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Damon Knights Collection 11

Damon Knights Collection 11

Titel: Damon Knights Collection 11
Autoren: Damon Knight
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einem so edlen Tier erprobt“, überlegte Ransom laut. „Hunde durchschauen den menschlichen Charakter zu gut; aber letzten Endes begehen die Bösen immer einen entscheidenden Fehler.“
    Unvermutet blieb der Hundemensch vor ihm stehen, so daß Ransom sich gezwungen sah, ebenfalls anzuhalten. Einen Moment lang beugte sich der mächtige Schädel über das bewußtlose Mädchen. „Herr, du sagst, ich durchschaue die Menschen. Dann verrate ich dir, daß Bruno diese Frau nicht mag, die Dr. Death Ta lar von den Hundert Augen nennt.“
     
    Du legst das Buch mit den aufgeschlagenen Seiten nach unten auf das Kissen und springst hoch, umarmst dich selbst und hopst barfuß durch das Zimmer. Klas se! Die Wucht!
    Aber keine Zeile mehr heute abend! Heb es dir auf, heb es dir auf! Du knipst das Licht aus, und in der köstlichen Dunkelheit legst du das Buch sorgsam unter dein Bett, zwischen Teile des Metallbaukastens und die Schachtel mit den Spielkarten von der Tankstelle. Morgen wird weitergelesen, und du kannst den nächsten Tag kaum erwarten. Du liegst auf dem Rücken, die Hände unter dem Kopf verschränkt, die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen, und wenn du die Augen schließt, kannst du alles vor dir sehen: die Insel mit den Dschungelbäumen, die im Meerwind schwanken; das Schloß von Dr. Death, das sich kalt, grau und gigantisch gegen den heißen Himmel abhebt.
    Im Haus ist es ganz still, nur den Wind und den Atlantik hört man, vertraute Geräusche. Unten redet Mutter mit Tante May und Tante Julie, und du schläfst ein.
    Du bist wach. Horch! Spät, es ist sehr spät, eine sonderbare Zeit, die du fast vergessen hast. Horch!
    Alles so still, daß es schmerzt. Nein, da ist etwas. Horch!
    Auf der Stiege.
    Du steigst aus dem Bett und suchst deine Taschenlampe. Nicht, weil du tapfer bist, sondern weil du es in der Dunkelheit nicht mehr aushältst.
    Es ist nichts in dem schmalen, kalten kleinen Treppenschacht vor deiner Tür. Nichts in der großen Diele im zweiten Stock. Du läßt den Lichtstrahl rasch von einem Ende zum anderen tanzen. Tante Julie schnarcht, aber es ist nichts Erschreckendes an dem Laut, du kennst ihn: nur Tante Julie, die beim Schlafen durch die Nase atmet.
    Nichts kommt die große Treppe herauf.
    Du gehst zurück in dein Zimmer, knipst die Taschenlampe aus und kletterst ins Bett. Als du fast schläfst, kratzen harte Klauen über die Fußbodenbretter, und eine rauhe Zunge leckt deine Fingerspitzen. „Keine Angst, Herr, es ist nur Bruno.“ Und du spürst ihn neben dir im Bett, mit seiner eigenen Körperwärme und seinem eigenen Geruch.
    Dann ist es Morgen. Du frierst, und keiner außer dir ist im Zimmer. Du gehst ins Bad, wo das Ventilatording mit den elektrischen Heizspiralen ist, und ziehst dich an.
    Unten ist Mutter bereits wach. Sie hat sich ein komisches Tuch um die Haare gewickelt, ebenso wie Tante May und Tante Julie, die am Frühstückstisch sitzen. Es gibt Kaffee, Milch und knusprig gebratene Speckscheiben. „Morgen, Tackie“, sagt Tante Julie, und Mutter lächelt dir zu. Es steht schon ein Teller für dich da, und du nimmst Toast mit Schinkenspeck.
    Den ganzen Tag putzen die drei Frauen und schmücken das Haus – mit roten und goldenen Papiermasken, die Tante Julie gemacht hat und die man an die Wand hängen kann, und mit komischen Lichtern, die sich drehen und die Farbe wechseln – und du gibst dir Mü he, ihnen nicht im Wege zu stehen, und holst Holz, damit sie Feuer im großen Kamin machen können, der fast nie benutzt wird. Jason taucht auf, und Tante May und Tante Julie mögen ihn nicht, aber er hilft ein wenig mit und fährt dann mit dem Wagen in die Stadt, um noch ein paar Sachen zu kaufen, die er vorher vergessen hatte. Diesmal nimmt er dich nicht mit. Der Wind pfeift um das Fenster, aber sie lassen dich allein in deinem Zimmer, und es ist ganz still, weil sie sich alle unten aufhalten.
     
    Ransom sah das geheimnisvolle Mädchen zweifelnd an.
    „Sie glauben mir nicht“, sagte sie. Es war eine Feststellung, ohne jeden Zorn oder Vorwurf.
    „Sie müssen zugeben, daß es sehr unwahrscheinlich klingt.“ Er versuchte Zeit zu gewinnen. „Eine Stadt, älter als die Zivilisation, im Dschungel dieser kleinen Insel verborgen …“
    Talar deutete auf den Hundemenschen. „Zu einer Zeit, als Sie wie er waren“, sagte sie tonlos, „beherrschte Lemuria diesen Ozean. All das ist verschwunden, bis auf meine Stadt. Reicht das nicht, um selbst die Zeit zu befriedigen?“
    Bruno zupfte an Ransoms
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