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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück
Autoren: Julie Kenner
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entspannten sich. Das kaputte Glas durchfuhr das weiche Gewebe seines Augapfels, ohne auf großen Widerstand zu stoßen.
Ein Zischen, und ich sah das mir nur allzu vertraute Flackern, als der Dämon aus dem Körper des alten Mannes gesaugt wurde und dieser leblos zu Boden stürzte. Erschöpft lehnte ich mich gegen die Arbeitsplatte und holte tief Luft. Sobald ich mich stärker fühlte, betrachtete ich die hässliche Leiche auf den frisch gewischten Fliesen und seufzte. Leider lösen sich Dämonen nicht wie in den Filmen in eine Rauchwolke oder in Asche auf. Was zum Teufel sollte ich mit diesem Ding hier anfangen? Wie sollte ich den Leichnam loswerden, ehe die Gäste kamen? Da hörte ich, wie die Verandatür quietschte und kurz darauf Allies beunruhigte Stimme aus dem Wohnzimmer ertönte. »Mami? Mami!«
Timmys Heulen wurde nun wieder lauter, damit er mit seiner Schwester mithalten konnte. Ich schloss für einen Moment die Augen, um nicht die Nerven zu verlieren.
»Komm hier nicht rein, meine Süße! Mir ist ein Glas kaputtgegangen, und die Splitter liegen überall auf dem ganzen Boden.« Während ich redete, packte ich meinen toten Gegner an den Armen und zerrte ihn in die Speisekammer. Irgendwie gelang es mir, ihn in den kleinen Raum zu bugsieren und die Tür zuzumachen.
»Was ist los?«, fragte Allie, die nun mit Timmy auf dem Arm um die Ecke blickte.
Ich zählte innerlich bis fünf. Jetzt war wirklich nicht die richtige Zeit, meiner Tochter eine Standpauke zu halten, weil sie wieder einmal meine Anweisungen ignoriert hatte. »Ich habe doch gesagt, dass du nicht hier rein kannst.« Rasch stellte ich mich ihr in den Weg, damit sie nicht weiter kam. »In der ganzen Küche liegen Glassplitter.«
»Mann, Mami.« Ihre Augen weiteten sich, als sie das Chaos betrachtete. »Jetzt darfst du mich aber nicht mehr schimpfen, wenn mein Zimmer mal nicht so ordentlich ist.«
Ich rollte mit den Augen.
Sie zeigte auf das große Panoramafenster, das sich hinter unserem Frühstückstisch befand und nun keine Scheibe mehr hatte. »Was ist denn passiert?«
»Ein Ball«, improvisierte ich hastig. »Ist einfach so durch das Fenster geflogen.«
»Oh, Mann! Hat Brian endlich mal seinen Baseball getroffen?«
»Sieht ganz so aus.« Der neunjährige Brian von nebenan spielt ständig im Garten Baseball. Ich fühlte mich zwar nicht gerade prächtig dabei, ihm das Ganze in die Schuhe zu schieben, aber damit wollte ich mich später befassen.
»Ich hole den Besen.«
Allie setzte Timmy auf seinen Kinderstuhl und ging zur Speisekammer. Gerade noch rechtzeitig erwischte ich sie am Arm.
»Ich kümmere mich schon darum, Schätzchen.«
»Aber du musst doch das Essen machen!«
»Genau. Und deshalb brauche ich auch Ruhe und Konzentration.« Das machte zwar nicht viel Sinn, was ich da gerade so von mir gab, aber meine Tochter schien es nicht zu bemerken. »Hör zu, es wäre wirklich toll, wenn du Timmy für mich ins Bett bringen könntest. Und dann kannst du wieder zu Mindy. Ehrlich, ich komme schon zurecht.«
Sie sah mich ein wenig verunsichert an. »Meinst du wirklich?«
»Natürlich. Alles unter Kontrolle. Warum bist du eigentlich wieder da?«
»Ich habe meine neue CD vergessen.«
Ich hätte es wissen müssen. Rasch hob ich Timmy hoch, der sich zum Glück inzwischen wieder beruhigt hatte und nun die ganze Szene interessiert beobachtete. »Wenn du den kleinen Racker für mich ins Bett bringst, tust du mir einen Riesengefallen.«
Sie runzelte zwar noch immer die Stirn, widersprach aber nicht, sondern nahm mir Timmy ab.
»Gute Nacht, mein Schätzchen«, sagte ich und gab sowohl Allie als auch Timmy einen Kuss.
Meine Tochter wirkte weiterhin so, als ob sie nicht wüsste, was sie von der ganzen Angelegenheit halten sollte, doch dann drehte sie sich mit Timmy auf der Hüfte um und ging zur Treppe. Ich stieß einen leisen Seufzer aus und warf einen Blick auf die Uhr. Es blieben mir noch genau dreiundvierzig Minuten, um das Chaos in meiner Küche zu beseitigen, einen toten Dämon zu entsorgen und die Dinnerparty auf die Reihe zu bekommen. Danach konnte ich mich der Frage widmen, was eigentlich diesen Dämon nach San Diablo verschlagen hatte. Und vor allem, warum er gerade mich angreifen wollte.
Aber zuerst die Rigatoni.
Ich wusste wirklich, wie man Prioritäten setzt, nicht wahr?
ZWEI
    Die Häppchen befanden sich im Ofen, den Tisch hatte ich gedeckt, der Wein atmete, und ich zerrte gerade die Leiche eines Dämons über den Küchenboden, als ich unser
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