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DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

Titel: DACKELKRIEG - Rouladen und Rap
Autoren: Ada Blitzkrieg
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locker an einem Abend weggesnackt" Sektion gegriffen habe, in eine umgestülpte Tüte aus unverbindlichem Plastik, die keine engere Beziehung mit dem Kunden aufbauen möchte. Plastiktüten benutzt man genau ein einziges Mal, dann noch ein Mal als Mülltüte und dann sind sie für immer weg. Aus den Augen, aus dem Sinn. Mit Jutebeuteln ist diese zeitgemäße Form der Beziehung nicht möglich, zumindest nicht, ohne sich bodenlos zu schämen, wenn im Treppenhaus, auf dem Weg zu den Mülltonnen, das Restgulasch vom Vortag und der abgelaufene Schokoladenquark durch das grobporige Umweltmaterial sutschen und eine höchst verräterische Spur zur eigenen Wohnungstür hinterlassen. Ich stülpe meine Supermarkttüten in der Regel um, damit niemand das bescheuerte Logo erkennen kann. Ich bezahle garantiert nicht für Plastikmüll und schleppe denen dann auch noch ihre hässliche Werbung durch die Szeneviertel dieser blöden Stadt. Arschlöcher!
    Nachdem ich mit EC-Karte bezahlt habe, weil ich zu große Angst davor habe mich bei Barzahlungen zu verrechnen und dann aus Geldnot und Scham zu verhungern, trennen mich nur noch die automatischen Schiebetüren von draußen, wo
Fuchur
immer noch artig auf sein Herrchen wartet. Heute können mir die Türen gar nicht schnell genug öffnen.
    Das Supermarktmonster spuckt mich nassgeschwitzt und mit hochrotem Kopf auf die Straße aus. Man bezahlt und wird aussortiert. Alles ist immer so eilig im Supermarkt, wenn man erst einmal an der Kasse steht. Vorher wollen sie einen ständig mit unnötigem Firlefanz aufhalten. Eine Werbung hier, ein kleines Häppchen dort. Haben Sie schon unseren Orangensaft probiert? Nein, ich trinke nur Nektar! Möchten Sie Gesichtswurst naschen? Ja. Aber nur für Kinder! Und dann fertigen sie einen an den Kassen ab, als hätte man den ganzen überteuerten Scheiß woanders gekauft und wäre nur zum Kacken in ihrem Markt gewesen.
    Ich rede den Jugendlichen, der den Markt offenbar kurz vor mir verlassen haben muss, mit „Hey, Kumpel!“ an, während er den weißen Dobermann ableint, und stiere den vor Aufregung freudig tänzelnden
Fuchur
wenige Momente zu lange an. Dieser scheint sich aber gar nicht wegen mir zu freuen, muss ich mir schmerzhaft eingestehen, sondern wegen seinem debilen Herrchendepp. Ich fühle mich einige Sekunden viel zu überflüssig in dieser äußerst undankbaren Konstellation, bis mich der Hund endlich doch bemerkt und erneut einfach zurückstarrt. Wir blicken uns wieder wissend an. Du weißer Schönling! Fälschlicherweise wird meine Bewunderung vom Besitzer als Aggression ausgelegt, dabei will ich das haarige Wesen doch nur streicheln und meine Zuneigung in undefinierbarem Starren und geheimnisvoll beunruhigenden Gesten ausdrücken. „Was?“, mault mich der Junge an. Wie alt wird der wohl sein, denke ich. Vierzig?
    Hinter dem Rücken nestle ich mit geschickten Fingern die Verpackung von der
BiFi
, was dem kampfgeschulten Kreuzberger Jungen natürlich nicht verborgen bleibt. Mit einem Satz nach hinten bringt er sich in vorläufige Sicherheit und überlässt
Fuchur
seinem unvermeidlichen Schicksal. Was werde ich wohl hinter dem Rücken hervorziehen, schießt es ihm bestimmt durch seinen aufgedunsenen Undercut-Schädel. Pfefferspray? Ein Messer? Eine Pistole? Pfeilschnell zücke ich die
BiFi
. „Ha!“, rufe ich noch und halte
Fuchur
das entblößte Fleischprodukt ungebührlich entgegen. Der zögert nicht und langt mit seinem feuchten Lappen ordentlich zu. „Na bitte!“, denke ich, und glaube im Gehen zu spüren, dass dem Jungen ein Messer weitaus lieber gewesen wäre.

ALF
    So ein übermotiviertes Kacklicht ballert von Null auf Hundert in unter einer Sekunde, es sei denn man ist ein unglaublich selbstgerechtes Yuppie-Arschloch, das ausschließlich Energiesparlampen benutzt. Nicht, weil man von deren Nachhaltigkeit oder der Idee des Ressourcensparens ernsthaft überzeugt wäre, sondern weil man sich die teuren Luxusgüter ja schließlich einfach leisten kann, ohne mit der Wimper zu zucken. Geld ausgeben ist das große Ding. Hauptsache der aufwendige Lifestyle ist nachher auf dem Kontoauszug gut sichtbar. Für mich ist es immer noch ein Rätsel, warum es da draußen anscheinend Menschen gibt, die immer genügend Zeit zur freien Verfügung haben, um so lange mit Plänen und Aktivitäten inne zu halten, bis ihre Glühbirnen die volle Leuchtkraft erreicht haben, was bei einer handelsüblichen Energiesparlampe bis zu achtzig Jahren dauern kann,
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