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Da muss man durch

Titel: Da muss man durch
Autoren: Hans Rath
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Audrey nicht denkt, ich würde sie
     beobachten. Dass sie einen sehr hübschen Busen und eine ungemein ansehnliche Figur hat, habe ich sowieso längst gesehen.
    Karl reicht mir mein Wasser, im selben Moment fällt sein Blick auf Audrey, und ein Anflug von Ärger ist in seinem Gesicht
     zu lesen. «Kind, zieh dir bitte was an. Wir haben schließlich Gäste.»
    Audrey stemmt die Hände in die Hüften und verlagert ihr Körpergewicht auf das linke Bein. Das sieht ebenso keck wie sexy aus.
    «Ach, komm. Wir sind doch unter uns, Grandpa. Und Paul hat bestimmt nichts dagegen, oder?» Sie sagt es lässig und sieht
     mich dabei fragend und ein wenig herausfordernd an.
    Ich zucke ratlos mit den Schultern. Grundsätzlich habe ich nichts gegen die Gesellschaft halbnackter Frauen, möchte mich
     aber auch nicht in die Etikette der Familie von Beuten einmischen.
    Karl bleibt unnachgiebig. «Außerdem kommen die anderen gleich. Du weißt genau, dass Lissy und Konstantin es nicht ausstehen
     können, wenn du hier so rumläufst.»
    Audrey seufzt und hat offenbar ein Einsehen mit ihrem |19| Großvater, denn sie dreht sich nun um und schlendert zurück zum Badehaus.
    Ich sehe ihr nach, und mein Blick fällt auf das Tattoo, das Audrey im Flugzeug erwähnt hat, oder genauer gesagt, auf jenen
     Fetzen Stoff, unter dem es verborgen ist. Das Motiv wird nämlich größtenteils von ihrem Slip verdeckt, einige zarte Linien,
     die sich auf ihren Po und ihre Hüften schlängeln, verraten aber ziemlich genau, wo es sich befindet.
    Da ich mir vorzustellen versuche, wie Audreys Glücksbringer wohl aussieht, vergesse ich diesmal, meinen Blick zeitnah von
     ihr loszureißen. Das fällt aber glücklicherweise nicht auf, weil Audrey mir ja den Rücken zuwendet und Karl sein Glas in
     einem Zug geleert hat und nun damit beschäftigt ist, sich großzügig nachzuschenken. Er lässt Eis in seinen sechsstöckigen
     Brandy purzeln.
    «Sie wissen vielleicht schon, dass ich mich nicht sonderlich fürs Geschäft interessiere», sagt er und nimmt Platz. «Es ist
     halt eine leidige Pflicht.»
    Da ich mich im Flugzeug mit Audrey und Henning unterhalten habe, statt mein Dossier zu studieren, weiß ich leider gar nichts
     über Karl von Beuten. Ich mache also ein erwartungsvolles Gesicht und hoffe, dass er mir ein bisschen von sich erzählt,
     bevor er sturzbetrunken mit dem Kopf auf die Tischplatte knallt, was nach meiner Einschätzung in weniger als fünf Minuten
     der Fall sein wird.
    «Obwohl ich meine Karriere ja schon vor langer Zeit an den Nagel gehängt habe, schlägt mein Herz immer noch fürs Theater.
     Wer einmal Theaterluft geschnuppert hat, der vergisst das nicht.» Er nippt an seinem Brandy, ist offenbar sehr zufrieden
     mit dem Drink und kippt wie zur Bestätigung das halbe Glas in einem Zug. «Was ist Ihr Lieblingsstück?», fragt er.
    |20| Darüber habe ich mir bislang noch keine Gedanken gemacht. Ich überlege angestrengt, während von Beuten sich ein wenig vorbeugt:
     «Ich glaube ja, dass man Menschen nach ihrem Theatergeschmack beurteilen kann.»
    Etwas Ähnliches hatte ich schon befürchtet.
    «Macbeth», sage ich, da mir gerade nichts Besseres einfällt. Ich kenne das Stück einigermaßen, weil ich es zufällig mehrmals
     gesehen habe. Außerdem finde ich die Story zeitlos. Es gibt ja immer wieder Männer, die von ihren Frauen zu allem möglichen
     Scheiß angestiftet werden.
    «Gute Wahl!», bescheinigt mir der alte von Beuten. «Den Macbeth habe ich auch gegeben. Mitte der Fünfziger. In Unna.» Er
     kippt die andere Hälfte seines Drinks. «Vielleicht haben Sie ja davon gehört.»
    Nein. Ich hab schon viele verrückte Sachen gehört. Aber ein Jahrhundert-Shakespeare in Unna war nicht dabei.
    Auf der anderen Seite des Geländes erscheint nun eine kleine Gesellschaft, angeführt von Elisabeth von Beuten. Sie ist in
     ein blaues Strandkleid gehüllt, trägt eine große Sonnenbrille und führt einen cremefarbenen Windhund an der Leine. Ihr Hofstaat
     besteht aus einem schlaksigen Mann um die fünfzig, der Karl auffallend ähnlich sieht, und einer stark gebräunten Frau um
     die vierzig, die sich bei dem Schlaks eingehakt hat. Ein kleiner, dicker Mann in einem blauen Overall schleppt zwei große
     Picknickkörbe hinter dem Grüppchen her. Ich vermute, es ist Uschis Mann Josef, denn auf seinem Sonnenhütchen prangt das
     Emblem einer Kölner Brauerei.
    Elisabeth schreitet mitsamt Entourage würdevoll durch die Poollandschaft, derweil Karl und
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