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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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Handlung dieser Nacht schicke ich Jonathan eine SMS und frage ihn, ob er heute Nachmittag beim Basketball mit dabei ist. Als ich gerade wegdämmere, kommt seine Antwort: Ok. Wir sehn uns um 3. J
    Also ist er noch nicht ganz verloren. Ich schicke ihm noch eine Nachricht und frage ihn, was ihn schon so früh am Morgen aus dem Bett treibt.
    Keine Antwort.
    Dann schicke ich noch eine SMS: Mein Vater kommt bald nach Hause. Vorzeitig. Vielleicht stimmt was nicht.
    Früher hätte Jonathan nach so einer Nachricht sofort angerufen, aber zehn Minuten später hat er sich immer noch nicht gemeldet. Eigentlich weiß er genau, wie es mir mit meinem Vater geht. In den letzten vier Monaten habe ich ihm nicht eine einzige Mail nach Afrika geschrieben. Denn wenn er lieber in Umba-Bumbaland leben und Eingeborene impfen will, soll er das meinetwegen tun, aber dann darf er auch nicht damit rechnen, haufenweise Mails von seinem Sohn zu bekommen. Jonathan kennt den ganzen Mist, und trotzdem ruft er nicht an.
    Frau Iversen rumort unten auf der Terrasse mit dem Stuhl und sagt ihrem Mann, dass sie noch Kaffee holt. Ich rufe Jonathan an, werde aber direkt mit der Mailbox verbunden, und Jonathans wohlbekannte Stimme bittet mich darum, eine Nachricht zu hinterlassen. Also hat er keine Lust, mit mir zu reden. Sein Glück, dass ich viel zu müde bin, um mich darüber aufzuregen. Ich drehe mich um und bin weg, noch bevor Frau Iversen mit dem Kaffee wiederkommt.

Gespielt wird mit denen, die kommen. Andere Regeln gibt es nicht. Viele waren irgendwann mal in einem Verein, und manche sind es immer noch, aber die meisten spielen nur hier. Heute sind wir zu sechst. Ich weiß, wie die anderen heißen, würde aber keinen von ihnen als Freund bezeichnen. Mit Ausnahme von Tobias vielleicht. Er ist ein dünner, etwas freakiger Typ Anfang zwanzig, der in der Haraldsgade wohnt. Heute ist er mit Abstand der Beste auf dem Platz. Vor ein paar Jahren durfte er sogar in der Jugendnationalmannschaft mitspielen, hatte aber keine Lust, „nonstop zu trainieren“ und hörte sowohl in der Nationalmannschaft als auch mit dem Vereinsbasketball überhaupt auf. Frank – den wir Schrank nennen – arbeitet als Möbelpacker und kommt aus Esbjerg. Er ist zwei Meter groß und wiegt schätzungsweise 125 Kilo. Er bewegt sich mit der Eleganz eines Walrosses, dem man das Laufen beigebracht hat, über den Platz. Henrik ist das genaue Gegenteil von Schrank; er ist so dünn wie eine Schiebetür und bewegt sich genauso gern seitwärts. Kasper geht in dieselbe Klasse wie Nicks Schwester Sandra und nimmt alles im Leben sauernst. Ständig schlägt er vor, dass wir jemanden zum Schiedsrichter ernennen sollten, weil er sich ungerecht behandelt fühlt. Aber wir spielen nicht mit Schiedsrichtern. Wer auf Anzeigetafeln, akkurate Linien und übereifrige Männer mit Trillerpfeifen besteht, soll in einen Verein gehen. Den letzten Spieler kenne ich nicht besonders gut. Ich weiß nur, dass er Sune heißt und wahnsinnig gern ein richtig cooler Street-Typ wäre.Was mit einem Namen wie Sune ziemlich schwer ist. Gerade steht er am Zaun und unterhält sich mit einer Wahnsinnsbraut. Unter ihrem T-Shirt und ihren extraweiten Shorts zeichnet sich ein astreiner Körper ab. Sune hat die eine Hand auf den Drahtzaun gelegt und die Mütze in den Nacken geschoben, während er mit ihr spricht.
    „Hierher, Mateus!“ Henrik Schiebetür bewegt sich im Krebsgang seitwärts, während er mit den Armen winkt.
    „Moment mal kurz!“ Ich werfe den Ball weg und gehe zum Zaun rüber.
    Tobias macht eine entnervte Armbewegung. „Aha, dann machen wir jetzt also Pause.“
    Die Schönheit schüttelt ihren Pferdeschwanz und erklärt, dass sie schon viel Basketball gespielt hat, zurzeit aber nicht in einem Verein ist. Ob es in Ordnung wäre, wenn sie mitspielen würde?
    Kasper trinkt aus seiner Wasserflasche und sieht sie dann skeptisch an.
    Tobias ist natürlich alles egal.
    Schrank und Schiebetür stehen immer noch mitten auf dem Platz und halten sich völlig raus. Vielleicht sind sie schwul.
    Oder blind.
    „Eigentlich spielen wir nicht mit Mädchen“, sagt Sune und mustert sie mit Fahrstuhlblick.
    Sie erwidert die Musterung direkt. Langsam scannt ihr Blick Sunes uncooles Kaufhaus-Outfit von unten nach oben und bleibt an seinem dümmlich grinsenden Gesicht hängen. „Und wieso hat man dir dann erlaubt, mitzuspielen?“
    Ihr Kommentar wird von einem eiskalten Blick begleitet, der Sunes affiges Grinsen gefrieren lässt.
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