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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS
Autoren: Brian Lumley
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Schweigen fragte er: »Was ist mit den anderen Siedlungen? Wie ist es ihnen ergangen?«
    »Übel!«, antwortete Lardis sofort. »Karl Zestos führt die Überlebenden von Zwiefurt an. Sie sind wieder zu Wanderern geworden, eine kleine Gruppe, die von den Überfällen fast in Stücke gerissen wurde. Karl ist allerdings kein Dummkopf. Er lernt dazu, genau wie ich es lernen musste, als ich in seinem Alter war. In den Steilhängen östlich von hier haben sie Höhlen eingerichtet. Sie sind nicht so gut wie der Zufluchtsfelsen und lassen sich auch nicht so gut verteidigen; aber sie arbeiten dran.«
    Nathan nickte. »Als ich an Zwiefurt vorüberkam, fragte Karl Zestos mich, ob ich mich ihnen anschließen wolle. Ich konnte ihn gut leiden, aber ich suchte immer noch nach Nestor. Was ist mit Mirlu-Städtchen?«
    »Hinweggefegt!«, sagte Lardis. »Zerstreut in alle Winde, verschwunden! Vier oder fünf Sonnaufs nach Siedeldorf war Mirlu-Städtchen an der Reihe. Eigentlich hatten wir erwartet, dass sie wieder hierher kommen würden, um uns für das zu bestrafen, was wir Vratza angetan hatten. Aber stattdessen fielen sie über Mirlu her. Die Brüder Wran und Spiro – das müssen Wahnsinnige sein!« (Und Nathan dachte: Das sind sie! ) »Sie schickten einen Krieger aus, der den Ort in Trümmer legte, und warteten, dass ihnen die fliehenden Menschen in die Arme liefen. Die Bastarde haben in jener Nacht so einige in ihre Reihen aufgenommen, oh ja! Die Überlebenden sind wie die anderen wieder zu Wanderern geworden. Nur ich und die meinen und die Leute von Tireni-Hang haben sich das bewahren können, was ihnen gehörte. Und auch das nur mit Mühe und Not.«
    Zwischen den Bäumen konnte Nathan das Bergvorland und die Kuppe des Zufluchtsfelsens erkennen. Der Morgen war kaum zu einem Drittel vorüber, und er war schon beinahe zu Hause. Oder wenn auch nicht ganz zu Hause, dann doch zumindest unter seinen Leuten. Er spürte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug. Seine Mutter war am Leben und wohlauf ... und Misha! Seine Müdigkeit war verflogen, und er hatte das Bedürfnis, den restlichen Weg in rasendem Lauf zurückzulegen. Lardis spürte seine Absicht.
    »Ich kann dich nicht loslaufen lassen, Junge«, sagte er. »Ein paar kennen dich noch, andere aber nicht. Und in diesen Zeiten haben die Menschen nicht mehr viel Vertrauen. Wenn du da reingehst und ihnen erzählst, wie du auf einem Vampirwesen nach Hause geflogen bist ...« Er schüttelte den Kopf. »Na, ich bin genauso ungeduldig wie du, das Gesicht deiner Mutter zu sehen.« Er warf Nathan einen Blick zu und grinste. »Mishas Gesicht natürlich auch.«
    Nathan packte ihn am Arm. »Ist sie ... ist sie ...?«
    »Sie ist eine Schönheit!«, fiel Lardis ihm ins Wort. »Frag jeden der alleinstehenden jungen Männer, und sie werden dir alle das Gleiche sagen: dass Misha Zanesti wunderschön ist.«
    Nathans Miene verdüsterte sich. »Die jungen Männer? Aber hat sie ... ist sie ...?«
    »Halt mal!«, sagte Lardis. »Was ist los? Stottern wir wieder? Und wieso fragst du mich? Ich bin ein alter Bursche und über solches Zeug hinaus – na ja, fast wenigstens. Jedenfalls dauert es nur noch eine Stunde, dann kannst du das Mädchen selbst fragen.«
    Eine Stunde! Es klang wie eine Ewigkeit.
    Das letzte Stück Weges zum Zufluchtsfelsen führte durch staubiges Hügelland, und Lardis und die anderen traten sehr behutsam auf. »Hier sind überall Fallgruben«, verkündete Lardis. »Kannst du sie sehen?«
    »Jetzt, wo du es sagst, ja«, antwortete Nathan. »Ein Mensch müsste schon ein Narr sein, um hineinzufallen.«
    Lardis schnaubte und zuckte die Achseln. »Na ja, ab und zu werden einige vergesslich, und dann passiert schon mal ein Unfall. Aber Flieger und ähnliches Kroppzeug sind nicht so schlau wie Menschen.« Dann fiel ihm Nathans Geschichte über Karz Biteri ein. »Nun, meistens jedenfalls. Und nachts verlassen sie sich ohnehin eher auf ihre Nasen als auf ihre Augen.«
    Sie stiegen weiter zum Felsen hinauf. Der riesige Vorsprung ragte aus dem bewaldeten Berghang hervor. Die kuppelförmige Spitze verbarg die Aushöhlungen, die den Fuß des Steins wie einen hohlen Zahn durchzogen. »Lebt ihr jetzt da drin?« Als Kind war Nathan dort gewesen; doch tatsächlich dort leben zu müssen, erschien ihm ein elendes Dasein.
    »Hier verstecken wir uns«, erwiderte Lardis, »aber wir leben immer noch in Siedeldorf – das gebe ich nicht auf! Es ist nicht weit, und zur Nacht gehen wir wieder zum Felsen zurück.
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