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Damon Knights Collection 11

Damon Knights Collection 11

Titel: Damon Knights Collection 11
Autoren: Damon Knight
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einen für Fremde. Auf der Insel und auf dem nahegelegenen Festland nennt man es Seeblick , weil es zu Beginn des Jahrhunderts als Kurhotel betrieben wurde. Mama nennt es Das Haus des 31. Februar . Das steht auf ihrem Briefpapier, und vermutlich nennen es auch ihre Freunde in New York und Philadelphia so, wenn sie nicht einfach „Mrs. Babcocks Haus“ sagen. Daheim, das ist an manchen Stellen vier Geschoße hoch, an an deren weniger, und hat rundum eine Veranda; früher einmal war es gelb gestrichen, außen, aber die Farbe ist zum größten Teil abgegangen, und Das Haus des 31. Februar sieht jetzt grau aus.
    Jason kommt aus der Haustür. Die kleinen Locken an seinem Kinn zittern im Wind, und er hat die Daumen in den Bund seiner Levis gehakt. „Komm, ich nehme dich mit in die Stadt. Deine Mutter möchte sich ausruhen.“
    „Ui, toll!“ Hinein in Jasons Jaguar, in die weichen Lederpolster, die so gut riechen; du schläfst ein.
    Als du in der Stadt aufwachst, blenden helle Lichter in die Autofenster. Jason ist fort, und im Wagen wird es kalt; die Wartezeit erscheint dir endlos, du betrachtest die Schaufenster draußen, die schwere Pistole an der Hüfte des vorbeischlendernden Polizisten, den verirrten Hund, der vor allen Angst hat, sogar vor dir, als du an die Scheibe klopfst und ihn rufst.
    Dann kommt Jason mit Paketen zurück und verstaut sie hinter dem Sitz. „Fahren wir jetzt heim?“
    Er nickt, ohne dich anzusehen, ordnet die Sachen so, daß sie nicht umfallen können, schnallt den Sicherheitsgurt um.
    „Ich will aussteigen.“
    Er sieht dich an.
    „Ich möchte in ein Kaufhaus. Bitte, Jason.“
    Jason seufzt. „Also schön, in den Drugstore dort drüben, ja? Für ganz kurz.“
    Der Drugstore ist so groß wie ein Supermarkt, mit langen, hellen Korridoren voll Glassachen und Schreibwaren und Kleinkram. Jason kauft am Zigarettenstand Benzin für sein Feuerzeug, und du bringst ein Buch von dem Drahtständer, der sich drehen läßt. „Bit te, Jason?“
    Er nimmt es dir weg und tut es wieder in den Ständer, dann, als du wieder im Wagen sitzt, holt er es unter seiner Jacke hervor und gibt es dir.
    Es ist ein wunderschönes Buch, dick und schwer, mit gelben Seitenrändern. Der Umschlag ist aus steifem Glanzkarton, und vorne drauf kämpft ein zerlumpter Mann gegen ein Wesen, das halb Mensch und halb Af fe ist, bloß viel scheußlicher als beide. Das Bild ist in Farbe, und an dem Affenwesen sieht man echtes Blut; der Mann ist muskelbepackt und schön, mit blondem Haar, noch heller als das von Jason, aber ohne Bart.
    „Gefällt dir so etwas?“
    Ihr habt die Stadt bereits verlassen, und ohne die Straßenbeleuchtung ist es im Wagen fast zu dunkel, um das Bild zu erkennen. Du nickst.
    Jason lacht. „Das ist Schund. Hast du das gewußt?“
    Du zuckst mit den Schultern, fährst mit dem Daumen über die Seiten und denkst, daß du es heute nacht lesen wirst, wenn du allein in deinem Zimmer bist.
    „Wirst du deiner Mama erzählen, wie nett ich zu dir war?“
    „M-hm, klar. Soll ich?“
    „Morgen, nicht heute abend. Sie schläft vermutlich, wenn wir heimkommen. Weck sie nicht auf!“ Jasons Stimme verrät, daß du es dir mit ihm verdirbst, wenn du nicht gehorchst.
    „Okay.“
    „Geh nicht in ihr Zimmer!“
    „Okay.“
    Der Jaguar singt „ Hntaantaaa “ die Straße entlang, und du kannst jetzt die Schaumkronen im Mondlicht erkennen und das Treibholz dicht neben dem Asphalt.
    „Du hast eine liebe, weiche Mammi, weißt du das? Wenn ich auf ihr liege, fühle ich mich wie auf einem großen Kissen.“
    Du nickst, denkst an Augenblicke zurück, wo du einsam und von Träumen verängstigt in ihr Bett gekrochen bist und dich gegen ihre weiche Wärme gekuschelt hast – bist aber zugleich wütend, weil du irgendwie merkst, daß sich Jason über dich und sie lustig macht.
    Daheim ist es still und dunkel, und du trennst dich sobald du kannst von Jason, rennst durch die Diele und vor ihm die Treppe hinauf, dann eine zweite, schmale krumme Stiege zu deinem Zimmer im Turm.
    Ich erfuhr diese Geschichte von einem Mann, der sein Wort brach, als er sie weitererzählte. Wie sehr sie in seinen Händen – oder besser gesagt, durch seine Wiedergabe – gelitten hat, vermag ich nicht zu sagen. In den wichtigsten Punkten stimmt sie, und ich schilde re sie euch, wie sie mir geschildert wurde. Das ist sie.
    Kapitän Philip Ransom hatte neun Tage allein im Meer getrieben, als er die Insel erblickte. Es war bereits spät am Abend, als sie
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