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Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern

Titel: Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern
Autoren: Kösel
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Puppenhaus übernehmen. »Wir drehen jetzt einen anderen Film«, hat mir ein Fünfjähriger angekündigt. Ich muss jetzt das Kind spielen, das sich »furchtbar langweilt«.
    »Warum langweilt sich denn der Junge so?« (Ich hole mir immer »Regieanweisungen« vor dem Rollenspiel.)
    »Die Eltern sind nicht da.«
    »Aha, und wo sind die Eltern?«
    »Die schlafen, siehst du doch, ich hab sie ins Bett gelegt.«
    »Tatsächlich, das ist ja wirklich ein neuer Film, sonst müssen die doch immer so viel herumrennen und -fahren.«
    »Die haben jetzt eben keine Lust mehr herumzurennen, sind ja nicht doof...«
    Er hatte dann eine gute Idee, wie er dem gelangweilten Jungen im Rollenspiel helfen konnte. Er hat einfach einen Freund erfunden. Einen Freund, den der Junge, der bis zu diesem Zeitpunkt darunter gelitten hatte, dass er keinen richtig guten Freund im Kindergarten besaß, dann auch in der Realität gefunden hat.
     
    Sexualität zwischen Erwachsenen ist viel mehr als der sexuelle Akt. Der wird oft überbewertet. Ein Umstand, den vor allem viele Männer endlich zur Kenntnis nehmen sollten. Sie sind nicht als Potenztier im Bett gefragt, sondern als fantasievolle Liebhaber, die nicht nur die Hose aufmachen, sondern ebenso den Mund und das Herz. Mann und Frau vermögen es, wenn sie sich wirklich trauen, den anderen mit ihren Fantasien in den einzig Richtigen zu verwandeln. Die äußeren
Attribute werden dann, wie schon gesagt, einfach zu den Vehikeln ihrer Begierde. Und Begierde findet zuerst im Kopf statt. Zwischen den Beinen wird sie nur umgesetzt.
    Wenn Paare sich wirklich trauen, ihre »schlimmen« Fantasien einander mitzuteilen, ist der erste große Schritt getan. Diese Fantasien sind übrigens nie »schlimm«. Den Geruch des Schlimmen, Unartigen oder sogar Pervers-Anrüchigen hat ihnen das Elternhaus, häufig ein christlich-katholisches oder puritanisch-evangelisches Elternhaus, verpasst. Von diesen strengen inneren Moralbildern muss zuerst eine Loslösung erfolgen. Vielleicht ist das der schwerste Schritt überhaupt.
    Viele Eltern haben Probleme mit der Pubertät ihrer Kinder, weil sie da sexuelle Bewegungen spüren, die ihnen so selber nicht mehr erreichbar zu sein scheinen. Ein verlorenes Land? Hinter den streng kontrollierenden Vätern oder den verunsichert-neugierigen Müttern von Adoleszenten verbergen sich manchmal eine nicht wahrgenommene Trauer und auch Neid. Dabei zeigt gerade die Arbeit mit älteren Paaren, dass Sexualität und erotische Fantasien nicht das Vorrecht einer bestimmten Altersgruppe sind. Sicherlich verändert sich die Sexualität im Alter. Sie kann feiner, differenzierter werden, nicht mehr so organfixiert, allerdings nur, wenn sie wie ein vielstimmiges Instrument jahrelang geübt und benutzt worden ist. Keiner kann plötzlich ein Instrument spielen und zum Klingen bringen, das er schon vor Jahrzehnten aus der Hand gelegt hat. Oder das er nur zwischendurch, im schnellen Seitensprung, unter ziemlichem Stress benutzt und mit einem Stoßgebet versehen hat: Hoffentlich geht’s überhaupt noch! Dieser Umstand könnte viele betrogene Ehepartner etwas entspannen. Denn die Seitensprünge sind ja meistens nicht in eine gewachsene und gefühlte Beziehung eingebettet, wie es das langjährige Zusammenleben vorzuweisen hat, sondern mit einer ordentlichen Portion Stress verknüpft. Da
muss es dann funktionieren, sonst springt der andere gleich wieder ab, weil ihm ja nicht viel mehr als die Sexualität angeboten werden kann.
    Ein wunderbarer Psychoanalytiker, der leider bereits verstorben ist, Johannes Cremerius, hat einmal zu mir im Gespräch gesagt: »Ich weiß nicht, warum die Menschen sich immer trennen müssen... es kommt doch gar nichts Besseres nach.« Ich lasse mir oft Fotos von den neuen Partnern oder außerehelichen Kontakten zeigen. Und was man äußerlich auf den ersten Blick erkennen kann, würde Cremerius recht geben. Dann, könnte man vermuten, muss halt die psychische Beschaffenheit eine ziemlich andere sein. Das ist sie in den Augen der Frischverliebten tatsächlich auch fast immer. Der neue oder zweite, dritte Ehepartner wird mit vielen liebeund fantasievollen Attributen ausgestattet. Er ist zuerst einmal »der ganz andere und Passendere«. Doch so bleibt es grundsätzlich nur bei Menschen, die verstanden und aufgearbeitet haben, was die alte Beziehung zerstört hat. Bei allen anderen wurde der neue Partner unbewusst fast mit zweifelsfreier Sicherheit nach dem vertrauten und nicht
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