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DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

Titel: DACKELKRIEG - Rouladen und Rap
Autoren: Ada Blitzkrieg
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werden. Dobermänner mögen aber bekanntlich niemanden und das sieht man ihnen auch immer gleich an. Auch
Fuchur
. An diesem Hund ist nichts drollig oder gar liebenswert. Außerdem wollte mir mal eines dieser humorlosen Aalwesen meinen kleinen Terrier zerreißen. Ich habe das Monstrum dann mit bloßen Händen auf den harten Boden gedrückt und der "elegantere Pinscher" hat sich jaulend in seinem eigenen Glitsch gewunden, wie eine verkrummbeinte Schlange. Dem sich windenden Lulatsch habe ich dann furchtlos direkt in die Augen geblickt und pfeilschnell meinen tödlichen Giftstachel mitten in sein Herz gejagt. Das ist schon ein paar Jahre her, aber Hunde kennen mich inzwischen, denn so etwas spricht sich schnell herum.
Fuchur
wird mich bestimmt auch gleich erkannt haben und hat sich folglich schon seinen Teil gedacht. „Aha, die also!“
    Der Dobermann wiegt in der Regel fünfundvierzig Kilogramm und ist damit "bodymäßig" ein feines Vorbild für viele Frauen.
Wikipedia
nennt eine Verwendung des Hundes als "bevorzugter Diensthund in Konzentrationslagern". Aha, sag ich doch immer! Ich mag Dobermänner einfach nicht. Aber dieser
Fuchur
scheint für seine Verhältnisse trotzdem ganz nett zu sein. Echt in Ordnung der Typ, denke ich noch.
    Die automatischen Türen öffnen lautlos und ich trete in das künstliche Licht tausender Leuchtstoffröhren. Diese Lichtsymphonie soll die Kunden im Supermarkt zum Kauf anregen, sagen sie, aber wenn dieses Licht angeblich alles so verführerisch aussehen lässt, wieso installieren wir es dann eigentlich nicht im Schlafzimmer? Bei mir jedenfalls wirkt dieses Licht nicht, denn ich bin nicht anfällig für Äußerlichkeiten und dekorative Kosmetik bei Nahrungsmitteln. Von mir aus kann Fleisch mausgrau sein. Hauptsache, es ist anständig tot und ordentlich viel. Ich kaufe mein Obst nicht nach Form, sondern nach Funktion. Bei mir wirkt ohnehin nichts mehr.
    Meine Kaufentscheidungen treffe ich rein rational und sachlich. Wenn ich Hunger habe, dann kaufe ich nur genau so viel wie ich essen kann - also heute, morgen, übermorgen, in drei Tagen, die kommenden Wochen, während einer Schwangerschaft mit Achtlingen und für den Fall eines möglichen Atomkrieges gegen Roboterkatzen. Ich kaufe auch für potenzielle Besucher einer riesigen Einweihungsparty und die Gäste meiner nächsten vierzig Geburtstage ein. Mein Kühlschrank muss immer ausreichend für eine große Dinnergala mit meinen vierzehntausend engsten Followern und die Besucher meiner eventuellen Hochzeitsfeier mit einem Mitglied des britischen Königshauses gefüllt sein, die dann aber in der Regel nicht kommen, denn meine Wohnung ist bekanntermaßen Sperrgebiet für soziale Aktivitäten und einen Grund zum Feiern gibt es für mich erst recht nicht. Diese hochgradig vernünftige Menge Lebensmittel esse ich meist an einem einzigen Abend vollständig auf. Am nächsten Morgen habe ich dann leider nichts mehr übrig, was ich zum Frühstück verzehren könnte und muss schon wieder einkaufen gehen und mich physisch verschwenden.
    Das Summen der vielen geschäftigen Elektrogeräte, der betriebsamen Kühltruhen und der meterhohen Getränkeschränke, in deren weißen Einheitsbäuchen wohlbehalten rohe Mengen pasteurisierte Milch, polymorphe Fleischprodukte und Fischstäbchenpackungen mit Seniorenkonterfei schlummern, verschluckt mich vollkommen, während das Flüstern und Säuseln der viel zu kalt eingestellten Klimaanlage beharrlich rattert. Rtttt. Rtttt. Rtttt. Rtttt. Mir schlägt eisige Kälte ins Gesicht und ich spüre wie mein Körper von einer starken Gänsehaut vereinnahmt wird, die meine schlecht rasierten Beine zu sprengen droht. Die Kühle der sterilen Masse aus Plastikauslagen, beigen Bodenkacheln und Stahlregalen lässt mich bibbernd, aber voll freudiger Erwartung hinsichtlich der Zuckerfettkompositionen, die ich in wenigen Momenten mein Eigen nennen darf, euphorisch hochleben, nur um mich wenige Minuten später mit voller Wucht wieder auf den Boden der Tatsachen zu schleudern.
    Die chemischen Reinigungsmittel, die die unterbezahlten Putzkräfte in Supermärkten aus purer Gehässigkeit benutzen, machen einfach nur krank. Die Inhaltsstoffe der Nahrung machen krank. Das Licht macht krank. Der Stress im Markt macht krank. Das Bücken oder Strecken nach Lebensmitteln macht krank. Die Keime der Kunden und der Angestellten machen krank. Fett macht krank. Zucker macht krank. Alkohol macht krank. Süßstoff macht krank. Und Klimaanlagen
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