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Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern

Titel: Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern
Autoren: Kösel
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oder verzögert wird.
    Wenn einer wie Sophias Vater plötzlich mit leuchtenden Augen nach Hause kommt und seine Kinder und seine Frau einen Menschen entdecken, der einfach wieder einmal von etwas begeistert ist, nämlich dem Klettern, dann kann ein frischer Wind durch die vier Wände ziehen, der alle besser atmen lässt - und der alle erreicht, obwohl der Vater doch gerade »nur« etwas für sich getan hat. Die Familie war zwar ausgeschlossen von seiner neu gefundenen Freizeitbeschäftigung, doch sie wurde einbezogen in seine neue Freude. Sophia sagte zu Recht, und so wie ihr ergeht es vielen Kindern:
    »Der war manchmal so mies gelaunt, dass du gedacht hast, mach einen Bogen um ihn oder was hab ich jetzt wieder falsch gemacht... Und dann war da ein Abend bei uns zu Hause, seine Arbeitskollegen haben erzählt, wie witzig und nett der Papa ist. Ich hab nur gedacht, die kennen ihn ja überhaupt nicht, witzig, dass ich nicht lache.«
    Die Eigenvorsorge ist fundamental wichtig, wenn es um Zufriedenheit geht. Doch genauso wichtig ist die Paarvorsorge. Wenn Mutter und Vater den Alltag gut organisieren, die Kinder jedoch den Eindruck bekommen, »gerade viel haben die sich nicht zu sagen«, wird die Luft zu Hause stickig. Viele Eltern lassen sich durch jeden Wunsch ihrer Kinder nach Hilfe, und zwar sofort, bei einem vielleicht gerade gewagten und frisch begonnenen Gespräch stören. »Mama, kannst du mal...« - »Papa, ich versteh diese Rechenaufgabe nicht..., ich hab doch morgen ein Referat (es ist 23 Uhr!), du musst mir unbedingt noch eine Folie ausdrucken... ich brauch sie morgen.« Und schon ist die Elternbegegnung zu Ende. Das Gespräch der Erwachsenen musste den kindlichen Bedürfnissen einmal mehr weichen.
    Wie oft sagen Kinder, wenn sie allein oder mit Freunden ins Spiel vertieft sind: »Mama, du störst.« Die Mutter geht folgsam wieder hinaus. Wie selten bekommen aber die Kinder zu hören, dass sie stören! Und ich spreche jetzt nicht von der Mutter, die gerade ungestört mit einer Freundin telefonieren will. Da weiß sie den Kindern eine Grenze zu setzen. Doch die Eltern sind meist sehr, sehr nachgiebig, wenn es um ihre Paarfürsorge geht. Das Paar hat viel zu oft hinter den Bedürfnissen der Kinder und der Eltern zurückzustehen. Ich bin dieser Unverhältnismäßigkeit von Kindern, Eltern und Paar ständig begegnet. Was macht es Eltern so schwer, sich auch als Paar den Kindern gegenüber zu inszenieren und durchzusetzen? Sie zeigen den Kindern geduldige, erschöpfte, zugewandte, hilfreiche, genervte Eltern. Doch wann zeigen sie
den Kindern, dass jetzt Mutter und Vater nicht in Reichweite sitzen, sondern das Paar sich unterhalten möchte, und zwar ungestört?
    Die 13-jährige Carla, eine Spezialistin für Last-Minute-Aufträge an den Vater, schaffte es regelmäßig, den Vater von der Mutter wegzulotsen, im Einverständnis der Mutter übrigens. Diese fragte verwundert im Elterngespräch: »Ja, soll denn Carla ohne Referat in die Schule gehen?« Beide Eltern ärgerten sich zwar maßlos über Carlas Verhalten, doch das war dann auch schon alles.
    Kinder wissen um die Wertepyramide der heutigen Eltern - und wissen auch, sie für sich zu nutzen. Schule, so will es manchmal scheinen, ist viel wichtiger als ein ungestörtes Zusammensein des Elternpaares. Wegen einer Klassenarbeit am Montag können Eltern keinen Kurzurlaub machen, in einer anderen Familie wären Großeltern bereit, die Enkel ein paar Tage zu betreuen, doch sie sind nicht geeignet, weil keiner von beiden den Kindern die nötige schulische Hilfestellung geben kann. Ein Babysitter ist wiederum einer anderen Familie für einen Abend zu teuer, während der Sohn am Tag zuvor den neuesten MP3-Player geschenkt bekommt, den er vier Tage später im Schwimmbad verlieren wird.
    Dass Eltern für ihre eigene Zufriedenheit nicht nur auf die Familie zurückgreifen, sondern dafür selber und unabhängig vom Familiengeschehen die Verantwortung wieder übernehmen lernen, ist die eine Sache. Die andere Aufgabe, und sie will mir mindestens genauso wichtig erscheinen, ist der Schutz ihrer Paarbeziehung. Für eine geschützte Paarbeziehung zu kämpfen, sie den Kindern zu zeigen und auch zu vertreten gegen spontane kindliche Bedürfnisse, trägt auch stark zur familiären Zufriedenheit bei.

Sexualität in der elterlichen Paarbeziehung
    Mit dem Paar hat alles angefangen in diesem Buch. Und der Kreis beginnt sich zu schließen. Ich möchte dieses Buch auch mit einem liebevollen
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