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Damon Knights Collection 11

Damon Knights Collection 11

Titel: Damon Knights Collection 11
Autoren: Damon Knight
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noch nicht gekommen; und bevor es soweit ist, beabsichtige ich, Ihnen meine Technik vorzuführen. Es geschieht so selten, daß ich sachkundiges Publikum habe.“ Mit einer einstudierten Geste riß er das Tuch weg, das die reglose Gestalt auf dem Operationstisch bedeckt hatte.
    Ransom traute seinen Augen nicht. Vor ihm lag ohnmächtig ein Mädchen mit einer Haut so weiß wie Seide und sonnengoldenem Haar.
    „Ah, ich sehe, Ihr Interesse ist geweckt“, stellte Dr. Death trocken fest, „und Sie finden das Mädchen schön. Glauben Sie mir, wenn ich mein Werk vollendet habe, werden Sie schreiend fliehen, sobald sie Ihnen das Gesicht, das keines mehr sein wird, auch nur zuwendet. Diese Frau ist meine erbitterte Feindin, seit ich auf diese Insel kam, und es wird Zeit, daß Sie eine Vorstellung davon erhalten –“ Er unterbrach sich mitten im Satz und starrte Ransom mit einem Gemisch aus Hinterhältigkeit und hämischer Freude an – „wie Ihr, sagen wir, eigenes Geschick aussehen wird.“
    Während Dr. Death sprach, hatte sein mißgestalteter Assistent eine Spritze vorbereitet. Ransom sah zu, wie die Nadel in das beinahe durchscheinende Fleisch des Mädchens stach und der Kolbeninhalt – schon die Farbe der Flüssigkeit verriet die schändliche Perversion medizinischer Technik – in ihren Blutstrom drang. Die Bewußtlose seufzte, und Ransom schien es, daß sich ihre Miene verdüsterte, so als habe sie einen bösen Traum. Grob drehte der furchterregende Golo sie auf den Rücken und fesselte sie mit den gleichen Riemen, die Ransom gegen die Wand preßten.
    „Was liest du da, Tackie?“ fragte Tante May.
    „Nichts.“ Du klappst das Buch zu.
    „Also, du solltest nicht im Auto lesen. Damit verdirbst du dir die Augen.“
    Dr. Black dreht sich einen Moment lang um, dann fragt er Mama: „Hast du ein Kostüm für den kleinen Mann besorgt?“
    „Für Tackie?“ Mama schüttelt den Kopf, und ihr Haar schimmert selbst im Halbdunkel des Wageninneren. „Nein, nichts. Um diese Zeit liegt er schon im Bett.“
    „Nun, einen Blick auf die Gäste läßt du ihn doch werfen? Kein Junge sollte so etwas versäumen.“
    Und dann prescht der Wagen über die Straße von Settlers Island. Und dann bist du daheim.
     
    Ransom beobachtete das widerwärtige Geschöpf, das auf ihn zuschlich. Obwohl es nicht so groß war wie einige der anderen, wirkten seine kräftigen Fänge bedrohlich genug; zudem umkrampfte eine seiner Hände ein schweres Buschmesser mit rasierklingendünner Schneide. Einen Moment lang dachte er, das Scheusal würde über das ohnmächtige Mädchen herfallen, aber es machte einen Bogen um sie und blieb vor Ransom stehen, ohne den Blick zu heben.
    Dann, mit einer ebenso unerwarteten wie erschreckenden Bewegung, bückte es sich plötzlich und preßte sein abstoßendes Gesicht gegen Ransoms gefesselte Rechte; ein tiefer Seufzer schüttelte den verkrüppelten Körper.
    Ransom wartete angespannt.
    Wieder dieses tiefe Einatmen, fast ein Schluchzen. Dann richtete sich der Tiermensch auf, vermied es jedoch, ihm in die Augen zu sehen. Ein dünnes, merkwürdig vertrautes Wimmern kam aus der Kehle des Ungeheuers.
    „Löse meine Fesseln!“ befahl Ransom.
    „Ja. Deshalb bin ich hier. Ja, Herr.“ Der riesige Kopf, ein wenig breiter als hoch, nickte. Dann hackte die scharfe Machetenschneide in die Riemen, die Ransom festhielten. Sobald er frei war, nahm er die Klinge, die der Tiermensch ihm bereitwillig reichte, und schnitt das Mädchen vom Operationstisch los. Sie war federleicht in seinen Armen, und einen Moment lang blieb er stehen und betrachtete ihr unbewegtes Gesicht.
    „Komm, Herr!“ Der Tiermensch zerrte an seinem Ärmel. „Bruno weiß einen Weg ins Freie. Folge Bruno!“
    Eine Geheimtreppe führte zu einem langen, schmalen Korridor, in dem fast vollkommene Dunkelheit herrschte. „Niemand benutzt diesen Weg“, erklärte der Tiermensch mit seiner rauhen Stimme. „Sie finden uns hier nicht.“
    „Weshalb hast du mich befreit?“ wollte Ransom wissen.
    Es entstand eine Pause, dann erwiderte das große, mißgestaltete Geschöpf: „Du riechst gut. Und Bruno mag Dr. Death nicht.“
    Diese Antwort bestätigte Ransoms Vermutungen. Vorsichtig fragte er: „Du warst ein Hund, bevor Dr. Death dich veränderte, nicht wahr, Bruno?“
    „Ja.“ In der Stimme des Tiermenschen schwang ein gewisser Stolz mit. „Ein Bernhardiner. Ich habe Bilder gesehen.“
    „Dr. Death hätte seine widerwärtige Kunstfertigkeit besser nicht an
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