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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo
Autoren: B Melzer
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verfluchter Einschusslöcher, die noch dazu im Beisein und unter Mitwirkung der Cops entstanden waren? Allmählich begann sie sich zu fragen, ob sie den Wagen je wiedersehen würde. Vielleicht war es besser, ihn zu vergessen, er würde sie ohnehin nur jedes Mal an Chase erinnern.
    »Hier, Herzblatt!« Marc stellte einen Becher heißen Kakao vor ihr auf den Tisch. »Schokolade macht glücklich und ausgeglichen.«
    »So viel Schokolade kann ich gar nicht in mich reinstopfen, dass das helfen würde.« Seufzend lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. »Entschuldige, Marc. Ich weiß, dass du es nur gut meinst, und ich bin eine undankbare Zicke. Das hast du nicht verdient.«
    »Übellaunig hast du vergessen.« Er setzte sich auf die Kante ihres Schreibtischs und sah sie lange an, ehe er meinte: »Du bist nicht schlecht gelaunt, Liebes.«
    »Ach ja? Wie würdest du den Zustand dann nennen, bei dem man jeden am liebsten in der Luft zerreißen würde – selbst wenn einem derjenige lediglich einen guten Morgen wünscht?«
    »Todtraurig und unglücklich verliebt.«
    Obwohl sie alles darum gegeben hätte, es zu verhindern, konnte sie nichts gegen die Tränen tun, die ihr so plötzlich in die Augen schossen, als hätte Marc mit seinen Worten einen Schalter umgelegt. »Ich wollte das nicht.« Sie hatte genau gewusst, was passieren würde, und trotzdem hatte sie sich darauf eingelassen, getrieben von der dummen, dummen Hoffnung, dass sie sich geirrt haben könnte. Oder dass es ihr nichts ausmachen würde. »Aber es ist passiert.«
    »Natürlich ist es passiert.« Marc griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. »In einer Situation wie dieser ist das doch normal, dass man sich an denjenigen klammert, der da ist. Allein schon, um nicht vor Angst verrückt zu werden. Dass der Kerl dann auch noch so eine Sahneschnitte war, macht es wohl nicht leichter.«
    »Nein, nicht wirklich.« Kate wischte die Tränen ab, stumme Zeugen ihrer eigenen unterdrückten Gefühle. Sie kaute auf ihrem Bleistift und beobachtete, wie Marc an seinen eigenen Platz zurückkehrte, während ihre Gedanken einmal mehr zu Chase wanderten. Was sie für ihn empfunden hatte – noch immer empfand –, hatte nichts mit Angst zu tun, sondern damit, dass sie noch nie einem Mann wie ihm begegnet war, jemandem, bei dem sie sein konnte, wie sie war, und der ihr ein Gefühl der Geborgenheit gab, wie sie es von zu Hause nicht kannte. Himmel, er hatte sich sogar umgebracht, um ihr Leben zu retten! Dass er jetzt nicht mehr bei ihr war und sie Abend für Abend in ihrer Wohnung saß und sich in Pennys Haus zurückwünschte, machte es nicht leichter. Womöglich wäre es das Beste, wenn sie zu Chase fuhr und mit ihm redete. Selbst wenn er nichts mehr von ihr wissen wollte, würde ihr ein Gespräch zumindest die Klarheit verschaffen, die sie brauchte, um eines Tages einen Schlussstrich unter die Sache ziehen zu können.
    Sie warf den Bleistift mit so viel Schwung auf den Schreibtisch, dass er über die Kante rollte und mit einem Ploppen auf den Teppich fiel, trotzdem machte sie sich nicht die Mühe, ihn aufzuheben. Stattdessen drehte sie sich mitsamt dem Stuhl herum, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    »Brauchst du den nicht mehr?«
    Kate riss die Augen wieder auf. Wenn sie nicht eingeschlafen war und träumte, dann stand Chase vor ihr, ihren Bleistift in der bandagierten Hand. Sein Erscheinen kam so plötzlich, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Schließlich brachte sie immerhin ein vielsagendes »Hi« zustande.
    Er legte den Stift auf den Tisch, nahm ihre Hand und zog sie auf die Beine.
    »Was soll das werden?«, protestierte sie.
    »Ich will dir etwas zeigen«, sagte er. »Komm einfach mit.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, schob er sie vor sich her den Gang entlang, in den Aufzug und drückte den Knopf für die Lobby. Es gab so vieles, was sie ihm sagen wollte, so vieles, was sie fragen und klären wollte, doch nichts von dem, was ihr vor drei Minuten noch durch den Kopf gespukt war, wollte ihr jetzt über die Lippen kommen.
    »Wie geht es dir?«, war schließlich das Vernünftigste und Unverfänglichste, wofür sie sich entscheiden konnte.
    »Ich lebe«, erwiderte er mit einem leisen Lächeln. »Dank dir.«
    Als sich die Aufzugtüren öffneten, nahm er sie an der Hand und führte sie durch die Lobby nach draußen. Vor der Tür parkte ihr Charger. Oder vielleicht auch
irgendein
Charger, der nur zufällig feuerrot war und dasselbe Kennzeichen hatte wie ihrer.
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