und ihres kehligen Lachens gehört hatte, hatte er einfach wiederkommen müssen. Wie um alles in der Welt war sie hier gelandet? Warum?
    Aber das war nicht das Einzige, was ihn interessierte. Ob sie … wohl noch genauso schmeckte wie damals? Ob sie sich noch genauso bewegte? Und schrie, wenn sie unter ihm kam?
    Er stieß die Wagentür auf und stieg aus, den ersten Kuss schon auf den Lippen und ihre warme Haut in seiner Handfläche.
    Maggie würde nie erfahren, wer er wirklich war. Es wäre nur einmal. Für eine Nacht. Dann wären alle seine Fragen beantwortet, seine Bedürfnisse und seine Neugierde befriedigt.
    Was sollte daran falsch sein? Ihre Zeichen waren unmissverständlich, und er reagierte darauf wie jeder normale Mann. Es spielte keine Rolle, dass er mehr über sie wusste als sie über ihn. Morgen wäre er nicht mehr da.
    Im Innern saßen nur noch ein paar wenige Gäste: zwei Männer an der Bar, ein heftig knutschendes Pärchen an einem Tisch und
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