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Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Damit Dein Leben Freiheit Atmet

Titel: Damit Dein Leben Freiheit Atmet
Autoren: Anselm Gruen
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besprengt. Das ist für den Hebräerbrief ein Bild dafür, daß Jesus durch seinen Tod »unser Gewissen von toten Werken« reinigt.
    (Hebräer 9,14) Die Reinigungsrituale im jüdischen Tempel sind letztlich nur tote Werke. Mit ihnen braucht sich der Christ nicht mehr abzugeben. Die wahre Reinigung geschieht im Tod Jesu, und zwar dadurch, daß Jesus durch seinen Tod in das himmlische Heiligtum eingetreten ist und uns den Zugang zu diesem Allerheiligsten eröffnet hat. Wir sind aufgrund des Todes Jesu schon eingetreten in das himmlische Heiligtum. Es ist »himmlisch«, weil es dieser Welt entzogen ist. Doch es ist nicht irgendwo im Himmel, sondern es ist im menschlichen Herzen. In jedem von uns ist dieser heilige Raum, zu dem nur Christus Zutritt hat. Im Allerheiligsten, im innersten Raum seines Herzens ist jeder Mensch rein. Denn da ist Christus, der uns in seiner Hingabe am Kreuz die reine Liebe erwiesen hat. So dürfen wir zu Gott »mit aufrichtigem Herzen und in voller Gewißheit des Glaubens hintreten, das Herz durch Besprengung gereinigt vom schlechten Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser« (Hebr 10,22). Die wahre Reinigung geschieht also im Gewissen, im innersten Raum des Menschen, im heiligen Raum des Schweigens, zu dem kein Mensch Zutritt hat, in den vielmehr Christus durch seinen Tod bei uns eingetreten ist. Dort, wo Christus in uns wohnt, sind wir rein, gereinigt durch seine Liebe.

    Diese Bilder, mit denen der Hebräerbrief die Erlösung durch
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    Jesus Christus zu erklären versucht, sind für mich
    Hoffnungsbilder. Sie zeigen mir, daß ich bei allem Bestreben nach Reinigung schon im Innersten rein bin. Der innere Raum des Schweigens in mir ist unbefleckt, makellos. Da thront Christus in mir. Und dort wo er in mir wohnt, komme ich in Berührung mit dem unverfälschten und makellosen Bild meines wahren Selbst. Dieses von Gott geformte Selbst ist schon rein.
    Der Schmutz kann das Selbst nicht verunreinigen. Er kann sich nur wie eine Staubschicht darüber legen. Aber beschmutzen kann er es nicht. Der Glaube an diese innere Wirklichkeit befreit mich von allen selbstentwertenden und selbstzerfleischenden Stimmen. Auch wenn sich in mir viel Schmutz angesammelt hat, das innerste Heiligtum bleib t davon unberührt. Dort bin ich rein und lauter, makellos und unversehrt.

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    III. Bilder der Reinigung in der Bibel

    Die Bibel kennt verschiedene Bilder der Reinigung. Da gibt es die Reinigung durch Feuer, Wasser, Blut und Schwert.
    Reinigung durch Feuer, Blut oder Schwert - das klingt für unsere heutigen Ohren sehr fremd, ja furchteinflößend. Doch in allen diesen Bildern kommt für mich etwas Wesentliches vom Geheimnis der Reinigung zum Ausdruck.

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    Feuer

    Gold und Silber werden im Feuer geläutert. Im Psalm 66,10
    heißt es: »Du hast, o Gott, uns geprüft, und uns geläutert, wie man Silber läutert.« Wenn ich Silber in das Feuer halte, kann ich nicht genau sagen, was da gereinigt werden muß. Aber wenn es der Hitze von etwa 1000 Grad ausgesetzt wird, entsteht ein Schmelzprozeß, der es verwandelt und alles Unreine
    ausscheidet. Für die Alchemie des Mittelalters ist das
    „Erhitztwerden“ ein spiritueller Prozeß. Auch die Märchen kennen das „Verwandeltwerden“ durch Erhitzen. Durch Erhitzen wird der Mensch von allem Triebhaften gereinigt und so zur reinen Liebe befähigt. Das Feuer gilt bei vielen Völkern als heilig, reinigend und erneuernd. Es kommt vom Himmel.
    Das Irdische wird durch das himmlische Feuer geläutert und gereinigt. Und auch die Asche, die nach dem Brand übrigbleibt, gilt als reinigend. In vielen Kulturen reinigte man sich mit Asche. Die Juden streuten sich Asche aufs Haupt, um ihre Bereitschaft zu Umkehr und Buße und zu innerer Läuterung auszudrücken.

    Wer in die öffentliche Kritik gerät, der geht heute oft genug durch Feuer. Alles, was er geleistet hat, gilt auf einmal nichts mehr. Man schießt sich auf seine Schwachstellen ein. Man verleumdet ihn. Er kann sagen, was er will. Man glaubt es ihm nicht. Solch ein Mensch erlebt den Reinigungsprozeß durch das Feuer. Alles, was er aufgebaut hat, wird verbrannt. Sein Ruf wird Opfer des Feuers. Man kann gegen das Feuer ankämpfen.
    Doch dann wird man letztlich darin untergehen. Oder man kann bewußt durch das Feuer gehen und ins Feuer seine Gedanken und Gefühle, seine Leidens chaften und Motivationen hineinhalten. Dann wird man verwandelt und rein aus dem
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    Feuer heraustreten. Alle unlauteren
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