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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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eine dreieckige Scherbe entstand, die vielleicht heruntergefallen wäre, wenn Schnee sie nicht mit einer Hand festgehalten hätte.
    Linien breiteten sich wie ein Strahlenkranz von ihrer Handfläche aus. Glassplitter, nicht größer als Kieselsteine, fielen auf den Boden. Blut tropfte am Rahmen herunter, obwohl Schnee die Schnitte nicht gespürt hatte.
    Die Magie wogte wie ein lebendiges Wesen. Schnee bildete sich ein, Talias Stimme zu hören, die sie scharf tadelte. Wie oft hatte Talia sie davor gewarnt, die Gesetze des Universums zu sehr zu beugen? Wenn man zu viel Druck ausübte, brachen Dinge entzwei. Selbst der Spiegel ihrer Mutter hatte Grenzen. Schnee versuchte, ihren Zauber zu beenden, aber dafür war es schon viel zu spät.
    Talia hatte sich einen verdammt miesen Zeitpunkt ausgesucht, um recht zu haben!
    Das Licht verblasste, während die Sprünge sich über den restlichen Spiegel ausbreiteten. Einen Moment lang sah Schnee sich selbst im Spiegelbild; ihre Gesichtszüge wurden von dem kaputten Glas verzerrt. Sich selbst – und noch etwas anderes.
    »Ach Mutter! Was hast du getan?«

Kapitel 2
    Danielle drückte die Hand ihres Mannes. »Es war auf dem Ball, wo ich sie zum allerersten Mal gesehen habe«, flüsterte sie. »Beatrice sah uns beiden zu, wie wir tanzten.«
    »Und ich merkte es nicht«, sagte Armand mit einem traurigen Lächeln auf dem bärtigen Gesicht. Seine Haare waren ein zerzaustes Durcheinander und seine Augen umschattet. Hier in diesem Zimmer, fern von der Welt, gestattete er der prinzlichen Maske, zu verrutschen und den Sohn zu enthüllen, der sich nach bloß einem weiteren Tag mit seiner Mutter sehnte. Er trocknete sich die Wange, ohne den Blick auch nur einen Moment von Beatrices Leichnam abzuwenden. »Ich hatte nie einen Ball zu meinen Ehren gewollt, aber sie bestand darauf. Ich habe nie die Worte gefunden, um ihr zu danken.«
    »Sie wusste es«, flüsterte der König. »Euch beide zu sehen, euer Glück zu sehen, war ihr Dank genug.«
    Vater Isaac faltete der Königin die Hände über der Brust. Ihre Nägel waren kurz und abgeplatzt, der Ehering hing lose an ihrem Finger.
    »Meine eigene Stiefmutter erkannte mich nicht«, sagte Danielle. »Meine Stiefschwestern funkelten mich die ganze Nacht lang wütend an, ohne überhaupt zu merken, wer ich war. Aber Beatrice wusste es. Sie kannte mich von dem Moment an, in dem ich den Fuß in den großen Saal setzte. Beinahe wäre ich aus dem Palast geflohen.«
    »Meiner Erinnerung nach bist du geflohen«, sagte Armand.
    »Nicht vor Mitternacht.« Danielle warf ihrem Mann einen gespielt finsteren Blick zu. »Beatrice lächelte mir zu. Eine kleine Nettigkeit, aber genug, um mir zu sagen, dass ich willkommen war.«
    Sogar am Ende, als Schwäche und Schmerzen Beatrice ans Bett fesselten, hatte sie immer mit echter Zuneigung und Liebe gelächelt, wenn Danielle vorbeischaute, um sie zu besuchen, oder Jakob vorbeibrachte, damit er seine Großmutter sehen konnte.
    Vater Isaac richtete sich auf und faltete die Hände. Seine Finger bewegten sich nur steif; die Haut an seinen Händen war vernarbt und runzlig von Verbrennungen, die er Monate zuvor erlitten hatte. Es war sonderbar, ihn in solch förmlichen schwarzen Gewändern zu sehen. Sein blutroter Kragen war so steif gestärkt wie gekochtes Leder, und das Kreuz um seinen Hals, dessen Enden mit Rubinen bedeckt waren, glänzte wie Glas. Ohne die strubbeligen Locken seines Barts und Haupthaars und das Mitgefühl in seinen Augen hätte er wie eine völlig andere Person ausgesehen.
    Er beugte sich herab und sprach den König an. »Kanzler Crombie kann die Bekanntgabe vornehmen, wenn Ihr es wünscht.«
    König Theodore schüttelte den Kopf. Talia, die schweigend hinter ihm in der Ecke stand, schürzte angewidert die Lippen: Sie und Crombie waren noch nie gut miteinander ausgekommen.
    »Es war ihre Entscheidung«, sagte der König leise. »Beatrices Verletzung war das Resultat ihrer Bemühungen, jemand anderem in Not zu helfen. Sie hat diese Entscheidung nie bereut.«
    Danielle würde die Undinen benachrichtigen lassen müssen. Beatrice hatte der Meerjungfrauenkönigin Lannadae das Leben gerettet; die Undine würde von ihrem Hinscheiden wissen wollen.
    Armands Hand legte sich fester um die Danielles. »Wo ist deine Freundin Schnee? Sie verdient es auch, hier zu sein.«
    Talias Miene verfinsterte sich noch mehr. »Schnee hatte … andere Aufgaben, die ihre Anwesenheit erforderten.«
    »Was für Aufgaben?«, fragte
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