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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz
Autoren: Cornelia Zogg
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Bersten der Hochhäuser um uns herum brachte die Luft zum Vibrieren. Ich konnte die Reiter nirgends entdecken. Das war nicht nötig, sie waren überall um uns herum. In den Straßenschluchten brannte es. Die Autos standen still, Menschen schienen hier bereits keine mehr zu leben. Immer mehr bebte die Erde und immer weitere Gebäude brachen krachend in sich zusammen.
    Belial, Lilith, Lucifel, Akephalos und Azazel standen direkt hinter mir und warteten. Ich war ungeduldig. Wartete darauf, dass sich die Reiter uns zuwenden würden und ich hielt die Spannung kaum noch aus.
    Nach der Erde war die Hölle an der Reihe. Mein Tod. Mein Untergang. Und meine Wiedergeburt.
    «Irial!» schrie eine vertraute Stimme.
    Ruckartig wandte ich mich nach oben. Über uns schwebten fünf Engel.
    Ihre schneeweisen Schwingen leuchteten hell und schienen die Dunkelheit und die Asche um sich herum aufzulösen.
    Mein Blick verdüsterte sich.
    Ich trat einige Schritte vom Geländer weg und zog mein Schwert.
    «Es ist zu spät!» rief ich und lachte. «Seht, was euer Gott angerichtet hat! Das ist der Beweis dafür, dass ich niemals aufhören werde, zu kämpfen. Niemals!»
    Gabriel, Michael, Raphael und ein unbekannter Engel mit braunen Haaren sanken etwas tiefer und musterten mich mit ihren verfluchten, fürsorglichen Blicken.
    Der fünfte Engel landete sanft auf dem Asphaltboden des Flugplatzes. Erst jetzt erkannte ich ihn, als die Sonne keinen Schatten mehr auf ihn warf.
    «Raciel!»
    Seine Erscheinung war strahlend. Seine Aura von einer Ruhe und einer Erhabenheit, die mir die Sprache verschlug. Er war durch und durch zum Engel geworden, so wie ich durch und durch Dämon wurde. Mit jedem Schritt, den ich tiefer in die Hölle gegangen war, schien er höher gekommen zu sein.
    Er schien mir so weit entfernt. So unerreichbar in einer Weise, die mir die Tränen in die Augen trieb.
    «Irial», antwortete er.
    Sein Blick war schmerzerfüllt. Jede Faser seines Körpers schien zu leiden. Nicht wegen mir. Nicht, weil er mit mir fühlte.
    Ich ahnte, was er sagen würde.
    «Bitte, beende das. Es ist Wahnsinn. Ich flehe dich an! Wir können nicht…» er stockte und schien mit sich selbst zu ringen.
    Ich hörte es nicht. Ich bemerkte es nicht. Mit ganzer Kraft umklammerte ich den Knauf des Höllenschwertes. «Bitte», flüsterte er. «Ich… Wir… Es ist zwecklos!»
    Nein! Schrie es in meinem Innersten. Hatte er das gerade gesagt? War er gekommen, um mich zurecht zu weisen? Diejenige, die ihm das Leben gerettet hatte? Verfluchte zwei Mal?!
    Das konnte nicht sein. Ich schrie auf und mein Schwert prallte gegen seines.
    «Sei still!!» Ich holte erneut aus. «Wieso tust du mir das an! Wieso!!»
    Ich spürte nicht, mit wie viel Kraft ich zuschlug. Aber es musste ziemlich heftig sein, denn Raciel hatte Mühe, sich zur Wehr zu setzen.
    «Irial», rief er verzweifelt. «Bitte, beruhige dich! Ich…»
    «Sei still!!»
    Ich wollte seine Ausreden und Entschuldigungen nicht hören. Ich wollte gar nichts hören. Von niemandem! Es würde nur wieder in Schmerzen enden. Es endete für mich immer in Schmerzen, es war die letzten Monate nicht ein einziges Mal anders gewesen.
    Egal wie sehr ich kämpfte.
    Zwischen den Hieben rang ich nach Luft. Die Tränen vernebelten mir die Sicht. Ich konnte kaum atmen, konnte nicht denken, die Umgebung verschwamm. Anstatt des Dröhnens der berstenden Mauern der Häuser hörte ich nur das Blut durch meinen Körper rauschen. Stetig und langsam. Ich verfluchte jeden einzelnen Herzschlag in meiner Brust.
    «Ich tue das doch nur für uns!»
    Er parierte meinen Schlag. Sein Blick veränderte sich. Er schien nicht zu verstehen.
    «Die Apokalypse wird uns alle vernichten. Wir alle kehren zum Schöpfer zurück und unser Schicksal wird neu ausgelegt. Wir können zusammen sein!»
    Die Kraft verließ meine Arme und mit einem gezielten Hieb schlug er mir das Schwert aus der Hand. Es klirrte auf den Boden und rutschte mehrere Meter weit über den Stein.
    Raciel schwang sich in die Luft in Sicherheit, in eine Position, aus der er alle anwesenden Dämonen im Blick hatte.
    «Was redest du da», flüsterte er.
    Raphael und Michael flankierten Raciel.
    «Die Apokalypse», flüsterte ich Tränen erstickt. «Sie beendet alles. Menschen, Engel, Dämonen. Alles beginnt von neuem!»
    Raphael schüttelte den Kopf. Mir wurde schlecht. Mein ganzer Körper begann zu zittern.
    Ich stolperte einige Schritte zurück.
    «Irial.» Gabriels Stimme klang aus meiner Nähe.
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