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Dan

Dan

Titel: Dan
Autoren: Roxanne St. Claire
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ausgeflippt war und Maggie an dessen Stelle mitgenommen hatte. Zumindest hatte sie durch das Essen die Nachricht vom Universum bekommen.
    Sie berührte erneut den Zettel in ihrer Hosentasche und suchte den leeren Parkplatz nach Michaels Auto ab. Bis auf drei
AJ-Cargo
-Lkws, die für die Lieferung bereitstanden, war nichts zu sehen.
    Michael würde zusammen mit einem vierten Truck kommen, der jede Minute eintreffen müsste. Die Männer, die ihn fuhren, würden Ramon und Carlos helfen, die Möbelkisten aus Caracas abzuladen, die Sofas und Sessel aus Maracaibo in Venezuela enthielten, vollgestopft mit Kokainpäckchen aus Kolumbien.
    Ramon hatte sie in die ganze Sache eingeweiht, und sie hatte sofort Michael davon erzählt, so, wie sie ihm alles erzählte, was sie von Ramon erfuhr. Michael hatte bei diesen Geschäften wenig zu melden, war aber ziemlich ehrgeizig, und das fand sie toll an ihm, auch wenn es hier um Drogen ging.
    Ach, sie fand einfach alles toll an ihm.
    »Du bleibst hier im Auto sitzen, Maggie«, ordnete Ramon an und brachte den Automatikhebel in Rückfahrstellung.
    Aber wie sollte sie dann zu Michael kommen? »Aber was, wenn …«
    »Nichts wenn«, sagte er unwirsch. »Wenn Michael anruft und durchgibt, dass er auf dem Hialeah Drive ist, lässt du drei Mal das Fernlicht aufblinken.« Er tippte auf den Blinkerhebel hinter dem Lenkrad. »Einfach ziehen. Das kannst du doch? Oder bist du sogar dazu zu dumm?«
    Sie funkelte ihn an.
    »Wir gehen raus und öffnen die Laderampen. Du wartest.«
    »Und wenn ihr fertig seid?« Ob sie dann mit Michael sprechen oder ihm das Zeichen geben könnte?
    Rund hundert Meter von den Lkws und den Laderampen entfernt fuhr Ramon rückwärts an einen ramponierten Zaun heran, der diesen Parkplatz vom nächsten trennte.
    »Dann sind wir fertig«, erwiderte Ramon. »Du steigst nicht aus diesem Wagen, ist das klar? Für den Fall, dass wir schnell abhauen müssen.«
    »Was, wenn Viejo anruft und dich sprechen will? Soll ich dann aussteigen und Bescheid sagen?«
    Ramon schüttelte nur den Kopf. »Das wird nicht passieren.«
    Er stieß seine Tür auf, ebenso wie Carlos auf der Beifahrerseite, und beide stiegen aus, während Maggie hinter das Steuer kletterte. Der Motor lief noch, und die Scheibenwischer fuhren hin und her. Für einen Sekundenbruchteil war die Sicht klar, bis das Glas erneut von einer Wasserschicht bedeckt war.
Quietsch, blop, quietsch, quietsch, blop, quietsch
.
    Ob ihr die Wischer mit dem Rhythmus eine versteckte Botschaft sandten? Baba würde sagen …
Hör genau hin. Quietsch, blop, quietsch. Quietsch, blop, quietsch
.
    Mich…ael … Scott. Sag’s … ihm … heute. Wart’ … nicht … länger.
    Sie ließ den Kopf zurücksinken und sah Ramon nach, der hinter dem Lagerhaus verschwand. Die Lüftung blies ihr das Haar aus dem Gesicht, während die Scheibenwischer rhythmisch ihren rätselhaften Code schlugen.
    Mi…chael … Scott. Sag’s … ihm …
    Als das Telefon summte, zuckte sie erschrocken zusammen. »Hallo?« Als Reaktion hörte sie nichts als ein kurzes Keuchen. »Michael?«
    »Was zum Henker hast
du
da verloren, Maggie?«
    »Juan ist krank. Er hat sich die Seele aus dem Leib gekotzt.«
    Sie hörte, wie er leise fluchte. »Du solltest doch heute Abend mit Lourdes ins Kino gehen.«
    Es war wundervoll, wie er immer ihre Pläne für den Tag im Kopf hatte. »Sie übernachtet bei einer Freundin, weil Ramon total ausgeflippt ist und herumgeschrien hat, dass er mich hier braucht. Aber jetzt kann ich ja –«
    »Geh nicht in das Lagerhaus.«
    »Nein. Ich soll hier nur drei Mal das Fernlicht aufleuchten lassen, wenn du auf dem Hialeah Drive bist. Ich werde nicht aus dem Auto aussteigen.« Seine Besorgnis rührte sie, und sie schmiegte sich enger an das Telefon, als würde sie ihn selbst im Arm halten. »Michael, ähm, hör mal. Können wir uns später sehen?« Die Stille am anderen Ende dauerte einen Augenblick zu lange. »Michael? Hast du mich gehört?«
    »Du musst raus aus dem Wagen.
Sofort
. Du musst raus da, weg da.«
    Irritiert runzelte sie die Stirn. »Warum?«
    »Weil ich es sage. Du solltest heute Abend nicht hier sein.« Seine Stimme klang gepresst und jagte ihr Schauer über den Rücken. »Ich mein’s ernst. Verschwinde von da, so schnell wie möglich.«
    In dem Moment hörte sie, wie ein Lkw auf den Parkplatz einbog. Zwischen zwei Wischerphasen erkannte sie das Logo von
AJ Cargo
. Die Lieferung war da.
    Sie drehte sich im Sitz um und blickte die Straße
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