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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS
Autoren: Brian Lumley
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Topf an ein Dreibein. Ihre Miene war noch immer beunruhigt, als sie die Glut des Feuers zu neuem Leben entfachte, und schließlich sagte sie: »Aber die Anweisungen des Herrn waren sehr deutlich! Lardis’ Leute sollen dich nach Kräften mit allem versorgen, was du brauchst, bis du dich erholt hast. Dann soll er sofort Bescheid erhalten.«
    »Ich benötige dringend noch weitere Ruhe.« Harry hatte seinen Verstand nunmehr etwas besser beieinander. »Ich darf mich nicht aufregen. Du musst ... Du darfst dich nicht mit mir streiten.«
    Das Denken, all die Worte, stellten eine große Anstrengung dar. Erschöpft ließ er sich zurücksinken und fragte sich, warum er sich als nur halb anwesend empfand. Nein, er kannte den Grund: Er war in der Tat nur zur Hälfte anwesend. Er hatte etliche seiner Wahrnehmungsfähigkeiten eingebüßt – war ihrer beraubt worden und empfand es so, als habe er Tastsinn und Geschmacksempfinden verloren. Er fühlte sich taub, und das Leben hielt für ihn keine Würze mehr bereit.
    Die Zigeunerin lächelte und nickte bedächtig, so, als hätten Harrys heftige Worte ihr etwas Ungenanntes bestätigt. »Du bist halsstarrig«, sprach sie aus, was ihr auf der Seele lag. »Ihr Höllenländer seid alle so, wild und eigensinnig. Zekintha, Zek nannten wir sie, und Jazz Simmons – sie waren genauso. Wären sie doch nur hier geblieben. Ihr heißes Blut – ihre Kinder – wären den Wanderern willkommen gewesen. Wir wären dadurch stärker geworden.« Das Kompliment einer Szgany.
    »Das Blut der Szgany ist heiß genug«, gab Harry das Kompliment zurück. »Also ... Wirst du melden, dass ich erwacht bin? Wie heißt du eigentlich?«
    »Ich bin Nana Kiklu«, erwiderte sie und setzte sich wieder neben ihn. »Und nein, ich werde nicht melden, dass du wach bist. Vorerst nicht.«
    »Bis zum Morgen? Bis Sonnauf?«
    Sie neigte den Kopf zur Seite. »Das ist eine lange Zeit. Die Nacht ist erst zur Hälfte verstrichen. Vor Sonnauf werden noch andere bei dir wachen, die sicher bemerken werden, dass du erwacht bist.«
    »Nicht, wenn ich schlafe«, entgegnete Harry.
    »Vielleicht nicht ...« Doch mittlerweile konnte sie erkennen, wie wichtig ihm die Sache war, und fasste einen Entschluss. »Ich habe die letzte Schicht«, sagte sie nachdenklich. »Wenn deine Gesundung bei meiner Rückkehr noch unentdeckt ist, kann es sicher bis zum Tagesanbruch warten.«
    Harry unterdrückte ein erleichtertes Seufzen und machte es sich in seinem Bett bequem. Er hatte die Frist bitter nötig. Er wollte nicht in seine Welt zurückgesandt werden, solange er sich noch in einem ... Schockzustand? ... befand.
    Deshalb sagte er: »Das ist nur recht.« Und in offener Bewunderung fügte er hinzu: »Dein Mann kann sich glücklich preisen, Nana Kiklu. Seine Frau ist sowohl zuvorkommend als auch auf das Wohl ihrer Schützlinge bedacht.«
    »Ich danke dir«, entgegnete sie, »doch was meinen Mann angeht – leider ist er nicht mehr.« Ein Sehnen, eine Leere schlich sich in ihre Stimme, und Trauer legte sich auf ihr Gesicht. Denn Nana war ebenso wie Harry etwas genommen worden. »Meinem Mann ... war nicht genug Glück beschieden«, erklärte sie. »In der Schlacht um den Garten schlitzte der giftgetränkte Handschuh des Lord Belath Hzaks Schulter bis auf den Knochen auf. Ich betete, dass er am Leben blieb. Und er überlebte auch – sechs Sonnaufs lang.«
    Da seufzte Harry Keogh auf. Es war mehr ein Stöhnen als ein richtiges Seufzen, und er wandte das Gesicht ab. Doch zuvor sah sie das Mitgefühl in seiner Miene – und das Bedauern. Es gab eine Zeit – die nun vorüber war –, da hätte er mit Hzak Kiklu sprechen können, um ihn zu trösten und ihm zu sagen, dass es die Wamphyri nicht mehr gab. Doch als ein gewesener Necroscope konnte Harry die Toten nicht mehr erreichen.
    »Alles geht einmal vorüber«, sagte sie tapfer. »Also – kannst du dich aufsetzen? Ich habe Suppe mit weichen Fleischstücken für dich. In den langen Stunden, die du hier gelegen hast, ist dein Blut so dünn wie Wasser geworden. Das Essen wird dich kräftigen.« Sie brachte ihm Suppe und Brot. Plötzlich war Harry sehr müde, aber er hatte auch Hunger. Während er aß, sah Nana Kiklu ihm beifällig zu. Es gefiel ihr, wie er sich über das Essen hermachte, das sie zubereitet hatte, und er ... gefiel ihr ebenfalls.
    Unter den Decken lag der Körper eines Jägers, eines Kämpfers, mit ebenso harten Muskeln, wie Hzak sie besessen hatte, aber hellhäutig und anders. Nun wohl,
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