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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS
Autoren: Brian Lumley
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zeigte, hatte er das Dorf doch kein einziges Mal überfallen. Früher hatte er dafür immer wieder denselben Grund genannt: »Ich glaube ... ich kenne diesen Ort. Aber hier gibt es nichts, was ich will, nicht mehr.«
    Heute Nacht war es anders. Wratha hatte angedeutet, dass sie und Nestor gemeinsam zu einem Raubzug aufbrechen würden. Dennoch war er früh abgeflogen, mit Zahar als einziger Begleitung. Nur sie beide ohne einen einzigen Krieger. Nestors Blick war heute Nacht besonders konzentriert, sogar gierig, als er auf die Dorffeuer starrte, die wie Glühwürmchen flackerten. Und Zahar spürte die Entschlossenheit in ihm, seine kalte Leidenschaft, seinen seltsamen Eifer.
    Eine Zeit lang trat der Offizier unruhig von einem Fuß auf den anderen. Dann fragte er: »Ziehen wir zu einem Überfall aus? Brauchen wir neue Knechte? Dann sollten wir uns in Acht nehmen, denn diesen Leute eilt ein gewisser Ruf voraus. Diese Feuerstellen könnten ebenso gut ein Lockmittel sein!«
    Nestor warf ihm nur einen kurzen Blick zu, aber wenigstens hatte ihn die Frage wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. »Wir gehen auf die Jagd«, gab er zur Antwort.
    »Hah!«, schnaubte Zahar voller Vorfreude. »Nach Frauen?«
    »Nach einem Paar, einem Mann und einer Frau.« Nestors Stimme klang so kalt und tödlich wie der sanfte Wind aus den Eislanden. »Ein Erzfeind von mir, der fort gewesen und nun zurückgekehrt ist. Ein verräterischer Szgany-Hund und seine Schlampe, die sich gegen mich verschworen haben. Im Augenblick verstecken sie sich vor mir in den Wäldern, wo sie sich schon immer vor mir verbargen. Aber ich werde sie heute so gewiss finden, wie ich sie damals fand.«
    Zahar starrte ihn an. Er fürchtete ihn. Nestor hatte keine Vorgeschichte. In seiner Vergangenheit gab es nichts, was seine Zukunft lenken konnte. Außer vielleicht dieser Aufwallung, was immer es auch sein mochte. Und er war Wamphyri durch und durch! Alles, was Nestor wusste, hatte er im letzten Horst der Alten Sternseite gelernt. Und obgleich das Leben im Horst hart war, hatte er schnell gelernt. Zählte man noch die Tatsache hinzu, dass er ein Nekromant war ... Der Geist des Lord Nestor und sein Wesen waren unergründlich.
    Dennoch dachte Zahar, dass er irgendeine Antwort geben musste. »Wie wirst du diesen Feind aufspüren, mein Lord?«
    Wieder Nestors flüchtiger Blick und sein grimmiges Lächeln. »Er schläft und träumt«, sagte er. »Aber ich kenne seine Träume, denn sie durchdringen die meinen wie Pfeile.«
    Zahar schwieg. Er hatte sich nicht geirrt. Der Verstand seines Herrn war in der Tat unergründlich.
    »Höre nun«, fuhr Nestor lebhafter fort. »In der Dämmerstunde vor dem Morgengrauen spürte ich seine Rückkehr und träumte, dass ich ihn auf die Sternseite holte, um ihn zu bestrafen. Aber mein Traum verkündete Unheil, und in der Stunde meines Triumphes fiel ich einem namenlosen Verhängnis zum Opfer. Heute Nacht ließ ich Wratha weiterschlafen, stand früh auf und stieg in meine Gemächer hinab, von wo ich den Lord Canker Canisohn zum Mond singen hörte. Man sagt, er sei in der Traumdeutung bewandert. Darum erzählte ich ihm meinen Traum. Er heulte wie ein Wolf und sagte mir, dass die Zukunft unveränderlich sei. Die einzige Gefahr liege darin, in ihr lesen oder sie verändern zu wollen; was sein soll, wird geschehen. Mit dem letzten Satz stimme ich überein. Was sein soll, das wird geschehen. Nur ...«
    »Ja, mein Lord?«
    »Falls mir etwas zustößt, soll dann mein Widersacher davonkommen? Dieser Gedanke wäre mir unerträglich.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, denn falls mir die Hölle bestimmt ist, will ich wissen, dass mein Feind mir dorthin voranging oder zumindest dichtauf folgt! Darum lauten meine Anweisungen:
    Er gehört mir, und du sollst das Mädchen haben. Wenn alles gut läuft, fliegen wir danach sofort zur Sternseite zurück. Aber falls mir etwas zustoßen sollte, lautet mein Befehl: Lass das Mädchen fahren und ergreife ihn! Hast du verstanden?« Seine Stimme klang mit einem Mal schneidend.
    »Ja, mein Lord.«
    »Es ist mir gleich, ob sie lebt, aber er soll nicht am Leben bleiben! Und unter keinen Umständen dürfen sie ihr Leben gemeinsam verbringen! Deshalb wirst du ihn dir holen und zur Sternseite fliegen. Denn ich habe von einer gewissen Legende gehört und beschlossen, dass er ihren Wahrheitsgehalt erkunden soll.«
    Er führte deutlicher aus, was er meinte, und sagte dann: »Zahar, ein Traum ist eben nur ein Traum, davor
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