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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS
Autoren: Brian Lumley
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haben.
    Maglore saß allein in einem verdunkelten Raum seines Horstes. Ein Lächeln lag auf seinem uralten, boshaften Gesicht, seine Augen waren halb geschlossen, und die dürren Finger seiner spinnengleichen Hände ruhten auf einem Abbild seines Wahrzeichens, der aus Gold gehämmerten Schleife mit der halben Drehung. Nathan träumte von dem Seher-Lord und wusste zugleich, dass Maglore von ihm, Nathan träumte!
    Er beschwor den Mahlstrom der Zahlen herauf und fegte Maglore in seinem rasenden Strudel fort – und sah, wie das Lächeln auf Maglores Gesicht sich zu einer missmutigen Miene wandelte –, bevor er in tieferen Schlaf versank.
    Er träumte von seinen Wölfen. Sie hatten den wirbelnden Mahlstrom gespürt und rührten sich in ihrer Berghöhle. Er wusste, dass ihre gelben Augen in der Düsternis leuchteten, und konnte ihre Wärme fühlen und die stickige Hitze ihrer zusammengerollten Leiber riechen. Aber sie waren müde, und er sollte sie schlafen lassen. Es reichte aus, dass sie seine Rückkehr zur Kenntnis nahmen ...
    Sein frei umherschweifender Geist streifte die Toten, berührte das Bewusstsein der Großen Mehrheit der Sonnseite. Ein lebender Geist belauschte die Toten. Sie erkannten ihn sofort, aber der Inhalt ihres rasch zurückweichenden Raunens war so undeutlich und geheimnisvoll wie immer:
    »Das ist er – Nathan!«
    »Aber die Thyre sprechen für ihn; sie sagen, dass kein Arg in ihm wohnt, sondern nur Gutes.«
    »Auch sein Vater war zu seiner Zeit gut. Doch am Ende ...?«
    »Wir könnten ihm so viel sagen.«
    »Das wagen wir nicht!«
    Unter ihnen war eine ganz schwache Stimme. »Ich, Jasef Karis, könnte ihm am meisten offenbaren.«
    »Und auf ewig unter den Toten gemieden werden?« Die anderen waren aufgeregt.
    »Ihr seid kalt und grausam«, erwiderte die schwache Stimme.
    »Aber nicht so kalt und grausam wie der Wamphyri-Nekromant, der sein Bruder ist!«
    »Er ist ein Vampir. Sie sind einander nicht gleich.«
    »Kann Nathan denn ewig leben? Was wird aus ihm, wenn er stirbt? Ha, wird er tot bleiben ?«
    Schließlich sagte Jasef Karis widerwillig: »Vielleicht habt ihr recht.« Und ihre toten Stimmen verstummten endgültig, als die zahllosen Toten in ihren Gräbern und Ruhestätten in Schweigen verfielen ...
    Und schließlich war Eygor Todesblick an der Reihe, das ledrige Mischgeschöpf, das blind und tot in seiner Grube in Irrenstatt lag. Aber Eygor sprach nicht über Nathan, er sprach zu Nathan. »Der tödliche Blick, Nathan. Er kann dir gehören!« Das erstickte Gurgeln seines Geistes überspannte mühelos die vielen Meilen zwischen ihnen. »Jetzt sieh her und erblicke, was meine Söhne mir angetan haben!«
    Nathan stand wieder zu Füßen dieses Wesens in der Grube und starrte in das tote Gesicht, in dem die eben noch geschlossenen Augen sich im Traum knarrend öffneten! Zwei blinde, weiße Augäpfel, so groß wie Schwaneneier und so weiß wie schimmernder Marmor, weinten Säuretränen, die auf eine zerfurchte, zerfallende Wange fielen!
    »Sieh, wie ich weine«, sagte Eygor, »da meine Augen blind und weiß sind. Ah, doch einst war das rechte mit Blut gefüllt! Sieh her!« Prompt quollen rote Tropfen aus dem Auge des Ungeheuers. »Und das linke war voller Eiter!« Und wahrlich wurde das linke Auge gelb und schwoll an wie ein Geschwür, das kurz vor dem Platzen steht. Und Nathan erkannte, dass er, wenn es platzte und das Gift auf ihn spritzte, davon befallen und der Erbe von Eygors Blick sein würde!
    Mit einem Schrei fuhr er auf ...!
    Aber die Augen waren verschwunden. Die großen, weißen, blinden, starrenden Augen (glichen sie etwa dem Auge, das Thikkoul in Nathans Sternen gesehen hatte?), das Blutauge und das gelbe Auge: Sie waren weg!
    Stattdessen blickte er in die Augen seiner Mutter, als er heftig auffuhr. Und in ihrem besorgten Blick lagen nur Liebe und Fürsorge.
    Denn Nathan glich mehr und mehr dem einstigen Harry Keogh, und aus seinem Gemurmel wusste sie, dass er im Schlaf mit ... Menschen sprach oder ihnen zumindest lauschte, während sie miteinander sprachen. Aber hauptsächlich machte sie sich Sorgen darüber, wer diese Leute waren, und über die Tatsache, dass sie nicht mehr auf Erden weilten ...
    Oh ja, er glich seinem Vater, dem Necroscopen, mehr denn je. Das konnte sich als Segen erweisen ...
    ... oder als Fluch.
    Nathan und Misha wurden zu ›Mittag‹ verheiratet, also als die Sonne weit im Süden in der Mitte über der fernen Wüste am höchsten stand. Die Zeremonie war
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