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Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern

Titel: Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern
Autoren: Kösel
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Geschlechtsidentität zu erhalten. Und das ist gut so. Doch warum kommt da so viel Passivität und Geheimniskrämerei vor? Warum gehen Paare nicht viel offensiver mit ihren geschlechtlichen Bedürfnissen um, wenn sie diese doch nach wie vor empfinden? Wie kommt man darauf, dass gerade im vertrautesten Kreis, den es geben kann, dort, wo man jahrelang miteinander lebt, über das Selbstverständlichste nicht geredet wird?

    Sexualität ist selbstverständlich, so wie Denken, Fühlen, Handeln.
    Sexualität ist das schönste und spannendste Spiel, das Erwachsene miteinander spielen können. Viel Zeit verbringen Erwachsene mit ihren Kindern mit »Monopoly« oder anderen Würfelspielen, weil »Kinder spielen wollen, die haben ja einen natürlichen Spieltrieb«, erklärt ein Vater von vier Kindern. Stimmt. Doch auch Erwachsene haben einen natürlichen Spieltrieb, wollen spielen, wollen nicht ständig lernen und Verantwortung übernehmen, sondern Spaß haben. Das macht Eltern nicht unernst und kindisch, sondern - vitaler. Familien, in denen das Elternpaar eine aktive Sexualität lebt, sind belastbarer. Sie werden durch einen inneren Spannungsbogen zusammengehalten, wie ihn keine noch so gut gemeinten und ständig verbalisierten Vorschriften und Erziehungsregeln aufbauen können. In so eine Familie kehren Kinder und Jugendliche jeden Tag gern zurück. In so einer Familie brauchen die Eltern keine Angst zu haben, dass ihre Halbwüchsigen irgendwann abhauen oder vergessen, wo sie hingehören. Eine Liebesbeziehung zwischen den Eltern ist wie ein Magnet für die Kinder.
    Doch wie gewinnt dieser Magnet seine Kraft zurück? Es gibt dazu eine schnelle Antwort und ein langes Experiment: durch Fantasie.
    Wenn es Elternpaaren, oder Paaren überhaupt, gelingt, sich den anderen als Sexualpartner wieder vorzustellen, finden sie zu dieser Kraft zurück. Bei Seitensprüngen, die unter anderem auch deswegen so heißen, weil sie den Seitenspringer ja gar nicht von seiner Hauptstraße abbringen sollen, nämlich der Beziehung mit einem geliebten Partner, kommt, wie schon kurz erwähnt, oft ganz spontan der Verdacht auf, dass der andere, mit dem der Seitensprung stattgefunden hat, attraktiver, schöner ist, der Mann den größeren Penis, die Frau den schöneren Körper, größeren Busen usw. haben
müsse. Diese Vermutungen sind Unsinn. Der Körper, der Penis, die Brüste werden nur anders erlebt. Es spielt in der Sexualität überhaupt keine Rolle, wie groß ein Penis ist, sondern wie groß die Fantasietätigkeit, die Vorstellungskraft von Mann und Frau dazu ist. Genauso ist es mit den Brüsten. Wenn ein Mann Fantasien der Begierde aufbringen kann, sind die Brüste genau passend dazu.
    Eine Frau kam mit ihrem Mann in die Paartherapie, nachdem sie erfolglos eine andere »Therapie« hinter sich gebracht hatte: eine Brustvergrößerung. Sie hatte sich zu diesem Schritt auf Bitte ihres Mannes entschlossen, nachdem er sie mit Seitensprüngen, die er mit »Frauen mit richtig großem Busen« unternommen hatte, unter Druck gesetzt hatte. Nun hatte sie, die vorher Körbchengröße A hatte (sah schön aus, einfach zu ihrem Körper passend, wie ein Foto verdeutlichte), Körbchengröße B. An der gemeinsamen Unzufriedenheit mit der Sexualität konnte die Operation jedoch nichts ändern. Es wurde im Verlauf der Therapie deutlich, dass es keine positiven Körperfantasien über den Partner gab. Bei beiden nicht, obwohl sie sich liebten. Und noch etwas wurde klar: Sie kannten ihre sexuellen Bedürfnisse und Vorlieben nicht.
    An früherer Stelle habe ich hier festgestellt, dass in den heutigen Familien, vor allem in den Kinderzimmern, sehr viel gesprochen wird: über Schule, Noten, die terminliche und organisatorische Gestaltung von Kinderhobbys, über Wochenendplanung, über Berufliches. Doch so eine wunderbare Sache wie die eigenen sexuellen Wünsche und Bedürfnisse befindet sich im sprachlichen Niemandsland. Wie viele schulische Probleme der Kinder würden sich von allein lösen, wenn die Eltern im Bett nicht neue Lösungsstrategien zu den Schulproblemen entwerfen würden, sondern einander ihre sexuellen Fantasien anvertrauen könnten! Weil Mann und Frau im Bett so weit voneinander entfernt sind,
haben so viel Kind und Kindersorgen zwischen Mutter und Vater Platz.
    Ich spüre in den Kindertherapien ziemlich schnell, wenn in dieser Richtung sich zu Hause etwas verändert hat. Vor allem die Vorschulkinder wollen dann plötzlich selber die Elternrollen im
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