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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel
Autoren: Mischa Martini
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abgemeldet und erzählt, dass ihr den Täter habt.«
    »Wo ist Andrea?«
    »Sie holt Annika im Kindergarten ab. Die beiden müssten eigentlich schon längst hier sein. Vielleicht sind sie noch nebenan ins Kloster gegangen zu der … wie heißt sie noch?«
    »Edelberga.«
    »Annika ist total begeistert, sie will nun auch einen Kräutergarten …«
    »Verdammter Mist!«
    »Was ist los?«
    »Erzähle ich dir heute Abend.« Walde versuchte, sich seine Beunruhigung nicht anmerken zu lassen. »Rufst du mich bitte an, wenn die beiden zu Hause sind?«
     
    Nachdem, er eine Zeit lang auf der Bank gegenüber dem Rondell gesessen hatte, schlenderte Huck, die Hände auf dem Rücken verschränkt, weiter in den Park hinein. Seinen Rucksack hatte er neben der Bank stehen lassen. Sollte jemand neugierig sein, war darin auf den ersten Blick nichts Verdächtiges zu entdecken. Das Benzin hatte er in eine Wasserflasche gefüllt.
    Er war zu dem Schluss gelangt, dass die Polizei sich nicht für das Gelände, sondern für die persönliche Bewachung von Edelberga entschieden hatte. Dennoch schreckte er von dem lauten Geräusch über ihm zusammen, als eine heftige Windböe in die Krone der Zeder fuhr. Braune Tannennadeln regneten auf ihn herab.
    Die Messe in der Kapelle würde wohl nicht vor sechs Uhr stattfinden. Auf das Glöckchen, das früher immer zehn Minuten vor Beginn geläutet hatte, konnte er sich wahrscheinlich auch heute noch verlassen.
    Das Treibhaus kannte er noch nicht. Durch die aufgeklappten Scheiben waren Stimmen zu hören.
     
    »Das darf doch nicht wahr sein! Die haben den kompletten Personenschutz abgezogen.« Walde fasste sich an die Stirn.
    Meyers sofortige Reaktion bestand darin, dass er das Blaulicht aufs Dach setzte und den Wagen beschleunigte.
    »Willst du Gabi nicht anrufen?«
    »In der Eifel reitet die Kavallerie und wir sollen in Trier mit einer schwangeren Gabi und Grabbe, der dem Teufel gerade erst von der Schippe gesprungen ist, einen hochgefährlichen Mörder dingfest machen?«
    »Soviel ich weiß, haben wir noch ein paar weitere Kollegen vor Ort, die durchaus …«
    »Doris vermutet, Andrea Pawelka und Annika könnten bei Schwester Edelberga sein.«
    »Scheiße.« Meyer hielt beim Überholen von drei dicht hintereinander fahrenden Lkw auf einen entgegenkommenden Kleintransporter zu, der schlingernd an den Straßenrand auswich.
    Der Himmel hatte sich verdunkelt. Auf der Talfahrt in die Stadt umgingen sie den Stau auf der B51 über die Busspur. Hinter der Moselbrücke blieben sie schließlich im dichten Verkehr stecken. Meyer versuchte über Lautsprecher, die auf den beiden Spuren vor der Ampel wartenden Autofahrer dazu zu bewegen, eine Mittelgasse freizumachen. Das machte einige Autofahrer so nervös, dass sie auch noch stehen blieben, als die Ampel auf Grün umsprang. Meyer schien kurz vor einem Tobsuchtsanfall zu stehen. An der Einmündung zur Bruchhausenstraße lenkte er kurzerhand den Wagen über den Zebrastreifen zwischen den Ampeln auf den Fußweg, der durch die Allee führte.
     
    Zuerst sah er nur ihren Kopf. Sie saß auf einem Schemel an der Rückwand des Treibhauses. Über zwei Jahrzehnte war es her, dass er Edelberga zuletzt gesehen hatte. Sie war für ihn schon alt gewesen, als er damals ins Heim gekommen war. Danach hatte sie sich kaum mehr verändert. Bis heute. Sie schien mit den Jahren etwas geschrumpft und dünner geworden zu sein. Aber vielleicht lag es auch daran, dass er inzwischen groß und stark geworden war. Und ihr endlich das zurückgeben konnte, was sie verdient hatte.
    Als Erstes galt es zu verhindern, dass sie schreien würde. Dazu musste er ihr Vertrauen gewinnen. Er hatte es in Saarburg auch geschafft, die alte Becker in ein Gespräch zu verwickeln. Man musste nur wissen, wofür die Leute sich interessierten. Hertha Becker hatte er an ihrem Geiz packen können. Den kannte er aus schmerzlicher Erfahrung. Die Aussicht, die Reparatur der leckenden Dachrinne für einen Apfel und ein Ei von einem Wandergesellen ausgeführt zu bekommen, war ihr sogar einen gemeinsamen Cognac wert gewesen. Die Tropfen des Betäubungsmittels hatte sie nicht herausgeschmeckt.
    Und Edelberga? Alles, was mit Religion zusammenhing, war ein Minenfeld. Die Pflanzen dürften sie wohl immer noch interessieren. Hatte sie nicht damals von der Kräuterlehre einer Hildegard von Bingen geschwärmt?
    Eine Frau mit auffallender Lockenpracht kam plötzlich neben der Nonne in sein Blickfeld. Sie sah nicht wie eine
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