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Daemonenbraut

Titel: Daemonenbraut
Autoren: Christina M. Fischer
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vielen hohen Bäumen, die davor in den Himmel hinauf ragten. Leichtfüßig sprangen wir die letzten Meter nach unten und landeten auf der anderen Seite. Die Stille nach dem Schrei war so endgültig, dass ich mich zwingen musste, langsam und besonnen voranzugehen.
    Julius, der sich beim Betreten des Grundstücks mit einer Beretta M9 bewaffnet hat, blieb vor der Auffahrt stehen und schloss die Augen. Mein Partner ist noch ein Mensch, doch auch unverwandelt zeigt sich die Stärke des Mutationsvirus. Julius nennt dies seinen Instinkt, ich vermute aber eher, dass es sich um den Vampirismus handelt. Trotz seiner menschlichen Existenz ist Julius ungewöhnlich schnell und stark. Nicht so stark wie ein echter Vampir, aber während unserer Zusammenarbeit bekam ich eine Vorahnung von dem, was einmal aus ihm werden würde.
    Die Stille, gepaart mit der Dunkelheit, machte mich unruhig. Hinter jedem Baum konnte derjenige lauern, der diesen Schrei verursacht hatte. Die Auffahrt zum Haus war recht lang. Wir benötigten eine volle
    Minute, um das moderne Herrenhaus zu erreichen, da wir besondere Vorsicht walten ließen. Die Zeit schien sich hinzuziehen, vor allem, weil wir unser Ziel so schnell wie möglich erreichen wollten, um der Person zu helfen, die so schrecklich geschrien hatte. Dabei war unsere Sicherheit jedoch genauso wichtig, denn wenn uns etwas zustoßen würde, dann käme gar keine Hilfe.
    Die Auffahrt endete vor einem Kreisel, der um einen riesigen Brunnen führte. Ich erkannte Delfine und Nixen, der kleine Wasserstrahl aus den Mündern der Fische verursachte ein beständiges plätscherndes Geräusch. Eindeutig Kitsch, aber überaus teurer Kitsch.
    Julius hob warnend die Hand, und ich blieb stehen. »Blut«, warnte er mich, und das genügte.
    »Ich rufe einige Diener«, informierte ich ihn. Ich musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass er sich schützend neben mich stellte. Für einen kurzen Moment sind wir Dämonenbräute extrem verwundbar, und zwar, wenn wir uns darauf konzentrieren, unsere Diener zu rufen. Diese Zeitspanne ist nicht besonders lang, aber für einen gewieften Gegner kann sie genügen.
    Selbst mit geschlossenen Augen fand ich die versteckte Klinge in meinem Armband. Der frische Schnitt in meiner Daumenkuppe brannte, doch ich bin an diesen Schmerz gewöhnt. Mit dem ersten Tropfen Blut lodert die Macht einer Dämonenbraut in mir auf. Zuerst fühle ich die andere Welt nur, dann schiebt sie sich vor mein inneres Auge. Ich kann diese Sicht nur als Nebel bezeichnen, der sich an manchen Stellen lichtet. Diese Stellen sind voller winziger Punkte, die in verschiedener Stärke erstrahlen.
    Instinktiv griff ich auf einige dieser Punkte zu, wissend, dass es sich um die Bewohner der anderen Welt handelt. Bewusst wählte ich einen Sucher und drei Schutzteufel aus. Es gibt noch wesentlich stärkere Existenzen, die man beschwören kann, doch man hat uns beigebracht, mächtige Dämonen nur dann zu rufen, wenn es wirklich brenzlig wurde. Auch für den Fall unseres Versagens ist dies eine gute Regelung, denn wenn mir etwas zustoßen würde, wären diese Dämonen frei von ihren Ketten und könnten in unserer Welt wüten.
    Da wir nicht wussten, was uns erwartete, war es daher sinnvoller, sich auf die Schutzteufel und die eigene Stärke zu verlassen.
    Ich stelle mir die Beschwörung gedanklich so vor, als würde ich unsichtbare Hände um den Lebensfaden der Dämonen legen.
    Dies ist auch ein Teil unserer Kraft. Wir behalten die Kontrolle über unsere Diener, weil es in unserer Macht liegt, ihr Leben zu beenden. Sie müssen uns dienen, wenn sie nicht sterben wollen. Es klingt grausam, aber wir spüren ihre Boshaftigkeit und den Hass, das verdrängt aufkeimendes Mitgefühl sehr schnell. Das Erscheinen der beschworenen Dämonen macht sich durch eine Art Verdichtung der Luft bemerkbar, ähnlich der Benutzung von Dimsensionsenergie. Sie wird nach und nach fester, bis sie die Form des Dieners angenommen hat. Die Anrufung solch schwacher Kreaturen ist unkompliziert, schwierig wird es erst bei den stärkeren Dämonen, den richtigen Kriegern. Nach dem Beschwören gibt es einen Moment, wo wir im Geiste gegeneinander kämpfen. Der Dämon ringt mit mir um die Kontrolle und um seinen Lebensfaden. Sehr starke Dämonen sind durchaus in der Lage, mich zu besiegen, deswegen verzichte ich meistens darauf, starke Exemplare zu rufen. In brenzligen Situationen begnüge ich mich eher damit, mehrere schwächere Diener zu rufen.
    Die Stille um uns
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