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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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Notaufnahme.“
    Jetzt kommen sie wieder ins Spiel, all die „jungen Männer“, die sie in der Notaufnahme zusammenflicken mussten. All die gebrochenen Nasen, blutenden Lippen, ausgeschlagenen Zähne. Die Messer im Körper. Sie hat unzählige Horrorgeschichten auf Lager, und fast immer sind sie in der Innenstadt passiert.
    „Uns passiert schon nichts“, sage ich und schneide mir ein paar Scheiben Käse ab.
    „Man braucht es nicht einmal darauf anzulegen. Manche werden einfach so angegriffen, aus dem Blauen heraus.“
    „Ja ja, das ist wahrscheinlich die Version, die sie der Polizei erzählen. Aber wenn man Prügel einsteckt, dann doch wohl nur, weil man sich in irgendwas reingeritten hat.“
    „Das gilt nicht für alle!“
    Sie streicht mir das Haar aus der Stirn. Wenn sie das tut, habe ich das Gefühl, nicht älter als drei Jahre zu sein, und sie will mich gerade davor warnen, die große Rutsche im Kindergarten auszuprobieren.
    „Es trifft auch Unschuldige“, sagt sie leise. „Gestern hatten wir einen Fünfzehnjährigen da, der eine Flasche ins Gesicht bekommen hatte. Er musste mit zweiundzwanzig Stichen genäht werden!“
    Ich packe den Käse wieder ein und feuere ihn in den Kühlschrank. „Und? Sollen wir etwa nie wieder weggehen? Oder soll ich jeden Abend um neun zu Hause sein?“
    Bestimmt würde sie am liebsten mit Ja antworten. Doch dann schüttelt sie den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Aber könnt ihr euch nicht einfach von der Innenstadt fernhalten?“
    „Das ist ein bisschen schwierig.“
    „Ist es Nick, der immer unbedingt dahin will?“
    „Mama ...!“
    „Jonathan hätte kein Problem damit, auch hier in Østerbro seinen Spaß zu haben, oder?“
    Klar, weil Jonathan der größte Partymacher aller Zeiten ist, der sich vor allem zurzeit ganz königlich zu amüsieren scheint.
    „Es war gar nicht Nicks Idee“, sage ich, und es ist nicht das erste Mal, dass dieser Satz in einer Diskussion mit meiner Mutter fällt. Es ist auch nicht das erste Mal, dass sie die Stirn runzelt und mir NICHT glaubt. Denn wer war dabei, als ich in der siebten Klasse an einem Nachmittag ein halbes Päckchen Zigaretten geraucht und anschließend unser Sofa vollgekotzt habe?
    Nick.
    Und wer hatte die Wodkaflaschen auf die Party eingeschmuggelt, von der meine Mutter ihren beinahe bewusstlosen Sohn in der achten Klasse abholen musste?
    Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch Nick.
    Wer schlich sich weg, als wir meinen fünfzehnten Geburtstag feierten, um im Schlafzimmer meiner Eltern mit einem der weiblichen Partygäste zu schlafen?
    Nick.
    Er hat die Toleranzgrenze meiner Mutter schon vor mehreren Jahren und unzähligen Dummheiten überschritten.
    Ich nehme eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank.Doch meine Mutter hat ihren Vortrag noch nicht beendet.
    „Papa hat angerufen. Er kommt in ein paar Wochen nach Hause.“
    „Wollte er nicht ein halbes Jahr weg sein?“
    „Doch. Aber er hört ein bisschen früher auf.“
    Wahrscheinlich erwartet sie, dass ich jetzt frage, warum er früher nach Hause kommt, aber ich habe keine Lust. Mein Vater ist Arzt und war in den letzten drei Jahren bei vier Einsätzen von Ärzte ohne Grenzen dabei. Mittlerweile wirkt es so, als wäre er eher ein Gast als ein Teil der Familie, wenn er endlich einmal zu Hause ist.
    „Okay ...“, sage ich gleichgültig und gehe nach oben. „Viel Spaß bei der Arbeit.“
    „Mateus ...“ Der verletzte Ton in ihrer Stimme bringt mich dazu, auf dem Treppenabsatz stehen zu bleiben. „Heute Abend isst du zu Hause, oder?“
    „Meinetwegen.“
    „Dann sprechen wir darüber.“
    Ich nicke, und sie lächelt, ohne es richtig ernst zu meinen. Dann geht sie. Vom Fenster im Treppenhaus aus kann ich sehen, wie sie ihr Fahrrad aus dem Vorgarten holt und es auf den Bürgersteig schiebt. Ich laufe die Treppe weiter hoch, am ersten Stock vorbei, wo sich das Wohnzimmer und das Arbeitszimmer befinden, und am zweiten, wo das Bad, das Gästezimmer und das Schlafzimmer meiner Eltern liegen. Die schmalen Treppen, die zu meinem Dachzimmer führen, sind meine letzte Kraftanstrengung in dieser Nacht. Ich werfe mich aufs Bett und esse im Liegen die Käsebrote, während ich Nick eine SMS schicke. Er antwortet nicht, also ist er sicher schon ins Bett gegangen. Oder von der königlichen Leibgarde am Schloss verhaftet worden.
    Herr und Frau Iversen, unsere Nachbarn, sind früh wach. Sie unterhalten sich unten im Garten und klappern mit ihren Kaffeetassen. Als letzte
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