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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS
Autoren: Brian Lumley
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im Sattel, sein Gesicht war eine einzige blutige Masse, und das Bewusstsein drohte ihm zu schwinden, als er sein verkrüppeltes Reittier wieder in die Höhe zwingen wollte, fort von hier zur Sternseite. Er erinnerte sich an einen langen, niedrigen Gleitflug und daran, dass er dem Geist des Fliegers seinen Willen nicht aufzuzwingen vermochte. Es glich schon einem Wunder, dass die Bestie so lange in der Luft geblieben war.
    Dann der Absturz: der furchtbare Schlag, als er vom Rücken des Fliegers geschleudert wurde, sein Körper sich in der Luft überschlug, gegen den Stamm eines riesigen Baumes krachte, durch die Äste stürzte, die unter seinem Gewicht zerbrachen, und auf dem Waldboden aufschlug. Danach ... wurde es dunkel um ihn.
    Und später?
    Pflegende Hände, die ihn behutsam berührten? Salben und Verbände, um den Heilungsvorgang zu unterstützen, den Nestors Schmarotzer schon eingeleitet hatte? Es folgten kurze Zeiten, in denen er wieder zu sich kam, in denen er merkte, dass jemand sich in seiner Nähe bewegte, sich um ihn kümmerte, ihm sogar eine scheußliche Suppe einflößte, die sein Körper bereitwillig annahm, obwohl sie nicht seiner üblichen Speise entsprach. Es konnte nur bedeuten, dass es ihm gelungen war, wieder auf die Sternseite zurückzukehren, und dass Wratha ihn nach dem Absturz zwischen den hohen zähen Fichten des Grenzgebirges unterhalb der Baumgrenze gefunden und in den letzten Horst zurückgebracht hatte.
    Aber als er versuchte, mit ihr zu sprechen, war es nicht die Stimme der Lady Wratha, die ihm antwortete. Und weil seine Augen so schwer verletzt und verbunden waren, hatte er jene nicht zu Gesicht bekommen, die seinen bebenden Leib in Decken hüllten, um ihn zu wärmen, ihn fütterten, ihm den Silberschrot aus dem Gesicht zupften und sicher durch den Verlauf des Fiebers geleiteten.
    Schließlich hörte er ihr Flüstern und spürte wieder die Schmerzen in seinem Rücken und die Pein in seinem verwüsteten Gesicht. Aber als sie ihm den Verband abnahmen, verhielt er sich ruhig und lauschte ihrem leiser werdenden Geflüster, als sie bemerkten, dass er erwacht war. Dann zwang er langsam und allmählich seine Augen, sich zu öffnen, auch als der Schorf schmerzhaft aufriss und Eitertropfen herabsickerten, während ein Teil seiner Sehfähigkeit zurückkehrte.
    Aber war der Raum so dunkel, oder lag es an seinen Augen? Beides, wie er wohl wusste. Er war auf dem Weg der Besserung, aber noch nicht zur Gänze geheilt. Denn selbst ein dunkles Gemach würde einem Wamphyri taghell erscheinen. In diesem Raum jedoch schien ein dicker, grauer Dunst zu schweben, und seine Augen brannten wie Feuer, wenn er sich blinzelnd bessere Sicht verschaffen wollte. Nur klärte sich sein Sehvermögen eben nicht. Er war halb blind und hatte noch einen langen Weg vor sich, ehe sein Vampir ihn wieder voll und ganz hergestellt hatte.
    Er regte sich, stöhnte auf, streckte seine Glieder und überprüfte seinen Körper. Und die Wesen, die ihn gerettet hatten, wichen wie Schatten zurück und verließen diesen dunstigen Raum, der voller grauer Umrisse und muffiger Gerüche war. Ihre Bewegungen erschienen ihm sonderbar; sie wirkten unbeholfen, als wären sie ebenso schlimm verletzt wie Nestor oder noch schlimmer. Zumindest war er sich der Tatsache bewusst, dass ihm sein Blut durch die Adern floss, und er wusste, dass seine Glieder ihm gehorchten. Noch war er schwach, aber bald würde er wieder stark sein, und mit der Zeit würde er auch wieder so gut sehen können wie ehedem. Nur vorerst noch nicht.
    Da Nestor nun allein war, streckte er eine zitternde Hand aus und betastete seine Bettstatt, die Wand, die Kante eines Tisches. Alles bestand aus Holz und fühlte sich warm an – ganz und gar nicht wie der vertraute kalte, graue Stein des letzten Horstes. Was für ein Ort war dies? Wo befand er sich, und wieso war er erwacht? Tief in ihm regte sich grinsend und röchelnd ein sonderbares Gefühl, ein instinktives Grauen, und vor seinem geistigen Auge stieg ein Bild aus seiner Vergangenheit auf:
    Darin ging es um einen Flieger, aus dessen aufplatzender, schrumpfender Haut Rauch und Dampfschwaden quollen, der seine scheußlichen Körperfette von sich gab, während die Sonne wie Säure an ihm fraß und ihn zu schleimiger Asche verbrannte! Die Sonne ...! Hatte das ihn aufgeweckt – die Angst vor der Sonne? Aber warum? Wo befand er sich ... und welche Tageszeit herrschte gerade?
    Jemand betrat den Raum, und Nestor erstarrte. Dann
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