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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück
Autoren: Julie Kenner
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auch nicht weiter. Er klang verblüfft, aber das konnte auch seine Reaktion auf eine neue Sorte Müsli sein und musste nicht unbedingt die Leiche hinter dem Katzenfutter betreffen. Wenn er nur meine Wahl von Rice Crispies statt Special K infrage stellte, wäre eine Antwort wie »Das ist nur ein toter Dämon, Liebling. Ich werde ihn bis morgen früh entsorgt haben« ziemlich unpassend gewesen.
    Ich hastete also zu ihm und legte ihm erneut meine Hand (weiblich, unterstützend) auf den Rücken, um dann betont gelassen in die Speisekammer zu blicken. Soweit ich das von dort sagen konnte, war kein Dämon in Sicht. Nur Dutzende von Müllsäcken, die den kleinen Raum völlig verdeckten.
    Puh.
»Was soll denn los sein?«
»Dieses Chaos«, sagte er.
»Ja, stimmt. Ziemliches Chaos.« Ich redete einfach drauflos
    und stellte mich dabei gerader als sonst hin, als ob eine gute Haltung mein Gehirn mit mehr Sauerstoff versorgen würde. »Allie«, fuhr ich aufs Geratewohl fort und sprach damit den ersten, irgendwie sinnvoll erscheinenden Gedanken aus. Zuerst Brian, jetzt Allie. Besaß ich denn überhaupt kein Schamgefühl mehr? »Ich werde gleich morgen mit ihr ein ernstes Wörtchen reden.«
    Es war klar, dass für Stuart damit die Angelegenheit noch nicht erledigt war – mein Mann ist nämlich ein ziemlicher Ordnungsfreak. Deshalb schubste ich ihn gnadenlos aus der Speisekammer und schlug vor seiner Nase die Tür zu. »Ich dachte, du wolltest dich um das Fenster kümmern.«
    »Deshalb habe ich ja auch nach den Müllsäcken gesucht«, erklärte er finster. »Wegen des Regens.«
»Ach ja, natürlich. Ich bringe dir gleich welche.« Ich zeigte auf die Küchenuhr. »Noch dreißig Minuten – weißt du noch? Jetzt sind es schon wieder weniger.«
Das veranlasste ihn zum Glück, sich endlich von der Stelle zu bewegen. In einem Wirbelwind männlicher Effizienz gelang es ihm auch tatsächlich, das kaputte Fenster in weniger als einer Viertelstunde abzudecken. »Es ist zwar nicht schön«, gab er zu, als er zu mir ins Wohnzimmer kam, wo ich gerade die kleinen Quiches auf unseren besten orangefarbenen Serviertellern arrangierte. »Aber zumindest regnet es jetzt nicht herein.«
Nur Dämonen hält es nicht ab. Ich ließ mir nicht anmerken, dass mir ein Schauder über den Rücken lief, als ich gemeinsam mit Stuart sein Werk betrachtete. Man sah nur noch eine Wand aus schwarzen Mülltüten. Ich zog eine Grimasse. Jetzt nur nicht daran denken, wie eine Horde von Dämonen auf dem Fensterbrett im Freien sitzt und nur darauf wartet, ihren Kollegen zu rächen!
Ich zwang mich also dazu, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, und kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo ich erneut mein Werk betrachtete. Gar nicht übel. »Okay«, verkündete ich. »Ich glaube, die Schlacht kann beginnen. Wenn wir unsere Gäste hier im Wohnzimmer und im Esszimmer unterhalten, sollte eigentlich alles in Ordnung sein.«
»Oh«, entfuhr es Stuart. »Gut, klar. Beschränken wir uns auf diese beiden Räume.«
In meinem Kopf gingen verschiedene Alarmglocken an. Ich dachte an den Berg ungebügelter Wäsche, der in der Diele im oberen Stockwerk lag, an das Katastrophengebiet, das Allie ihr Reich nannte, und an die Mengen von Plüschtieren und kleinem Spielzeug, die den Boden von Timmys Zimmer bedeckten. Ich war mir zudem sicher, dass das Gesundheitsamt wahrscheinlich das Badezimmer der Kinder versiegeln würde, um dort vielleicht ein Heilmittel gegen Krebs aus der bisher unbekannten exotischen Unterart von Schimmelpilz zu gewinnen, die um unsere Badewanne wucherte.
»Willst du denn den Gästen unser Haus zeigen?«, fragte ich im gleichen Tonfall, mit dem ich mich erkundigt hätte, ob er vorhabe, sich nach dem Nachtisch noch rasch einer Gehirnoperation zu unterziehen.
»Nur Richter Larson«, erwiderte Stuart, dessen Stimme deutlich unsicherer klang, nachdem er meine Miene bemerkt hatte. »Er sieht sich gerade nach einem Haus hier in der Stadt um, und ich glaube, ihm gefällt unser Viertel.« Er fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen, ohne den Blick von mir zu wenden. »Ich … äh … Ich bin mir sicher, dass es ihm nichts ausmacht, wenn nicht alles picobello ist.«
Ich zog eine Augenbraue nach oben und würdigte ihn keiner Antwort.
»Oder ich könnte ihn auch ein anderes Mal hier herumführen.«
»Sehr schön«, erwiderte ich sogleich mit einem gewinnenden Lächeln. »Ein andermal wäre wunderbar.«
»Okay, kein Problem.«
Auch das liebe ich an Stuart: Er lernt
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