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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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heraus. Talia brummte beifällig.
    »Wo wollte Schnee hin?«, fragte Danielle.
    »Sie hat es nicht gesagt, aber sie hat immer wieder zum nordwestlichen Turm geschaut.« Talia fing an zu laufen. »Sie könnte das königliche Schlafgemach zum Ziel gehabt haben.«
    »Der Geheimgang im Kamin?«, riet Danielle.
    Talia warf einen Blick zurück. »Den hast du also gefunden, ja?«
    »Schnee ist nicht so vorsichtig wie du. Sie hinterlässt Aschefingerabdrücke auf der verborgenen Tür, die zur Waffenkammer führt. Was meinst du denn, wer jedes Mal hinter euch beiden sauber macht?«
    »Und was ist mit dem geheimen Tunnel im Hof?«
    Danielle runzelte die Stirn. »Den erfindest du doch jetzt!«
    »Kann schon sein.«
    Danielle gab sich alle Mühe, mit Talia Schritt zu halten, während diese einem Pagen auswich und sich dann an einem älteren Mann vorbeischob, der im Flur herumstand. Er verfluchte sie, als sie sich an ihm vorbeizwängten, dann schnappte er nach Luft, verneigte sich und bat um Vergebung, denn er hatte Danielle erkannt. Sie war jedoch schon an ihm vorbei und lief auf die Wendeltreppe im Nordwestturm zu.
    Als sie das königliche Schlafgemach erreichten, riss Talia die Tür auf und entlockte damit dem Kammermädchen, das gerade Glas vom Boden vor dem Fenster aufkehrte, einen überraschten Aufschrei.
    »Ist dir klar, dass das Lord Grimsley war, durch den du da unten gepflügt bist?« Danielle drängte sich an Talia vorbei. »Catherine, könntest du uns bitte entschuldigen?«
    »Selbstverständlich, Euer Hoheit.« Catherine fegte die letzten Glasscherben auf eine Metallschaufel. »Schon der zweite Spiegel, den ich heute aufgekehrt habe.«
    Danielle zwang sich zu einem Lächeln und bemühte sich, sowohl ruhig zu atmen als auch die Fassung zu bewahren, während sie Catherine in Richtung Flur geleitete. Die Tür hatte sich kaum hinter dem Kammermädchen geschlossen, da schob Danielle auch schon den Riegel vor.
    Talia hatte sich bereits in den Kamin gebückt und stocherte in den Backsteinen in der Rückwand herum. Die Wand neben dem Kamin glitt auf.
    Die Treppe war schmal und kurz. Talia hatte sich nicht die Mühe gemacht, ein Licht mitzunehmen, aber der Gang war so beengt, dass es schwierig war, zu fallen. Danielle zog den Kopf ein und stützte sich mit einer Hand an der Steindecke ab.
    Sie konnten noch nicht mehr als die Hälfte der Strecke nach unten zurückgelegt haben, als Talia flüsterte: »Warte!«
    Unten wurde der orangefarbene Schein von Kerzenlicht langsam heller und beleuchtete Talias Silhouette. Sie hatte ein Messer in jeder Hand: Das eine hielt sie wurfbereit an der Spitze, das andere tief, bereit zum Stoß.
    »Ich weiß, dass du da bist.« Es war Schnees Stimme, leise und müde. »Wirf diese Spielzeuge nach mir, und ich verwandele dich in eine Kröte.«
    Talias Messer verschwanden in ihren Ärmeln, als Schnee ins Blickfeld trat. Talia stockte der Atem. Danielle ging näher heran und guckte ihr über die Schulter.
    Ihr erster Gedanke war, dass Schnee angegriffen worden war. Ihr weißer Umhang war mit Blutflecken bedeckt, ihre Handgelenke steckten in Verbänden, und Danielle konnte auch Schnittwunden an Beinen und Oberkörper erkennen. Am schlimmsten war ihr Gesicht: Aus einem tiefen Schnitt quer über die Nase sickerte immer noch Blut, und von der linken Augenbraue bis hinunter zum Wangenknochen zog sich ein großer Riss. Das Weiße in ihren Augen hatte sich in reines Rot verwandelt.
    Talia nahm Schnee die Kerze aus der Hand. »Was ist passiert? Wer hat das getan?«
    »Ich.« Schnee musterte ihre Hände. »Ich war unvorsichtig.«
    Danielle wartete, aber Schnee sagte weiter nichts. »Deine Spiegel …«
    »Kaputt.« Schnee hob einen klirrenden Ledersack hoch. »In Millionen Stücke zersprungen.«
    »Wie?«, wollte Talia wissen.
    »Nichts hält ewig.« Schnee lächelte, aber es war ein gezwungener Gesichtsausdruck. »Ein Zauber ging schief. Mein eigener Fehler. Ich war zu abgelenkt.«
    »Was für ein Zauber?« Besorgnis und Wut verstärkten Talias Worte. »Was konnte so wichtig sein?«
    »Ich dachte, ich könnte sie retten.« Schnees Stimme war ausdruckslos. Sie sackte an der Wand zusammen. »Ich dachte … Ich habe mich geirrt.«
    »›Sie retten‹? Du meinst Beatrice?« Talia packte Schnee am Arm. »Wie denn?«
    »Ich habe versagt. Welche Rolle spielt das also noch?«
    »Wir müssen dich zu Tymalous schaffen«, sagte Danielle und schnitt Talia damit die Erwiderung ab. Sie hätte sich denken können, dass es
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